Wir möchten Euch ein ökologisch, historisch und landschaftlich sehr interessantes Gebiet vorstellen. Die Recherche hat uns viel Spaß gemacht. English translation on request.
Nachdem Hochwasser die Brücke an der Pumpermühle demoliert hat (sie ist offiziell bis Ende 2024 gesperrt und soll dann bis Ende 2025 ersetzt werden), wurde dieser Cache im Juli 2024 zum inzwischen vierten Mal mit einer neuen Wegeführung versehen.
5,5 km scheint nicht sehr lang, es geht aber häufig auf und ab, und so kommen auf der Tour auch circa 240 Höhenmeter zusammen. Abgesehen vom Cache-Ort bleibt die Tour auf Wegen und Pfaden, allerdings ist der Pfad inzwischen zwischen WP 2 und 3 teils so schmal und dornig bzw. durch Adlerfarn zugewachsen, dass es ab jetzt zwei Möglichkeiten gibt, die Lösung für B herauszufinden (nämlich sowohl an WP 2 als auch an WP 5).
Parken kann man gut auf dem Wanderparkplatz bei N50° 49.571, E 6° 06.433. 100m von WP 1 entfernt hält die Buslinie Wü1 am 'Teuterhof'. Hier kann man ganz nett einkehren (Biergarten!).
Kurz vor sowie an WP 3 gibt es eine Pausenbank, ebenfalls zwischen WP 7 und dem Cacheversteck.
Auf dem Weg zu WP 1 N50° 49.462, E 6° 06.641 überquert Ihr mit der Hauptstraße die Wurm - an dieser Stelle hat früher weit oben eine mächtige Steinbrücke Straße und Fluss für die Eisenbahn überspannt (ein altes Photo davon hing lange im Teuterhof, danke fuer diesen Hinweis an Mapweazle). Sie wurde zum Steinkohlentransport 1892 gebaut und 1967 mit dem Ende des lokalen Bergbaus wieder gesprengt.
Und auf genau diesen Bahndamm geht's jetzt rauf!
WP 1: Welche Hausnummer haben Meisens an diesem ungewöhnlich vielstämmigen Baum links vom Weg? Hausnummer = A =
Auf dem Weg zu WP 2 schimmert es im Winterhalbjahr links weiß durch die Bäume: Die Kalkberge sind kein Bergbaurelikt – sondern hier hat eine Firma ihren Abfall zurückgelassen. Es handelt sich um Rückstände der Solvay-Werke, einer ehemaligen Sodafabrik, die 1929 schloss. Allerdings hat dies auch sein Gutes, es haben sich nämlich inzwischen ziemlich seltene Tiere und Pflanzen hier eingestellt, z.B. das Rundblättrige Wintergrün und Ödlandschrecken. Der Naturschutzbund (NABU) hat sich sehr um das Gebiet bemüht und erreicht, dass es unter Naturschutz steht.
Es geht nun weiter den Damm entlang.
Hinweis: Bald geht es eigentlich links zu WP 2 hoch. Im Sommer allerdings ist der Weg hinter WP 2 auf den letzten gut 100 der 400m, bevor er wieder auf den Bahndamm-Weg trifft, so farnig und dornig zugewachsen, dass Ihr WP 2 auch auslassen und Euch die Lösung für B alternativ an WP 7 holen könnt! Ihr müsst daher nicht unbedingt hinauf zu der Sportaufgabe, sondern könnt auch einfach weiter auf dem alten Bahndamm zum Referenzpunkt 1 gehen. (Oder Ihr macht die Sportaufgabe und geht wieder zurück runter.)
WP 2 N50° 49.535, E 6° 06.763: Hier ist etwas kleines Gelbes an einer durchsichtigen Schnur befestigt, die um den Baumfuß liegt. Zu welcher Sportart gehört es wohl?
Golf -> B=7, Tennis -> B=9 oder Fußball -> B=2 ? B =
Zum besseren Finden: Wenn Ihr oben angekommen seid, geht noch die 5 Schritte, bis Ihr wirklich auf dem dort höchsten Punkt des Wegs steht. Dort unmittelbar links am Weg steht ein doppelstämmiger Baum - der gesuchte Baum steht von hier 3m nordöstlich (anders formuliert: vom Doppelstamm auf dem Weg zwei Schritte weitergehend ist es der nächste Baum links). Achtung! Hier geht es ziemlich steil runter - Abrutschgefahr.
Refpoint 1 N50° 49.692, E 6° 06.843 (Brücke).
