Deutsch: (English on demand)
Wentalweible
Nochmal ein toller Ausblick, diesmal auf den unteren felsigen Teil
des Wentals. Nehmt den Pfad von der Infotafel nach oben. Dose bitte
wieder gut tarnen!
Die Original-Sage vom Wentalweible lautet übrigens so:
Es war vor vielen hundert Jahren als im Wental noch ein lustiger
Bach rauschte. Eine alte Mühle stand, nahe Wenelenweiler,
bachabwärts, dort, wo im Frühjahr die Bächlein von Hohensohl und
Bibersohl und von Chorben in den Wedelbach mündeten. Die Bauern
brachten dorthin ihr spärlich geerntetes Getreide, das sie auf
kleinen Feldern auf dem Albuch, zwischen den Wäldern, angebaut
hatten und ließen es vom Müller mahlen. So fand jeder mit seiner
Familie ein bescheidenes Auskommen, hatte der Bauer doch zuhause,
wenn er reich war, noch eine Kuh und ein Schwein, und die anderen
ein Milchschaf oder eine Ziege im Stall und Hühner; und alle konnte
man im Wald weiden und picken lassen. Doch da kam Krieg ins Land.
Die kleinen Felder wurden von den Kriegsknechten verwüstet und die
Kühe, Schafe, Schweine und Ziegen nahmen die Kriegsknechte mit, und
die Hühner schlachteten sie und aßen sie auf. So hatten die
Menschen auf den Höhen um das Wental kaum mehr etwas zu essen. Zur
nämlichen Zeit wohnte eine alte, geizige Frau in der Nähe der Mühle
im Wental, die war Krämerin. Sie kaufte und hamsterte überall alles
zusammen. In ihrer Hütte waren schlechtes Korn und muffige Bohnen
in Säcken aufgehäuft, angeschimmelte Erbsen lagen offen in einer
Ecke und in den kleineren Linsensäcken waren ebensoviele Steinchen
wie Linsen. Auf einem der Mehlsäcke lag ihre fette schwarze Katze
und schlief. Und die Menschen kamen zu ihr, hungrig und mager, und
wollten bei ihr Milch, etwas Salz, Hafer, Roggen und Dinkel für
ihre hungrigen Kinder kaufen. Zuerst sagte die Krämerin den armen
Leuten, sie habe nichts zu verkaufen, dann aber schenkte sie doch
etwas Milch aus, in die sie zuvor Wasser geschüttet hatte und gab
von dem muffigen, feuchten Getreide etwas ab. Statt einem Maas gab
sie dann nur drei Schoppen Milch und sie wog nicht ein Pfund
Getreide ab sondern nur dreiviertel Pfund, berechnete aber einen
hohen Preis für einen ganzes Maas frische Milch und ein volles
Pfund guten Getreides. Und bei allen armen Leuten tat sie also. Und
die Kinder mussten Hafergrütze und schwarze Grütze mit Steinsalz
essen, die nach Schimmel rochen und bitter schmeckten; dazu gab es
gewässerte Milch zu trinken. Eines Tages wanderte ein frommer Mann
durch das Tal und bat die Krämerin, da er kein Geld hatte, um ein
Almosen, wenigstens um eine Handvoll Gerstenkörner und etwas
Wasser. Aber die Alte blieb hart, und wies dem armen Mann ihre Tür;
ja, sie verfolgte ihn fluchend und schimpfend noch ein Stück das
Tal hinab. Als sie einen ganz schlimmen Fluch ausgestoßen hatte, da
spürte die alte Krämerin, dass sie nicht mehr gehen konnte: sie
stand plötzlich wie verwurzelt. Der Bach im Tal hörte auf zu
murmeln und versickerte. Es wurde totenstill und die Beine der Frau
wurden schwer wie Stein; und da bemerkte sie, dass auch ihr Herz
aus kaltem Stein war. Es währte nicht lange, da war das Weib ganz
versteinert. Nun steht sie im Wental als Fels, wo früher ein
liebliches Bachufer war. Sogar ihr Marktkorb ist versteinert. Nur
Ihre Seele geht in stürmischen Nächten um, wenn das Wilde Heer oben
durch die Baumwipfel fährt und dann hört man sie klagen:
"Ei, ei, ei ond au, au, au,
hätt i blooß des Deng ed dao:
Drei Vierleng send koi Pfood,
Drei Schoppa send koe Maoß!
Ei, ei, ei, ond au, au, au,
hätt i blooß des Deng ed dao,
nao müsstt i ed em Wedel gao!"
Und niemand weiß, wie man die alte Frau erlösen kann. Doch die
Bucheckern und die Haselnüsse, die sie im Korb hatte, haben eines
Tages gekeimt und so wachsen immer wieder Bäumchen aus dem
Marktkorb aus Stein.
;)