Eine sensationelle Entdeckung machten Mitarbeiter der österreichischen Bundesforste (ÖBf) im Juni 2012: Ein heftiges Unwetter spülte den Waldboden aus und förderte dabei bestens erhaltene Überreste eines 300 Jahre alten Prügelweges aus historischen Tannen-Rundhölzern zu Tage.
Starke Regenfälle und Unwetter sorgten am 20. Juni 2012 für eine historische Sensation: Sie legten einen Prügelweg frei, der vor 300 Jahren entlang einer nunmehrigen Forststraße der Bundesforste im Wallerwiestal errichtet worden war. Fund stücke entlang des Weges deuten darauf hin, dass der Prügelweg vor allem zum Transport von Holzkohle verwendet wurde.
Bei dieser jahrhundertealten Form des Straßenbaus wurden Holzstämme quer zur Fortbewegungsrichtung verlegt, die verhinderten, dass schwere Fuhrwerke in den feuchten Untergrund einsanken. Die Fugen zwischen den Hölzern wurden mit feinem Schotter verfüllt, wie auch die gesamte Fahrbahn mit feinem Schotter abgedeckt war. Als Baumaterial verwendete man vorwiegend Prügel aus Tannenholz, die zwischen zehn und zwanzig Zentimeter stark waren und dicht gewachsene Jahresringe aufwiesen.
Die dendrochronologische Untersuchung der Holzprügel an der Universität für Bodenkultur in Wien ergab ein stolzes Alter von rund 300 Jahren. Dass der historische Prügelweg bereits in den ersten Jahren des 18. Jahrhunderts außergewöhnlich intensiv genutzt wurde, bezeugen das Fehlen der Rinde an der Oberseite der Holzstücke und die tief eingefahrenen Spurrillen. Alle Fuhrwerke, die diesen Prügelweg benutzten, mussten eine einheitliche Spurweite von etwa einem Meter haben. Die historische Straße wies ein Gefälle von 4,8 % im untersuchten Streckenabschnitt auf.
In Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt und unter wissenschaftlicher Leitung der Archäologin Dr. Susanne Klemm wurden gemeinsam mit Forstfacharbeitern der Bundesforste insgesamt vier Teilabschnitte auf einer Länge von 36,38 m freigelegt. Der längste Abschnitt bestand aus 55 Rundhölzern, vom kleinsten waren nur Bruchstücke erhalten. Ein Teilabschnitt aus sieben vollständig erhaltenen Rundhölzern wurde geborgen und von den Bundesforsten für alle Waldbesucherinnen öffentlich zugänglich gemacht.
HOLZKAMMER ÖSTERREICHS - DER KOBERNAUSSER WALD
Der Kobernaußer Wald gilt als eines der größten zusammenhängenden Waldgebiete Mitteleuropas, seine Ausdehnung reicht vom lnnviertel bis ins Hausruckviertel. Die dichten Fichten-Tannen-Buchen-Wälder werden heute von den Österreichischen Bundesforsten im Sinne der Nachhaltigkeit bewirtschaftet: Entnommen wird nicht mehr als nachwächst.
Die Besiedelung des Waldgebietes lässt sich anhand von archäologischen Funden bis ins Jahr 5.000 v. Chr. dokumentieren. Die Römer errichteten um 200 n. Chr. die ersten Straßen durch den Kobernaußer Wald und ermöglichten damit den Beginn der forstwirtschaftlichen Nutzung.
Als Bezugsquelle von Bau- und Brennholz dienten die Waldgebiete der Bevölkerung über die Jahrhunderte fortan als wichtige Lebensgrundlage.
Seit dem 16. Jahrhundert ist die Holzkohlegewinnung (Köhlerei) im Kobernaußer Wald historisch dokumentiert. Zahlreiche sogenannte Meilerstellen, ausgewählte Plätze, an denen Holzkohlemeiler Im Wald errichtet und abgebrannt wurden, erzählen von dieser Form der Holznutzung.
Eine intensive Bewirtschaftung der reichen Holzbestände im Kobernaußer Wald setzte aber erst mit dem verstärkten Ausbau des Straßennetzes gegen Ende des 18. Jahrhunderts ein. Der historische Prügelweg, datiert auf 1725, zeugt somit von einer erstaunlich frühen Nutzung des Waldgebietes.
Quelle: Tafel bei der Fundstelle - 27. Februar 2016