Refpoint 2 N50° 49.726, E 6° 06.723: An dieser Wegekreuzung in Nachbarschaft zur Wiese mit der solitären alten Eiche lohnt es sich, einen 50m-Abstecher nach links an die Hangkante zu machen, denn dort bekommt man einen guten Eindruck von der Höhe des Bergs im Tal, und überhaupt ist das ein schöner Ort mit schwarz-weiß-Kontrast. Danach geht’s zurück zur Kreuzung und Richtung Norden, weiter auf den schwarzen Berg hinauf.
WP 3 N50° 49.790, E 6° 06.741 Was leuchtet hier in 2m Höhe aus einer der beiden gekappten Birken rechts vom Weg? Sonne C = 3, Mond C = 0 oder Sterne C = 6. C = __
Das Steinkohlenrevier an der Wurm ist eins der Ältesten Europas. Spätestens um ca. 1100 hatten die Leute entdeckt, dass die hiesige Anthrazitkohle ein prima Feuer abgibt. Über Jahrhunderte konnte sich zunächst jede:r die oberflächennahe Kohle holen, dann gehörte sie durch die Gesetzgebung der Franzosen dem Landesherrn, und ca. 1820 setzte der industrielle Bergbau ein. Aus der 'Guten Ley', also dem guten Fels, war die Grube Gouley geworden. Die Bergehalden, auf denen Ihr steht, sind Abraum dieser Grube, deren 69m hoher Förderturm etwa 300m nordöstlich thronte und erst vor ca. 20 Jahren abgerissen wurde. Der Abbau wurde 1969 unwirtschaftlich und eingestellt. Das Aus für das lokale Bergwerk Gouley kam, als die Stollen unterirdisch mit denen der Grube Anna II in Alsdorf verbunden wurden. Über viele Jahrzehnte war diese Grube der mit Abstand bedeutendste Arbeitgeber Würselens, zeitweise fanden rund 4000 Menschen hier Arbeit, mindestens ebenso viele Menschen waren bei Zuliefern und in der Nahversorgung beschäftigt. Zuletzt haben 1400 Kumpel hier malocht.
Die Abbausohlen lagen bis zu 850m tief! Als der Zugangsschacht in die Grube 'Laurweg' im Nachbarort Kohlscheid, den Ihr genau im Westen seht, 1950 geschlossen wurde, wurde von Gouley aus in 650m Tiefe ein Schacht von 4,20m Durchmesser hinüber nach Kohlscheid gegraben, über den die Bergleute nun tief unter dem Wurmtal nach Laurweg einfuhren.
Geht über Refpoint 3 N50° 49.920, E 6° 06.752 zu
WP 4: N50° 49.997, E 6° 06.857: Hier sind an einem STROMMAST über Kopfhöhe drei braune Metallplättchen angebracht. Wieviele Ecken hat das Plättchen mit der Zahl 100? (Zahl der Ecken) - 1 = D =
Ihr steht gerade am Gelände des alten Holzplatzes der Zeche, und auch der Förderturm stand nicht weit von hier. Durch das Tor in dem Metallzaun fuhr die Lorenbahn tagein und -aus den Abraum auf die Halde, auf der wir eben noch standen.
Jetzt geht es hinter den Häusern mit ihren interessanten Gärten lang, wenn Ihr auf den Wald trefft, einfach auf dem Weg geradeaus und abwärts weitergehen.
Wer sich die Lösung zu B nicht bereits an WP 2 geholt hat (oder sie gegenchecken oder das Stollenmundloch einfach sehen möchte), geht zu An WP 5 N50° 50.017, E 6° 06.449 Wann wurde die Grube erstmals urkundlich erwähnt? B = die letzte Ziffer der Jahreszahl - 2. B =
In jedem Fall geht es jetzt zu
WP 6 N50° 50.169, E 6° 06.085: Wieviele schwarz-weiße Käfer krabbeln denn da über eine der Ecken der am Pfahl befestigte Wanderkarte der Städteregion Aachen? Ihre Anzahl - 3 = E =
Auf dem Weg zum nächsten Punkt quert Ihr die Wurm. Aachener:innen werden sich die Augen reiben: Ist das derselbe Bach, der in einer schmalen Betonrinne den Europaplatz verlässt? Genau. Hier ist er Teil des Naturschutzgebietes und hat immerhin eine mittelprächtige Wassergüte von 2-3 (auf der Skala von 1-4).
