Der Fulbert-Stollen am Laacher See
Der Fulbert-Stollen gehört zu den großen technischen Leistungen des Mittelalters. Von den vier Großtunneln, die zwischen dem 5. und 19. Jh. nördlich der Alpen gebaut worden sind, haben die drei im 12. Jh. gebauten Tunnel von Salzburg, Bad Frankenhausen und Maria Laach Klostergemeinschaften als Bauherren.
Das hat sicher damit zu tun, dass die Mönchsingenieure des Mittelalters Zugang zur antiken Technikliteratur hatten – und diese auch lesen konnten. Auch über Verbindungen zu Klöstern in Italien, in deren Nähe es antike Tunnel gab, können Kenntnisse erworben worden sein.
Aufgrund dendrochronologischer Untersuchungen (Baumring-Datierung) weiß man heute, daß mit ziemlicher Sicherheit der Stollen im Jahre 1164 n. Chr., einem extrem trockenen Jahr, fertiggestellt worden ist.
Der Fulbert-Stollen wurde durch den südlichen Kraterwall des Laacher-See-Beckens getrieben. Damit wurde erreicht, daß der Seespiegel abgesenkt und auf einem gleichmäßigen Niveau gehalten wurde. Das Kloster hatte nun nicht mehr unter dem schwankenden Wasserspiegel des Sees zu leiden. Bei Hochwasser reichte der See vorher bis an die Klostermauern und überflutete die Krypta. Den Namen erhielt der Stollen nach dem 2. Abt des Benediktiner-Klosters Maria-Laach, Fulbert (Amtszeit von 1152 bis 1177).
Die Mundlöcher zu diesem alten Stollen sind längst zugefallen und heute nicht mehr sichtbar.
Um dem See noch mehr Acker- und Weideland abzutrotzen, wurde der Seespiegel zwischen 1842 und 1845 durch einen weiteren, etwa 1060 Meter langen, Abzugstollen (Delius-Stollen) weiter gesenkt. Dieser Stollen liegt ungefähr 5m unter dem Fulbert-Stollen und hat ein Gefälle von 1,2 Promille und speist einen Teich, dessen Wasser die Laacher Mühle an der nach Mendig führenden Straße nutzte.