Schon mein halbes Leben lang studiere ich jetzt die Geschichte der Elben. Doch die größte Entdeckung gelang mir erst kürzlich, als mein Vater bei einer Auktion ein altes Landschaftsgemälde ersteigerte. In dem Augenblick, in dem ich es das erste Mal sah, erkannte mein geschultes Auge sofort, dass mehr hinter dem Bild verborgen war als bloß ein Stück auf Leinwand konservierter Natur. Es trug unverkennbar die geheimen Zeichen des Cáno-Ordens, eines der drei mächtigsten Elben-Orden der Westlande. Bei näherer Untersuchung des Gemäldes fand ich, im Rahmen versteckt, ein mit Runen beschriftetes Pergament. Die Übersetzung ließ mir den Atem stocken. Offenbar hatten die Cáno dereinst einen „Pfad der Erleuchteten“ hier ganz in der Nähe angelegt. Diese versteckten Pfade dienten den Elben seit jeher dazu, potentielle Ordensbrüder vor Aufnahme in ihre Reihen zu prüfen. Doch lest selbst, was ich aus dem alten Pergament übersetzen konnte:
Dies ist gerichtet an jene, die den Cáno ihre Treue schwören wollen. Befolgt diese Anweisungen und zeigt, ob ihr unseres Ordens würdig seid.
Vom Anfang des Pfades der Erleuchtung müsst ihr euch zu den zwei steinernen Trollbrücken aufmachen. Sucht dort etwas abseits des Weges mit einer Neumond-Fackel nach der ersten Rune. Dann folgt dem Weg weiter und lasst euch von nun an von Laure-Splittern mit ihrem goldenen Glanz den Weg weisen. Haltet auch stets nach dem grünen Leuchten von Laica-Splittern Ausschau. Sie zeigen an, dass ganz in der Nähe Elbenrunen verborgen sind. Entdeckt ihr im Schein eurer Mondlichter einen Laica-Splitter, so finden sich ganz in der Nähe 2 weitere und dort auch bald die nächste Rune.
Auf eurem Weg werdet ihr die Geheimnis-Treppen herabsteigen und dem Pfad der Erleuchteten zum Trinkhorn Tercerens folgen. Bedenkt, dass sein Horn niemals leer sein sollte! Eure Reise wird euch dann zu den Irrlichtern des „Ewigen Waldes“ bringen. Ihre Anzahl solltet ihr euch merken, denn sie ist ebenso wichtig wie eine Rune. Danach gelangt ihr zum sagenumwobenen „Roten Auge“ Tercerens. Um es zu finden, sucht zunächst am Rande des „Ewigen Waldes“ den Baum, der mit zwei Laica-Splittern und einer unsichtbaren Markierung gekennzeichnet ist die nur im Neumondlicht erscheint. Von dort lauft den Weg gen Süd-West, bis eure ausgestreckte linke Hand 5 Bäume gestreift hat. Wenn ihr zu eurer Linken nun einen Baumstumpf erblickt, wendet euch um eine 8-tel Drehung nach links und ihr blickt auf den Baum, in dem Tercerens Auge verborgen liegt. Es wird auf den Ort der richtigen Rune deuten.
Als nächstes steht euer Geschick am Schrein der Anziehung auf der Probe, der eine weitere Rune beinhaltet. Habt ihr dem Schrein sein Geheimnis entlockt, führt euch der Pfad weiter zu der versteckten Anlegestelle unserer Welten-Segler.
Die letzten Laure-Splitter geleiten euch daraufhin zu der wichtigen 8ten Rune. Habt ihr auch die anderen 7 Runen gefunden, offenbaren sie euch den nächsten Teil des Pfades.
So gelangt ihr bald zu den Überresten der steinernen unserer verlassenen Ordens-Feste. In denen ein metallischer Kristall des Arundo Arkanis verborgen ist. Ihn mit dem Mondlicht zu finden bedarf scharfer Augen, belohnt euch aber mit der letzten Rune.
Mit ihr seid ihr dem Ziel ganz nah.
Ich selbst habe den Pfad der Erleuchteten längst absolviert. Mit Hilfe der in dem Gemälde verborgenen Runen konnte ich die Koordinaten für den Eingang zum Pfad bestimmen. Die Rune bei den Trollbrücken findet ihr, wenn ihr euch zu N 51°23,691 und E006°41,168 begebt.
Auch nützlich sind vielleicht diese Auszüge aus einem antiken elbischen Geschichtsbuch meiner privaten Sammlung (interessanterweise zum größten Teil von einem Zwerg verfasst).
