Dienstag 11. Januar 1991
17:45
Der
Juwelier K. Dillscher ist, wie jeden Abend um diese Uhrzeit, dabei
die Auslagen aus dem Schaufenster zu holen, um sie dann sicher im
Safe, der sich im Laden hinter der Theke befindet, zu
verschließen. Als er am 2. Fenster angekommen ist und ein mit
Smaragden besetztes, goldenes Collier in den Händen hält
schellt die Türglocke. Noch bevor sich Herr Dillscher
herumdrehen kann, hat er den Lauf einer Pistole im Rücken und
eine dunkle, rauchig klingende Stimme befiehlt ihm, sich ruhig zu
verhalten und an den Safe zu gehen. So wird es Frau Dillscher, die
das Ganze aus dem Nebenzimmer beobachtet hatte, später im
Polizeibericht angeben. Nachdem sie kurz überlegte, was sie
tun könnte, ging sie leise ins obere Stockwerk zum Telefon und
rief die Polizei an. Vermutlich hatte sie vergessen, daß,
sobald sie den Hörer am oberen Telefon abnimmt, an dem anderen
Telefon im Laden eine rote Lampe angeht. Gerade in dem Moment, als
sie der Polizei Ihre Adresse nannte, hörte sie einen
Schuß. Sie lief überstürzt die Treppe hinunter, ohne
zu wissen, was sie erwartete... Da war ihr Mann, von Blut
überströmt. Er kniete auf dem Boden und lehnte
zusammengesackt mit dem was einmal sein Gesicht gewesen war gegen
die Ladentheke. Völlig regungslos stand sie in der Tür
und hörte noch nicht einmal das Näherkommen der
Polizeisirenen...
Im Laufe der Ermittlungen
stellte sich heraus, daß lediglich das Fehlen des Colliers
bewiesen werden konnte. Das Merkwürdige an der Sache war
allerdings, daß alle Schubladen ausgeleert und ein Teil der
Wandverkleidung aufgerissen war. Hinter dieser Wandverkleidung
befand sich aber kein großer Hohlraum, so daß man
hätte Schmuck darin verstecken können, er hatte
höchstens die größe einer
Zigarettenschachtel.
Herr Dillscher war in der
Vergangenheit mehrfach der Polizei ins Visier geraten. Man
vermutete, er habe mit Hehlerware gehandelt. Allerdings konnte ihm
ein solches Verbrechen nie nachgewiesen werden. Die Vermutung lag
nahe, daß er seinen eigenen krummen Geschäften zum Opfer
gefallen war.
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Der einzige
Anhaltspunkt war die Waffe, mit der er erschossen worden war. Es
handelte sich hierbei um eine seltene Waffe von 1955, ein Colt
Python Magnum 357. Dies fand man anhand den, für diese Waffe
typischen, Abriebspuren am Projektil.
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Ein Durchbruch
konnte erzielt werden, als eine Überwachungskamera einen Mann
bei dem Versuch aufzeichnete, das gestohlene Collier an einen
Juwelier in Saarbrücken-Burbach zu verkaufen. Anhand des
Überwachungsvideos der gegenüberliegenden Bank konnte der
Täter als Peter Keller überführt identifiziert und
auch wenig später in der Wohnung seiner Freundin, drei Blocks
entfernt, gefasst werden. Er hat die Tat nie gestanden. Auch wurde
die Waffe nie gefunden und Herr Keller machte weder Angaben zu
seinem Alibi, noch zu der Tat selbst. Im September 1991 wurde er zu
15 Jahren Gefängnis verurteilt und kam im September 2006
wieder auf freien Fuß.
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