Das Nachtwächterhaus
Poysdorf hatte im Mittelalter zwei Nachtwächter, von denen sich
einer in der Nähe der Kirche aufzuhalten hatte, von wo der Markt
gut überblickt werden konnte um bei Ausbruch eines Feuers die
Bewohner durch Glockengeläute zu alarmieren. Das Gebäude wurde
liebevoll restauriert und beherbergt heute eine Galerie.
Öffnungszeiten und Ausstellungen sind gesondert zu erfragen.
Die Geschichte
Poysdorf wurde auf einem sehr geschichtsträchtigen Boden
gegründet. Die ersten Bauern wurden schon vor 7000 Jahren hier
sesshaft. Das beweisen zahlreiche Funde aus der Jungsteinzeit und
der Bronzezeit.
Eine erste Nennung des Angerdorfes Poysdorf erfolgte 1194/1196 im
Klosterneuburger Saalbuch. Darin wird berichtet, dass Rapoto von
Liechtenstein bei der Aufnahme seiner Tochter in das Frauenstift
von Klosterneuburg dem Stift zwei Lehen zu "Poistorf" übergeben
hat.
Bis heute blieb die genaue Bedeutung des Ortsnamens ungeklärt.
Jedoch scheint der Zusammenhang zwischen dem Ortsnamen und dem
Bachnamen "Poybach" augenscheinlich, da normalerweise der Bachname
der Ältere zu sein pflegt.
Da Poysdorf in einem Grenzland lag, trafen den Ort allerlei
kriegerische Verwicklungen und feindliche Einfälle. Ob diese durch
die Ungarn während Herzog Heinrich II. Jasomirgott ausgelöst
wurden, ob Herzog Friedrich II., der Streitbare, die Mongolen von
der Grenze Niederösterreichs abzuhalten versuchte oder ob die
Ungarn ihre verlorenen Grenzfestungen im Burgenland wieder
zurückerhalten wollten, Poysdorf lag im Kernpunkt des Geschehens
(1176, 1226, 1241/42). Immer wieder versuchten Böhmenkönige das
Gebiet unter ihre Herrschaft zu bringen.
Anfang des 16. Jahrhunderts entstand das "Eisenhuthaus" - das heute
das älteste Gebäude der Weinstadt ist.
Am 4. Mai 1582 erhob Kaiser Rudolf II. das Dorf Poysdorf, welches
zu dieser Zeit 200 "erbaute" Häuser und Hofstätten und ca. 1500
Einwohner zählte, zum Markt, da es durch Versilbern und Verkauf
seines Weines einen gewissen Wohlstand und Ansehen erreicht hatte.
Als äußeres Zeichen des Privileges "Marktrecht" wurde ein Pranger
von den Poysdorfern errichtet.
Im Laufe der Zeit wurden mehrere Markttage genehmigt und weitere
Privilegien gewährt. 1667 wählte der Markt Poysdorf als Wappen und
Siegel eine Darstellung, welche die Bedeutung des Weines für den
Markt verdeutlichte: Die "Weinträger" oder "Kundschafter".
1631 quartierte sich ein ganzes Regiment der Wallensteinschen Armee
im Ort ein.
1639 äscherte eine Feuersbrunst 170 der 250 Häuser ein.
1645 am Palmsonntag kam eine Vorhut der Schweden unter General
Torstenson von Mistelbach über Kleinhadersdorf nach Poysdorf und
bauten die neue, erst 1640 geweihte Kirche in eine Festung aus. Im
Westteil der Kirche stellten sie ihre Pferde ein. Diese Sitzreihen
werden noch heute "Reitschule" genannt. Um Poysdorf vor
Plünderungen zu bewahren, lieferten die Poysdorfer 1000 Eimer Wein,
Korn, Hafer, Lebensmittel, Wagen, Pferde und Schlachtvieh ab. Dafür
erhielt der Markt den Schutzbrief "salva quardia", wodurch die
Bewohner von den gröbsten Schandtaten verschont blieben. Erst im
August 1646 konnte die unmittelbare schwedische Bedrohung Wiens und
Niederösterreichs abgewendet werden. Doch während des Winters 1645
war die Pest ausgebrochen. Insgesamt sollen 5000 Menschen, sowohl
Poysdorfer als auch Flüchtlinge an der Seuche gestorben sein.
Dem Wiederaufbau in Poysdorf verdanken das Bürgerspital (1657), die
Barbarakapelle (1663), die neue Schießstätte (1672) und das
Kapuzinerkloster beim Wienertor (1673) ihr Entstehen.
Am 7. September 1848 wurde die Aufhebung der Grundherrschaft vom
Reichstag beschlossen, die jahrhundertelange Untertänigkeit der
österr. Bauern war somit beendet. Allerdings brachte sie auch
gewisse Nachteile für die Bauern, da ihnen von nun an niemand mehr,
im Fall einer Missernte, Saatgut lieh.
