Die Vision des Monsieur Chappe
Von Claude Chappe (1763-1805) ist bekannt, dass er französischer Geistlicher und Techniker in einer Person war. Ob es nun göttliche Eingebung oder kaltes technisches Kalkül war welches ihn von einer Hochgeschwindigkeits- Nachrichtenübermittlung träumen ließ, ist nicht überliefert. Bis zu seiner bahnbrechenden Vision eines Flügeltelegrafen, mit der er das Informationszeitalter einläutete, war es üblich Nachrichten und Briefe mit der Postkutsche oder durch Boten, also im Schneckentempo von A nach B zu bringen. Gegen Ende des 18. Jhrds., während der Zeit der Revolutionskriege zwischen Frankreich auf der einen, sowie Preußen und Österreich auf der anderen Seite, gelang es Claude Chappe den ersten brauchbaren optischen Telegrafen zu entwickeln.
Hierbei handelte es sich um einen einfachen Turm, auf dem ein Holzgestell mit schwenkbaren Armen aufgebaut wurde. Insgesamt waren 196 verschiedene Armstellungen möglich, jeder Stellung waren Silben, Wörter oder Satzteile zugeordnet, so dass sich ganze Sätze übermitteln ließen.
Die Telegrafentürme wurden in solch einem Abstand errichtet, dass sich die benachbarten Türme noch mühelos mit dem Fernrohr beobachten ließen. Der erfolgreiche Probebetrieb erfolgte 1793 auf der Strecke von Paris nach Lille (260 km), die Zeichen konnten mit einer sensationellen Geschwindigkeit von ca. 135 km pro Minute übermittelt werden. Sehr schnell wurde der militärische Nutzen erkannt und in der Folge wurde das Telegrafennetz in Frankreich stark ausgebaut.
Eine der historischen Telegrafenstrecken verlief dabei von Paris über Metz bis nach Mainz, über die auch die napoleonische Rheinarmee ihre Befehle erhielt. Die Zeit der Flügeltelegrafen währte etwa 80 Jahre, in der Pfalz wurden die Chappe'schen Telegrafentürme bald wieder vergessen. Einer stand an der Stelle, auf der heute der Eschkopfturm (bei Johanniskreuz) steht, ein weiterer soll nahe bei Elmstein gestanden haben.
Die Reste eines weiteren Turmes könnt ihr entdecken, wenn ihr diesem kleinen Wandervorschlag folgt (ca. 1,8 km für die einfache Strecke). Am besten startet ihr in Frankenstein unterhalb des Rußhüttenberges am Ende des Erlenbachtales. Parken könnt ihr vor dem Betriebsgelände der Firma Nabinger. Hier sollte es euch keine Schwierigkeiten bereiten, die Koordinaten des Finals zu finden.
Viel Spaß!
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