Jakob und der Zauberstab
auch auf opencaching.de: OC63BA
Mein eigentliches Hobby ist die Astronomie. Die Wurzeln dazu liegen
sehr weit zurück in meiner Kindheit. In den jährlichen Sommerferien
im Erzgebirge bin ich bei klarem Himmel heimlich nachts aus dem
Bett geklettert und habe mich an den Feldrand hinterm Haus gelegt
und den gestirnten Himmel betrachtet. Die Luft war klar, kein
störendes Nebenlicht, solch einen Himmel habe ich seither nur noch
im Hochgebirge gesehen.
Es gilt für mich außerdem der Spruch eines unbekannten Autors:
Willst Du eine Stunde glücklich sein, dann besauf Dich. Willst Du
drei Tage glücklich sein, dann heirate. Willst Du jedoch ein ganzes
Leben lang glücklich sein, dann widme Dich der Astronomie.
Wen interessiert denn das? Fragt Ihr Euch vielleicht. Es gibt da
ein paar Parallelen zum GeoCachen einerseits und andererseits gäbe
es das GeoCachen ohne die Astronomie überhaupt nicht!!!
Eine Parallele ist die Liebe zur Natur und die Achtung vor ihr.
Eine weitere sind die Winkel, mit denen wir es jeweils zu tun
haben.
Vielleicht wird erreicht, dass wir vor den Winkeln, die auf den
kleinen elektronischen Helfern die da GPS genannt werden und vor
den Geräten selbst etwas mehr Achtung haben.
Wir bauen einen
Jakobsstab (lat. baculus jacobi) oder
Gradstock
Der Name des frühzeitlichen Winkelmessinstruments hat mit der
Ähnlichkeit zu den Wanderstäben zu tun, welche die Pilger auf dem
Jakobsweg (auch Sternenweg genannt) nach Santiago de Compostela mit sich führten.
Wir wollen am Nachthimmel ein paar Messungen durchführen, deren
Ergebnisse uns letztendlich zum Cache bringen. Der Bau bzw. die
Ausführung eines solchen Stabes hängt von den jeweiligen
handwerklichen Fähigkeiten ab. Einige Experten werden eine
Präzisionsausführung aus Messing mit Zahnstange und Feintrieb
bauen. Es kommt aber lediglich auf die Funktion an. Wir brauchen
dazu einen dünnen Stab von ca. 700 mm Länge und eine Papprückwand
eines DIN A4 Blocks. Als Stab habe ich einen Drehstab einer
Lamellenjalousie verwendet. Ihr findet sicher etwas Ähnliches.
Bauplan eines
Querstabes
Die
Gradmarkierungen auf dem Gradstock werden wie folgt errechnet (nur
ganze mm)
Abstand vom
Auge zur Markierung = Peilspitzenabstand / 2 / tan (Winkel / 2)
Wenn wir einen
Peilspitzenabstand von 100 mm verwenden, dann gilt folgendes
Beispiel für einen Winkel von 10°
Abstand vom
Auge zur Markierung = 100 / 2 / tan (10
/ 2) = 572
Das wiederum
bedeutet, wenn der Querstab vom Auge einen Abstand von 572 mm hat,
und wir über die Peilspitzen zwei Sterne anvisieren können, dann
ist deren Winkelabstand 10°.
Wenn wir den Querstab in dieser Entfernung belassen, gilt
folgendes. Über die beiden Spitzen im Abstand von 80 mm peilen wir
einen Winkel von 8°, über die im Abstand von 60 mm einen Winkel von
6° u.s.w. an. Wollen wir größere Winkel
messen, dann müssen wir mehr Markierungen auf dem Jakobsstab
anbringen. Das Ganze macht nur Sinn bis etwa 30°. Die Abstände
werden immer kleiner und die Genauigkeit nimmt bei größeren Winkeln
enorm ab.
Weitere Markierungen auf dem Stab werden wie das Beispiel oben
zeigt errechnet.
Ein fertiger
Jakobsstab
Hinweise zu den
Aufgaben
Die gewählten Sternbilder sind so genannte zirkumpolare
Sternbilder. Das bedeutet, sie sind in unseren Breiten die gesamte
Nacht und das gesamte Jahr hindurch bei klarem Himmel
beobachtbar.
Alle Winkelmessungen sind in ganzen Teilen eines Kreises durch 360
gefragt, also weder Minuten noch Bruchteile von Minuten oder
Sekunden sind von Interesse. Die Winkel sind mit Bedacht so
gewählt, dass es da keine Zweifel geben dürfte.