Die Wurm hat schon einiges mitgemacht: 200 Jahre lang war sie durch Abwässer des Kohlebergbaus, der Tuchfabriken, Gerberein und Siedlungen übermaßig stark verschmutzt und biologisch tot.
Ein Fischmonitoring ergab, dass die Wurm noch 1992 im Abschnitt zwischen Aachens Kläranlage und Herzogenrath (also z.B. an der Stelle, wo Ihr gerade steht) vollständig fischleer war! Dazu kann man sich vergegenwärtigen, dass 90% der Wassermenge aus Siedlungsabwasser stammt – der Bach hängt also auf Gedeih und Verderb von der Qualität der Aufbereitung dieses Wassers ab. Die Wurm ist 53km lang; das Wurmtal ist mit rund 450000 Menschen sehr stark besiedelt, 2,5x stärker als der Landesdurchschnitt; bis zu ihrer Mündung bei Heinsberg in die Rur säumen 15 Kläranlagen ihren Weg. Erst 1993 wurde endlich die Großkläranlage Aachen-Soers (von 1913), die ca. 1km stromaufwärts liegt, saniert. Sümpfungswässer des Bergbaus werden nur noch gelegentlich eingeleitet. Seither hat sich der Fischbestand recht gut erholt, heute gibt es immerhin wieder einige einheimische Fischarten in erklecklicher Menge hier (so dass immer wieder, auch illegal, geangelt wird).
Über lauschige Pfade geht es jetzt wieder südwärts.
An WP 7 N50° 49.997, E6° 06.278 steht flussseits des Weges ein Metallpfahl mit eckigem Profil als Teil des Zauns. Wieviel Löcher hat er? Wenn 1-2, dann ist F = 5, wenn 3-6, dann ist F = 1, wenn mehr als 6, dann ist F = 9. F=
Unterwegs zum Cacheversteck kommt Ihr nah an einem Angelteich vorbei, hier lassen sich die Karpfen schön vom Weg aus beobachten, wie sie in einer Strömung treiben und Spaß haben.
Der Cache ist bei N50° 49.ABC, E6° 06.DEF. (Tipp, sicherheitshalber: die Lösung für D ist ungerade.) Das letzte Wegstück teilt ihr Euch mit Reitern, also Augen auf (geht bitte nicht einfach querfeldein, es ist ein Naturschutzgebiet). Die Cache-Box fasst 1 Liter.
Hinweis April 2009: Leider ist der Cachecontainer inzwischen dreimal gemuggelt worden - nachdem zwei schicke Dosen zertreten und zwei Komplettbefüllungen gestohlen wurden, werde ich nun nichts mehr 'nachladen', ich hoffe auf Euer Verständnis. Die Box dient daher nun in erster Linie als Log-Stelle und TB-Hotel. Noch ein Hinweis zum Rausholen: Da es den Cache seit 2004 gibt, stellen sich trotz verschiedentlicher Absammelaktionen immer wieder Mitbewohner an der Dose ein.
Nach dem Loggen dem Hauptweg weiter folgen, er führt Euch zügig und bald wieder abwärts zum Ausgangsplatz zurück.
Falls Ihr Euch über die vielen gefällten und wild im Wald herumliegenden Baumstämme wundert, so hab ich noch eine kleine Geschichte für Euch. Es war einmal ein Naturschutzgebiet mit vielen alten, ökologisch, aber ebenso für die Holzindustrie wertvollen alten Eichen, alten Kirschen und mehr. Als eine größere Fläche zum Verkauf stand, hatte die örtliche Kommune ein Vorkaufsrecht - das sie aber nicht ausübte. Stattdessen überließ sie es einer Holz-Firma, die viele der mächtigen Bäume absägte und mit schwerem Gerät herausholte, dabei nach Beliebigen breite Schneisen in den Wald fuhr und den dortigen Boden auf viele Jahre verdichtete. Das war keine Wegesicherungsmaßnahme. Viele kleinere der gefällten Bäume ließ sie liegen. Danach kaufte die Kommune ihr das nun ökologisch wie finanziell entwertete Gebiet dennoch zum früher vorgesehenen Preis ab.
Und erst, wenn jemand sich unter erfolgreicher Anwendung des Umwelt- und des Informationsfreiheitsgesetzes NRW alle Infos beschafft und ausgewertet hat, wird man sagen können, ob dies nur ein Märchen ist, oder womöglich genau so eine irrsinnige Sache, wie sie sich vor wenigen Jahren ein Stück östlich bei der Nachbarkommune ereignet hat.