Der Hamburger Fischmarkt mit seinen Originalen wie etwa Aale Dieter oder den holländischen Blumenverkäufern, die ihre Grünpflanzen im wahrsten Sinne des Wortes verschleudern, ist natürlich eine Touristenattraktion. Doch abgesehen von den Marktschreiern und der Tatsache, dass man den Markt auch nach durchzechter Nacht früh am Sonntagmorgen besuchen kann, bietet der Markt im wesentlichen Trash, asiatische Billigwaren. Wer einen richtig schönen Markt in Hamburg besuchen möchte, ähnlich dem Borough Market in London, dem sei der Isemarkt empfohlen.
Der Isemarkt findet immer dienstags und freitags von 9-14 Uhr statt. Auch für Touristen ist er prima zu erreichen: Er erstreckt sich von der U-Bahn-Haltestelle “Hoheluft” den ganzen Weg bis zur nächsten Station “Eppendorfer Baum". Wer direkt aus der Innenstadt kommt kann entweder die U3 vom Hauptbahnhof, Mönckebergstraße oder Rathausmarkt nehmen und die kurze Fahrt an den Landungsbrücken entlang oder aber die U1 vom Jungfernstieg. Von dort sind es nur 3 Stationen bis Klosterstern. Zu Fuß sind es dann ca. 150 m Fussweg (unverfehlbar!) bis zum Beginn des Marktes am Eppendorfer Baum.
Auf dem Markt selbst kann man sich kaum verlaufen, denn es gibt nur einen Gang, aber der ist fast einen Kilometer lang. Da der Markt immer voll ist und an manchen Ständen lange Schlangen stehen, ist es entsprechend eng. Viele Mütter mit Kinderwagen tun sich das ebenfalls an.
Der Charme des Marktes besteht zweifellos an der Kombination aus “normalen” Marktständen, an denen Gemüse, Obst, Fleisch, Käse, Fisch und Backwaren angeboten werden, und den vielen kleinen Einmann-Ständen, die Waren meist aus Eigenproduktion anbieten.
Da ist beispielsweise der Käsemann, der mit seinem Allgäuer Käse extra aus Süddeutschland anreist, die Französin, die unter dem Namen “Macarons d’Agathe” ihre selbstgebackenen Makronen anbietet. Sie heißt übrigens gar nicht Agathe. Sie hat aber bei Lenôtre in Paris einen Macarons-Kurs absolviert. Ihre inzwischen über die Grenzen der Stadt hinaus bekannten Trüffel verkaufte “Die Ise” (C.W. Praliné) erstmals auf diesem Markt.
Es wird aber nicht nur Essbares angeboten: Wunderschöne Töpferarbeiten gibt es auf Höhe Klosterallee zu bewundern und zu kaufen.
Der Isemarkt eindeutig teurer als die meisten anderen Märkte, meine Referenz wären der Wandsbeker Wochenmarkt und der sterbende Dulsberger Markt, auf dem die wenigen Stände mittlerweile verloren wirken. Es wird einem auf dem Isemarkt dafür aber auch eine Menge mehr geboten: Mit Délices de France gibt es einen Stand mit Pasteten und anderen Leckereien, nirgendwo gibt es eine so hohe Dichte an guten Käsehändlern und selbst die Obst- und Gemüsehändler haben ein üppigeres Angebot. Letzteres verstärkt sich natürlich selbst: In dem Maße in dem mehr Leute dort kaufen, können die Händler natürlich auch mehr anbieten. So wirkt auf dem Isemarkt alles sehr viel großzügiger arrangiert, trotz des Platzmangels.
Groß ist auch die Auswahl an frischer Pasta. Bei meinem letzten Gang über den Markt am Freitag, habe ich drei Stände gesehen. Wie selbstverändlich werden dort auch selbstgemachte Pesto angeboten - ein Stand verkaufte sogar Mousse au chocolat und Tiramisu lose. Ich muss gestehen, dass ich das - in der Vorstellung diese wabbelig-cremigen Massen zu transportieren - etwas unappetitlich finde.
Wem beim Marktbummel auf halbem Weg die Puste ausgeht, kann sich an einem der vielen kulinarischen Stände stärken: Fisch, Fleisch, oder Vegetarisches, für jeden Geschmack sind warme Mahlzeiten möglich - natürlich im Stehen. Was ich diesmal allerdings vermisst habe: Den Stand mit den frischen Muffins und die Britin mit den frischen Scones, die bei der Arbeit auch noch immer so laut und fröhlich sang. Das ist dann der kleine Nachteil: Gerade die Ein-Frau-Unternehmen sind nicht immer da, eine Vertretung würde in den meisten Fällen wohl auch kaum lohnen.
Leider ist der Markt für mich zu weit weg und die Zeit zu knapp, um regelmäßig auf den schönen Markt zu gehen. Für kulinarisch interessiert Touristen wäre der Isemarkt noch vor dem Fischmarkt Pflicht.
(Text und Bilder mit freundlicher Genehmigung von www.foolforfood.de )