In der Astronomie gibt es eigentlich kein oben, unten, links oder
rechts. Wenn in den folgenden Aufgaben davon die Rede ist, müssen
wir uns oder die Bilder gedanklich so drehen, dass es einen Sinn
ergibt. Macht jeweils eine Messreihe von mehreren Messungen. Man
bekommt erst mit der Zeit ein sicheres Gefühl. (wie beim Suchen von
Caches). Die Peilspitzen müssen bei Dunkelheit gut erkennbar sein.
Da ist Leuchtfarbe hilfreich, jedoch sollten sie zumindest weiß
sein!
Aufgaben
- Aufsuchen des Großen Wagens (ursa maior) am Nachthimmel
- Wie viele Hauptsterne hat das Sternbild (A)
- Mit bloßem Auge einen zweiten Stern neben einem der Hauptsterne
erkennen (Augenprüfer)
- Winkelabstand der beiden unteren Kastensterne des Wagenkastens
messen (B)
- Winkelabstand der beiden oberen Kastensterne messen (CD)
- Wie viel Grad deckt die gesamte Deichsel ab? (CE)
- Polarstern aufsuchen (wahre Nordrichtung – auch im
GeoCachen ein Begriff): Den Abstand der hinteren zwei Kastensterne
in einer gedachten Linie 5-mal nach oben verlängern. Das ist der
Polarstern.
- Gegenüber des Großen Wagens das Himmels-W (Kassiopeia)
erkennen.
- Wie viele Hauptsterne sind deutlich zu sehen? (F)
- Winkel über das gesamte 'W' von links nach rechts messen
(CG)
- Winkel vom linken Stern des 'W' bis zum Polarstern (HE)
Ergänzung vom 15.09.2008: Alle Ziffern von A bis
einschließlich H sind unterschiedlich.
Ergänzung zu
2.)
Darüber gibt es in der Literatur zwei Meinungen. Ich meine die
größere der beiden Zahlen. Ich denke, Ihr seht auch so viel Sterne
wie ich, wohlgemerkt ohne den ‚Augenprüfer’.
Die
Koordinaten ganz oben sind es natürlich nicht … Der Cache
liegt bei
N 51°HG,FDE'
E 12°GC,AEB'
Kontrollmöglichkeit
Quersumme über sämtliche unbekannten Zahlen der beiden errechneten
Winkel am Final, also für 51°XX,XXX' und 12°XX,XXX' ist die Summe
aller X=41.
Der Cache selbst ist jetzt wirklich leicht. Die Schwierigkeit von 4
Sterne ergibt sich lediglich aus der Tatsache, dass etwas gebaut
werden muss und aus der Tatsache, dass Ihr das auch noch
fotografieren und hochladen müsst. Ja,
ich weiß, dass Cacher schlau sind und
sich die Winkel vielleicht aus Sternkarten oder von Freunden holen.
Ich will jedoch nicht zu streng erscheinen und akzeptiere zwei
GeoCacher pro Jakobsstabfoto. Seid bitte fair, es macht auch irre
Spaß.
Dort, wo Ihr den Cache findet, stelle ich unweit ab und zu mein
Fernrohr auf und betrachte auch mit Freunden den gestirnten Himmel.
Anfahrt ist fast bis zum Cache möglich, jedoch zum Teil nur
landmaschinengerecht. Zu empfehlen ist eine kleine Wanderung.
Wer mehr Interesse am klassischen Hobby Astronomie hat, der schaue
hier auf die Seite eines
sehr guten Freundes. Ich empfehle diese Seite, weil dort der
Nachweis erbracht wird, dass es nicht immer nur um hochtrabende
Instrumente gehen muss. Astronomie zu betreiben ist mit geringsten
Mitteln möglich. Nehmt doch einfach einen Feldstecher oder ein
Opernglas mit und betrachtet Euch einmal die Schattengrenze auf dem
Mond. Je geringer die Vergrößerung, desto leichter lässt sich das
Instrument mit bloßen Händen still halten. Wer sich die Seite
meines Freundes etwas genauer anschaut, bekommt außerdem zahllose
Hinweise auf mögliche LPC’s. Da
haben wir schon wieder eine Querverbindung zum GeoCachen!
Und jetzt
wünsche ich viel Spaß mit diesem Cache