„Chef! Chef!"
„Was ist? Ich habe doch gesagt, ich wünsche keine Störungen!"
„Es ist wichtig, wir haben einen ungewöhnlichen D4!"
„Was soll damit sein?"
„Er wurde vor drei Tagen veröffentlicht, und es gibt noch keinen Fund."
„Was, seit drei Tagen und noch kein Code FTF von einem unserer Agenten gemeldet?"
„Genau das ist das Ungewöhnliche. Normalerweise haben meine Leute eine Aufklärungszeit von unter 6 Stunden, aber hier finden wir einfach keinen Ansatz."
„Wann werden Sie die Lösung haben? Sie wissen, dass wir harte Konkurrenten haben und die das Logbuch vor uns mit ihrer Signatur versehen, wenn wir uns nicht beeilen!"
„ … schwer zu sagen, wir kommen einfach nicht weiter. Deswegen komme ich zu Ihnen, wir stecken fest."
„Sie haben über tausend hochbezahlte Leute in der kryptographischen Abteilung, die meisten davon leben und arbeiten undercover und haben Verbindungen zu anderen Experten im ganzen Land! Sie wollen mir sagen, dass die einen D4 nicht lösen können?!"
„Ich schließe mal die Tür, was ich Ihnen jetzt sage, ist nicht für die Ohren meiner Mitarbeiter bestimmt. Ich glaube, wir haben einen Maulwurf unter uns, der unsere eigenen Verschlüsselungsmethoden verwendet und verbessert hat und jetzt gegen uns verwendet. Die Konkurrenz sollte anscheinend die Möglichkeit haben, ihre Reichweite mit einem schnellen FTF auszubauen."
„Im Ernst? Was führt Sie zu diesem Schluss?"
„Schauen Sie sich das Listing an, Sie müssten eine new-publish-notification erhalten haben. Es ist ein ganz normales Listing, wie alle anderen auch. Der Code ist… Moment…GC4ZK3P und heißt los-gelöst."
„Hm… ja, ich sehe ihn. Fahren Sie fort."
„Sehen Sie, wir können diese Verschlüsselung nicht lösen, weil der D4 nur aus diesem Code und sonst nichts besteht. Natürlich war es uns ein leichtes, den QR-Code zu entfärben und einzulesen, aber dessen Inhalt ergibt, bis auf einen Satz, keinen Sinn."
„Veröffentlicht von einem gewissen erasmus mole …wer ist das? Haben Sie den Account zurückverfolgt?"
„Natürlich, wir haben es probiert, aber er scheint ein Proxynetzwerk für seine Aktivitäten zu nutzen."
„Da kann man nichts machen. Und sonst?"
„Sein Account ist der zweite Anhaltspunkt für meine Maulwurfvermutung. Die Person scheint den Account extra für diesen D4 angelegt zu haben. Außer dieser einen Veröffentlichung gibt es keinerlei Aktivität. Keine anderen Caches, keine Funde, keine Galerie, nichts. Nur ein Profilbild."
„Sie meinen, eine Sockenpuppe nur für diesen Cache? Der Verdacht liegt nahe, dann könnte es tatsächlich ein Maulwurf sein. Und Sie vermuten jetzt, dass er der Konkurrenz in die Hände arbeitet, indem er mit unserem technischen Möglichkeiten einen neuen Cache erstellt hat, die die Konkurrenz schnell finden kann. Ich sehe, ehrlich gesagt, keine Anhaltspunkte für diese Theorie. Er nutzt keine unserer Verschlüsselungen, soweit ich das sehen kann. Können wir ausschließen, dass ein Außenstehender dafür verantwortlich ist?"
„Die Möglichkeit besteht, weil auch ich keine unserer Verfahren erkennen kann. Ganz sicher können wir aber nicht sein. Der Account existiert zwar noch, aber der User hat den Cache nach der Veröffentlichung ziemlich schnell archiviert. Einer unserer Agenten hat es geschafft, eine sogenannte Adoption übertragen zu bekommen, ohne dass es nach außen auffiel. Leider kommen wir nicht an die hinterlegten, echten Koordinaten, aus irgendeinem Grund können wir diese weder einsehen noch ändern. Unser einziger Lichtblick ist jetzt, dass die Konkurrenz es offenbar auch nicht schafft, die Verschlüsselung zu knacken."
„Okay. Die Vermutung mit dem Maulwurf behalten Sie für sich, das darf auf keinen Fall bekannt werden. Was wissen wir über den Code und die Codegrafik?"
„Es handelt sich um einen Standard-QR-Code. Den eingelesenen Text habe ich Ihnen bereits per Mail zukommen lassen, er ergibt für mich keinen Sinn. Wir haben den Code untersucht, ob eventuell ein zweiter, kleinerer QR-Code oder eine andere Art von QR-Code darin versteckt ist, aber da ist nichts. Wir haben alle Teilbereiche und infrage kommenden Ausschnitte gescannt. Nichts."
„Und die eigentliche Bilddatei?"
„Einfaches PNG-Format, ein quadratisches Bild mit 1701 Pixeln Kantenlänge. Keine nennenswerten Meta-Informationen vorhanden, keine versteckten Dateien, kein zusätzlicher HEX-Code, keine unsichtbaren Wasserzeichen, nichts."
„Das war zu erwarten, wenn es so einfach wäre, würden Sie mich nicht um Hilfe bitten. Welches Sicherheitslevel hat der Code?"
„Der QR-Code? Der hat Level H, warum?"
„Bis zu 30% Redundanz also. Ziemlich viel, um einen, wie Sie sagen, sinnlosen Text unterzubringen. Sie wissen, dass bis zu 30% der Grafik verändert werden oder verloren gehen könnten, ohne dass die Informationen als solche verloren wäre?"
„Ja, warum?"
"Die Grafik ist ziemlich groß, 30% bieten eine Menge Platz für Modifikationen."
„Was meinen Sie damit?"
„Ich meine, dass man in den 30% überflüssigen Codes jede Menge geheime Informationen verstecken könnte, aber das ist nur eine Möglichkeit. Überprüfen Sie das!"
„Jawohl. Dann wäre da noch das Profilbild, der einzige weiter Anhaltspunkt. Das Foto ist vermutlich eine Außenaufnahme einer verklinkerten Wand mit dem als Graffito gesprühten Wort „LOS"."
„ „LOS"? Das würde ja zum Cachenamen passen, im Gegensatz zum diesem Username. Wo könnte dieses Foto entstanden sein?"
„Schwer zu sagen, es gibt hunderte solcher Wände in Leipzig, und außer diesem Wandausschnitt ist nichts zu sehen."
„Stellen Sie ein paar Leute dafür ab, die nach diesem Ort suchen sollen. Unsere Kontaktleute in der Bauaufsichtsbehörde und den Bauunternehmen sollen uns die Standorte aller Bauwerke geben, die aus diesen Steinen gebaut wurden. Machen Sie in meinem Namen etwas Druck, wenn es sein muss. Dieser D4 hat jetzt Priorität! Der Rest ihrer Leute macht weiter wie bisher. Zurück an die Arbeit, halten Sie sich ran!"