Neulich war ich an einer
Debot-Führung der Kandertalbahn. Und da wurde nur ganz beiläufig
erklärt, dass es Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts noch eine
weitere Dampfbahn in Kandern gab. Diese Bahn transportierte Steine
von den Steinbrüchen in Malsburg-Marzell zum Kanderner Bahnhof.
Mein Interesse war geweckt, denn davon hatte ich, und ich denke
viele andere auch, noch nie gehört. Also hab ich angefangen, mich
im Internet schlau zu machen. Wirklich viel gibt es nicht, aber es
gibt ein Buch, das sich damit befasst.
Das Buch heist "Die Steintransportbahn von Kandern nach
Malsburg-Marzell" und ist von Michael Kopfmann.
Also habe ich mir das Buch gekauft und mit Interesse gelesen. Da
ist doch tatsächlich eine Bahn mitten durch Kandern gefahren. Dann
kam mir die Idee mit dem Cache, und ich habe den Autor kontaktiert.
Auf meine Frage, ob noch irgendwo Gleise oder Hinweise der
Bahn zu sehen sind, konnte er leider nur mit einem nein antworten
.
Es gibt nur noch eine Brücke. Die wurde zwar mittlerweile zur
Straße umfunktioniert, aber die alten Metallstreben kann man noch
sehen (sie Bild unten).
Die Steintransportbahn (Sammlung
Fritz Breh)
Nun zur Bahn:
Die Steintransportbahn von Kandern nach Malsburg - Marzell erlangte
nur ein kurzes Dasein von 1907 bis 1919. Seit ihrer Eröffnung war
sie für die Kandertalbahn
ein wichtiger Bestandteil im Güterverkehr zur Beförderung von dem
im hinteren Kandertal so reichlich geförderten Schotter,
Pflastersteinen und weiteren Gesteinsprodukten. Nicht nur der
Güterverkehr sondern auch der Personenverkehr sollte zum Wohle der
Bevölkerung ursprünglich eingeführt werden. Mit zahlreichen
Unterschriften an die zuständigen Behörden, wurde die Wichtigkeit
dieser Bahn für die wirtschaftliche Entwicklung der Region
unterstrichen. Zwar wurde schlussendlich nie ein öffentlicher
Personenverkehr eingerichtet, aber allein schon die Sicherung und
Erweiterung der Arbeitsplätze in den Steinbrüchen, rechtfertigte
den Bau der Bahn.
Eine eigene Gleisanlage, versehen mit einem Bockkran zur Verladung
der Gesteinsprodukte, erleichterte das Umladen der Materialien am
Bahnhof Kandern.
Mit dieser Anlage konnten die Steinprodukte von den Schmalspurwagen
auf die offenen Güterwagen der normalspurigen Kandertalbahn
umgeladen werden. Von dort wurde die Ladung weiter in das große
Netz der Eisenbahn eingeschleust, die die Fracht schlussendlich zu
den Kunden brachte.
Noch heute werden die Steinbrüche kommerziell betrieben, aber
anstatt mit der Eisenbahn werden die Gesteinsprodukte schon lange
nur noch mit dem Lastkraftwagen abtransportiert.
An diese kleine 900 mm breite Schmalspurbahn, können sich heute nur
noch wenige erinnern. Auch sichtbare Spuren von Gleisanlagen und
anderen Baulichkeiten, sind gegenwärtig fast keine mehr
aufzufinden.
Auch ist die kleine „Steinförderbahn“ wegen ihre
Spurbreite ein Unikat in der badischen Eisenbahngeschichte
geblieben. In ganz Baden wurde noch nie eine Schmalspurbahn in der
Spurbreite von 900 mm als feste Anlage gebaut. Sie weicht damit von
der in Baden üblichen Schmalspurbreite von 1000 mm ab. Die 900 mm
Spur wurde hauptsächlich auf Baustellen zum Bau von
Normalspurbahnen oder anderen großen Bauprojekten provisorisch
angelegt und nach Vollendung der Arbeiten wieder abgebaut. Auch hat
diese Bahn nichts mit den anderen Eisenbahngesellschaften für
Klein- oder Schmalspurbahnen in Baden, dem benachbarten Elsass
sowie der Schweiz, weder organisatorisch noch betrieblich gemein.
Sie ist eine unabhängige private Förderbahn der
Steinbruchunternehmer im hinteren Kandertal gewesen, die nur mit
der Kandertalbahn in Verbindung zu bringen ist. Wäre die
Kandertalbahn nicht schon gewesen, hätte es diese kleine Steinbahn
nie gegeben. Da sie für den öffentlichen Verkehr nicht zur
Verfügung stand, wurde sie weder in einem Verkehrsatlas verzeichnet
noch in irgendeinem Kursbuch aufgeführt.
Auf der Brücke zum Steinbruch
(Sammlung Fritz Breh).
Übrigens: Der Badische Bahnhof in
Basel wurde hauptsächlich aus den Steinen und Schotter des
Steinbruchs gebaut. Und natürlich kam für den Transport nach
Kandern die kleine Schmalspurbahn zum Einsatz.
Quellennachweis: Alle Informationen und Bilder stammen aus
dem oben genannten Buch von Michael Kopfmann. Allen, die mehr über
die Steintransportbahn wissen wollen, kann ich das Buch nur
empfehlen.
Wer oder was ist der Wälderbahnhof? Siehe hier: GC2CRMZ