Die Martini-Kirche in Netphen ist das älteste Bauwerk der
Stadt, erbaut im spätromanischen Stil mit leicht spitzbogigen
Gurtbogen der Gotik. Errichtet wurde das Kirchenschiff zwischen
1320 und 1350, dabei blieb der Turm des Vorgängerbaus erhalten. Sie
gehört zu den südwestfälischen Hallenkirchen, bei denen Mittel- und
Seitenschiffe in gleicher Höhe angeordnet sind.
Eingerahmt von der Bruchsteinen zusammengefügten Friedhofsmauer ist
die Kirche seit Jahrhunderten ein Zeichen der Hoffnung.
Über den Bau der Kirche sind keine Dokumente oder Urkunden
erhalten. Die erstmalige Erwähnung findet sich in der
Patronatsurkunde vom 9. Juni 1239.
1590 wurde der Turm, der aufgrund eines Blitzschlags zerstört
war, durch einen neuen, "kurzen Turm" ersetzt. Dieser wurde später
erneut umgebaut, dabei verschwanden vier Ecktürme, die den alten
Turm zierten. Im selben Jahr wurde in Dillenburg eine neue Glocke
für die Kirche gegossen.
Zwischen 1660 und 1690 wurden vermutlich die mit vielen
Schnitzereien versehene Kanzel und der dazugehörige Baldachin
erbaut. Sie standen zunächst auf der Deuzer Seite, wurden jedoch
bei einer Reovierung auf die Brauersdorfer Seite versetzt. 1968
sind sie an ihrem alten Standort zurückgekehrt.
Der Namensgeber der Kirche war der heilige Martin, der 372 zum
Bischof von Tours ernannt wurde. Das Siegerland gehörte bis 1821
zum Bistum Mainz. Der Mainzer Dom und das gesamte Bistum sind dem
Patronat des hl. Martin unterstellt.
Graf Wilhelm von Nassau-Dillenburg (1487 - 1559) holte nach dem
Reichstag zu Augsburg (1530) reformierte Pastoren nach Siegen und
Herborn. Der erste evangelische Pastor in Netphen wurde 1535 der
ehemals katholische Priester Johann Lamb. Ihm folgten die
evangelischen Pastoren Hermann Krumer, Erasmus Jeber, Leonard Lamp
und Johann Diphius, der durch den katholischen Pfarrer Valentin
abgelöst wurde.
Ab 1626 wechselten die evangelischen und katholischen Pfarrer in
Netphen mehrfach, bis es zu einer Besetzung in Netphen mit je einem
Pfarrer der reformierten und der katholischen Gemeinde kam.
Graf Johann VI. (der Ältere, 1535 - 1606), zweitältester Sohn und
Nachfolger des Grafen Wilhem von Nassau-Dillenburg förderte den
evangelischen Glauben und lehnte sich selber dem Calvinismus
an.
Nach seinem Tode erhielt sein Sohn Johann VII. (1561 - 1623) die
Grafschaft Siegen, der sich für die Ausbreitung und Festigung des
evanglischen Glaubens in der Siegerländer Bevölkerung einsetzt.
1637 wurde - nach 14-jährigen Erbschaftsstreit - Johann VIII. (Der
Jüngere) der Teil der Grafschaft ab Weidenau siegaufwärts, sowie
Wilnsdorf und Rödgen zugesprochen. Seine Brüder Johann Moritz und
Wilhelm erhalten Siegen und Freudenberg bzw. Hilchenbach.
Johann VIII. war 1612 zum katholischen Glauben übergetreten und
da die Landesherren die Religion ihrer Untertanen bestimmten kam es
im Siegerland zu einem langen Religionsstreit zwischen Katholiken
und Protestanten. Bis 1895 wurde die Martini-Kirche sowohl von der
evangelischen, als auch von der katholischen Gemeinde genutzt. Im
November 1895 wurde der Bau der neuen katholischen Kirche
vollendet. Auch sie trägt den Namen Martini-Kirche.
(Text und Bilder entnommen von der Homepage
der Ev.-Ref. Kirchengemeinde
Netphen www.ev-kirche-netphen.de
)
|