Und bedenkt immer: Elbische Runen sind oft nur im dunklen Licht einer Neumond-Fackel zu sehen. Solche Fackeln sind, wie auch die Mondlicher, nur sehr schwer zu bekommen. Ich bin aber sicher, dass ihr adäquaten Ersatz findet. Auch arkane Energie von 9 Volthar, sowie einen Liter klaren Wassers als Opfergabe für das Horn solltet ihr zum Bestehen des Pfades bereit halten
Übersetzte Auszüge aus dem Elben-Almanach der Sammlung des Professors
Terceren
Terceren, seinerseits ein großer Anführer der Elben, war nicht immer ein ehrenhaftes Cáno-Mitglied. Lange vor seiner Aufnahme in den Orden kannte man ihn als Terceren den Tyrann. Mit dem Langbogen und seinen tödlich präzisen, roten Augen streckte er in den bluttriefenden Schlachten des schwarzen Zeitalters tausende seines eigenen Volkes nieder. Selbst als man ihn schließlich in die Knie zwang, wütete sein Zorn in den Verließmauern weiter. Erst die Liebe zu Hochelbin Aura, so erzählt man, konnte seinen von Dunkelheit vergifteten Geist bekehren. Andere wiederum meinen, der wahre Grund für seinen Sinneswandel sei der rechte Zeigefinger gewesen, der ihm als Strafe für seine Gräueltaten entfernt wurde [...]
Sein größter Stolz, neben der anmutigen Aura, war sein geliebtes, riesiges Trinkhorn, welches eine beträchtliche Menge Met fasste. Der Mundschenk erzählte, Terceren hätte manches Mal 30 Füllungen und mehr geleert, ohne dass auch nur ein Tropfen seinen scharfen Verstand getrübt hätte. Wenn man sich nach solchen Trinkfesten allerdings den von Wein überfluteten Boden ansah, war es wenig verwunderlich Terceren noch stocknüchtern anzutreffen...
Volthar der Wahnsinnige
Der Friede im Elbenreich wurde erneut erschüttert, als es Volthar dem Wahnsinnigen gelang, den mächtigen Arundo Arkanis aus den Hallen des Ordens zu stehlen. Dieser Zauberstab verlieh dem alten Magier gewaltige Kräfte, die er sogleich nutzte um den mächtigen Terceren in eine hilflose Statue aus Stein zu verwandeln. Lediglich seine Augen verwehrten sich dem Zauber und wurden zu zwei funkelnd roten Kristallen. Doch ehe Volthar ein neues finsteres Kapitel in der Geschichte der Elben aufschlagen konnte, wurde er durch Tercerens zu Recht erzürnte Gattin Aura bezwungen, die dem alten Volthar mit einer List seinen Macht bringenden Zauberstab entwendete.
Doch auch mit dem Arundo Arkanis konnte Terceren nicht wieder ins Leben zurückgeholt werden. Nur seine roten Kristallaugen leuchteten noch wie zu Lebzeiten, wenn man sie mit ein wenig arkaner Energie in Berührung brachte.
Volthar hingegen war ohne den Zauberstab wieder ein schwacher, tattriger Greis, dessen magisches Talent kaum über das eines Brückentrolls hinausging. Als Ausdruck des Spottes verbreitete sich daher bald der Spruch „Man braucht schon 9 Volthar, um Tercerens Augen zum Leuchten zu bringen.“ der unverkennbar auf Volthars geschwundene arkane Kraft anspielt. Tatsächlich wurde es mit der Zeit gebräuchlich, arkane Energie in Volthar zu messen, ebenso wie man zum Beispiel Größen in Ellen misst.
Irrlichter
Ein beliebtes Spiel bei den jüngeren Elben war es, Irrlichter zu fangen und in kleinen Glasphiolen einzusperren. Wenn man sie ein wenig dem Schein eines Mondlichtes aussetzt, beginnen sie kurz darauf trotzig zurückzustrahlen. Das Interessante dabei ist, dass die Irrlichter in verschiedenen Farben leuchten, je nachdem wie viele in einer Phiole eingeschlossen sind.
Zehn Irrlichter leuchten rot, fast so wie die Augen Tercerens.
Fünfzehn sind blau wie der Sommerhimmel
Zwanzig Irrlichter strahlen gelb wie die Mittagssonne.
Dreißig scheinen grün wie die Baumkronen.
Vierzig weiß wie das Eis der Granitgipfel