Durch Beendigung der Grundherrschaft, welche bis zu diesem
Zeitpunkt die öffentliche Verwaltung und die Gerichtsbarkeit inne
gehabt hatte, war nun eine Neuordnung notwendig. Deshalb wurde am
17. März 1849 das provisorische Reichsgemeindegesetz verkündet, in
welchem man neben den Katastralgemeinden auch Ortsgemeinden als
politische Organe vorsah. Eine oder mehrere Katastralgemeinden
sollten eine Ortsgemeinde bilden.
Auf Basis dieses proviorischen Reichsgemeindegesetzes kam es zur
Bildung der neu konstituierten Ortsgemeinde Poysdorf, welche im
Jahre 1850 2.327 Einwohner und 382 Häuser auf einer Fläche von
11,85 km² zählte.
Am 10. Juli 1850 erfolgte die erste Wahl eines Bürgermeisters durch
die freie Gemeinde.
1849 sollte der Markt Poysdorf Sitz einer Bezirkshauptmannschaft
werden, Laa, Mistelbach, Feldsberg und Zistersdorf eines
Bezirksgerichts. 1852 übersiedelte die BH sogleich in das neue
Rathaus. Doch noch im selben Jahr löste der Staat die BH´s auf und
überwies die Verwaltung zu den Bezirksgerichten. Der neue Sitz für
das Amt wurde von nun an Mistelbach.
1866 Einmarsch und Einquartierung österreichisch-ungarischen
Truppen, 3. Juli-Niederlage, 16. Juli-die ersten 70 Ulanen
marschieren ein. 17. Juli, 6.000 preußische Ulanen lagern in
Poysdorf. 22. Juli - Waffenstillstand zwischen Österreich und
Preußen, die Poysdorfer werden mit 200 Gulden für die Armen
entschädigt. Die fremden Soldaten bringen Typhus und Ruhr mit, die
der epidemischen Verbreitung der Cholera Vorschub leisten. 136
preußische Soldaten und mit 180 Einwohnern fast alle Marktbewohner
werden von der Cholera dahingerafft.
Am 8. September 1887 nimmt die Flügelbahnlinie Poysdorf -
Enzersdorf ihren Betrieb auf, 1907 wird die Landesbahn
Dobermannsdorf - Poysdorf eröffnet, mit der allgemeinen
Motorisierung nimmt die Rentabilität der Bahn ab, 1987 wird die
Bahnstation Poysdorf geschlossen.
Am 14. Oktober 1895 erhält Poysdorf ein Bezirksgericht, das im Jahr
2002 geschlossen wird.
Am 16. Oktober 1910 erstrahlt in Poysdorf erstmals künstliches
Licht, allerdings wird die Installation des elektr. Lichts in allen
Häusern der Gemeinde erst um 1940 abgeschlossen.
1923 erfolgte die Durchführung jener Auszeichnung, die Poysdorf im
Jahr 1859 aus Geldmangel hatte ablehnen müssen, die Erhebung des
Marktes zur Stadt. Am 10. Oktober 1924 erhielt Poysdorf sein
Stadtwappen und -siegel, die mit dem bis dahin verwendeten
Marktwappen identisch blieben. Danach begann man die größeren
Straßen auszubauen und zu pflastern, 1926 und 1927 errichtete man
entlang einiger Straßen eine Kanalisation.
1925 überschwemmte der Poybach die Stadt, nahegelegene Wohnungen
standen binnen kürzester Zeit nahezu zwei Meter unter Wasser, daher
wurde 1927 das Bachbett verbreitert und im Stadtgebiet wurde das
Ufer mit Betonziegeln ausgelegt.
Im Ersten Weltkrieg waren insgesamt 600 Poysdorfer einberufen, 100
sahen ihre Heimat nicht wieder.
Im Zweiten Weltkrieg wurde Poysdorf mehrmals bombardiert, am 15.
April 1945 über 40 Häuser schwer beschädigt und/oder
zerstört.
Am 15. Mai 1945 erreichten die ersten, aus ihrer Heimat
vertriebenen Südmährer Poysdorf, zwei Wochen später waren es
Hunderte.
Im April 1945 geriet die Stadt unter russische Besatzung, im
September des selben Jahres zogen jedoch die meisten Russen wieder
ab, was die Situation der Bevölkerung verbesserte. Am 19. September
1955 verließ der letzte russische Besatzungssoldat
niederösterreichischen Boden.
1952 wird die "Winzergenossenschaft Poysdorf und Umgebung"
gegründet.
Am 1. Oktober 1984 wird ein Fremdenverkehrsverein in Poysdorf
gegründet, 1988 in Verbindung mit dem Weinmarkt ein Regionalbüro
des Fremdenverkehrsverbandes Weinviertel".
Der Golfclub Veltlinerland Poysdorf wurde am 24.März 2004 gegründet
und sorgt für die laufende Spielbetreuung sowie für das
Clubleben.
Am 13. April 2007 wird die Wein-Erlebnis-Welt "Vino Versum" in der
Kellergstetten eröffnet.