Waldelefant von
Gröbern
Im Sanierungsbereich des ehemaligen
Braunkohlentagebaues Gröbern südlich von Gräfenhainichen ist ein
pleistozänes Seebecken angeschnitten, das eine vollständige
Schichtenfolge aus dem Zeitraum vom Ende der Saale-Kaltzeit bis zum
Beginn des Weichsel-Hochglazials enthält, wie sie sonst nirgendwo
in Mitteleuropa aufgeschlossen ist. Gröbern ist daher ein
überregional bedeutsames Referenzprofil, dass seit Ende der 80er
Jahre intensiv interdisziplinär untersucht wird. Die
Forschungsergebnisse haben Eingang in die internationale
Quartärliteratur gefunden.
Das ca. 25 ha große Gröberner Becken wurde
durch das saalezeitliche Inlandeis angelegt, das hier im Bereich
einer älteren glaziären Rinne den Untergrund tiefer ausgeräumt
hatte als in der Umgebung. Nach dem Abschmelzen des Eises bildete
sich im Hangende der Saale-Grundmoräne eine wassergefüllte
Hohlform, die von der ausgehenden Saale-Kaltzeit über die gesamte
Eem-Warmzeit (ca. 127 000 bis 115 000 Jahre vor heute) und die
frühe Weichsel-Kaltzeit (115 000 bis 75 000 Jahre vor heute)
kontinuierlich als Sedimentfalle diente.
Das Geotop zeigt die vollständige Abfolge der
frühweichselkaltzeitlichen Seeablagerungen und die überlagernden
hochweichselkaltzlichen Schneeschmelzsande. Im unteren Bereich ganz
rechts ist der Übergang zu den eemwarmzeitlichen Mulden
aufgeschlossen. Die Seeablagerungen (Kalkmudde, Detritusmudde,
Schluffmudde) befinden sich hier über der Flanke eines
Grundmoränensattels, so dass sie in ungestörter Lagerung und mit
reduzierter Mächtigkeit auftreten. Der tiefere Profilabschnitt ist
wegen der Flutung der bergmännischen Hohlform nicht mehr
zugänglich.
Die Sedimente enthalten viele Zeugen der
damaligen Lebewelt: Wirbeltierreste, Mollusken, Ostrakoden sowie
pflanzliche Großreste und Pollen. Bedeutsamster Fund ist ein fast
vollständiges Waldelefanten-Skelett (Palaeoloxodon
antiquus). Am Skelett geborgene paläolithische
Feuersteinartefakte lassen annehmen, dass es sich hier um einen
Tötungs- und Schlachtplatz handelte. Der Fundplatz des Skelettes
ist im Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle nachgestaltet worden
und ist Bestandteil der Dauerausstellung.
Die Eemwarmzeit, die vor etwa 125 000 Jahren
das Klima in Mitteleuropa bestimmte, ist die vorletzte
Wärmeperiode, die wir kennen. Mit dem heutigen Holozän herrscht
zwar auch eine recht günstige Phase der Erdgeschichte, in der Zeit
des Eems waren die Temperaturen jedoch im Schnitt noch um ein paar
Grade wärmer. In der Eemwarmzeit finden wir auch zum letzten Male
richtige Elefanten in Mitteldeutschland und zwar in Gestalt des
sogenannten Waldelefanten (Palaeoloxodon
antiquus).
Diese Art war an günstige Klimate angepasst und
wurde schließlich vom wollhaarigen Mammut abgelöst, das wiederum
die Erwärmung nach der letzten Eiszeit in unseren Breiten nicht
überstand.
Die Waldelefanten unterschieden sich in ihrem Erscheinungsbild wohl
nicht wesentlich von ihren heutigen Verwandten in Afrika.
Vielleicht wäre einem Betrachter zuerst aufgefallen, dass der
eemzeitliche Waldelefant relativ gerade Stoßzähne besaß. Daher wird
er auch in der englischsprachigen Literatur als straight-tusked
elephant bezeichnet. Abgesehen von diesem Unterschied hat
diese Elefantengattung sich aber auch hauptsächlich von Laub und
Blättern ernährt, zog die Nähe zum Wasser vor und vermied
wahrscheinlich auch dichtere Wälder. Mit seiner Körperhöhe von bis
zu fünf Metern wäre er hier auch wohl nur schwer vorwärts
gekommen.
Der Elefant von Gröbern war nicht ganz so groß.
Er erreichte eine ungefähre Höhe von 4,20 m. Wir haben es hier mit
einem ausgewachsenen Bullen zu tun, der wohl um die vierzig Jahre
alt geworden ist. Wie man es von afrikanischen Elefanten kennt, war
er vielleicht ein Einzelgänger, der sich nur in der Paarungszeit
den in Gruppen lebenden Weibchen näherte. Obwohl er nicht besonders
alt gewesen ist, litt er unter verschiedenen Knochenentzündungen,
etwa an Fußknochen oder dem Brustbein. Dies wird ihn wahrscheinlich
bei der Nahrungsaufnahme und der Fortbewegung behindert
haben.
Ein viertel Jahr nach dem Fund des
Waldelefanten stoppte der Baggerführer Eckehard Wischer, nur einige
hundert Meter entfernt von der ersten Fundstelle, den Bagger.
Erneut wurde ein Elefantenskelett
freigelegt.
Um diesen Earthcache zu loggen müssen
folgende Fragen unter Anderem mit Hilfe der Tafel am Fundort des
Waldelefanten beantwortet werden:
1. Aus welcher pleistozänen Stufe stammt das
entstandene Seebecken?
2. Welche Mächtigkeit erreichen die
Seeablagerungen und wieviel entfallen auf die
Eem-Warmzeit?
3. In welcher Tiefe unter der Rasensohle lag
das Skelett?
4. Um was für ein Tier handelte es sich bei dem
zweiten Fund?
Mache optional ein Foto von Dir und/oder Eurem
GPS vor der Fundstelle des Waldelefanten!
Quellen: Blausee GmbH-Gräfenhainichen, Landesmuseum für
Vorgeschichte-Halle