Der Besuch der lieben Omama 

„Na Harms, was meinen Sie dazu“, fragte Kommissar Toeval, „ich würde gerne ihre Meinung zu diesen Unterlagen hören, die wir bei Karl Ackermann gefunden haben.“

Wachtmeister Harms setzte sich gerade hin, das war wieder so eine der Situationen mit seinem Vorgesetzten, wie er sie gar nicht mochte. Im Geiste ging er noch einmal die Fakten durch. Karl Ackermann, genannt Charly, ein alter Bekannter der Polizei, war als dringend tatverdächtig nach einen Raubüberfall bei Juwelier Berger in der Innenstadt in der letzten Woche verhaftet worden. Mehrere Zeugen konnten unabhängig voneinander eine Täterbeschreibung abgeben, die so eindeutig auf Ackermann hinwies, dass dieser nach einigen Verhören die Tat auch zugab. So weit, so gut – das Problem war nur die verschwundene Beute. Ackermann schwieg zu diesem Punkt beharrlich. Auch eine Hausdurchsuchung bleib ergebnislos. Und nun legte ihm der Chef diese Unterlagen vor: einen Brief des Bruders, einen Einkaufsbeleg und je ein Kochrezept für Rinderfilets, Kartoffelplätzchen und Sherry-Gelee. Was bitte schön sollte das mit dem Fall zu tun haben?

„Nun Harms, ich warte.“

Der Wachtmeister räusperte sich. „Nun ja – ich weiß es auch nicht...“

„Was bitte soll denn das heißen?“, donnerte  Toeval los. „Los, strengen Sie ihr bisschen Grips gefälligst mal an!“

„Also gut. Ackermann hat die Tat zugegeben. Er ist also ein Verbrecher. Aber gleichzeitig dürfen wir die anderen Seiten, die er besitzt, nicht vergessen. Er ist nämlich auch ein liebevoller Enkel, der seine Großmutter einladen und für sie kochen möchte. Das bedeutet auch noch, dass er häusliche Fähigkeiten besitzt. Ich kann ja nicht einmal ein Spiegelei zubereiten, meine Frau sagt immer...“

„Harms halten sie die Klappe!“ So zornig hatte er seinen Chef schon lange nicht mehr erlebt. „Ich gebe ihnen jetzt noch einmal eine halbe Stunde Zeit zum Nachdenken, wenn Sie mir dann noch einmal einen solchen Blödsinn erzählen, dann Gnade ihnen Gott. Ich gehe in die Kantine. Mahlzeit!“

Seufzend blieb Wachtmeister Harms alleine im Büro zurück. Resigniert schaute er auf dieses Sammelsurium, das scheinbar nach Meinung des Kommissars die Lösung zu diesem Fall beinhaltete. Soviel immerhin hatte er nach diesem Wutausbruch verstanden. Aber was hatte es damit auf sich und wo waren denn jetzt die Juwelen?

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