Die Autobahnüberbauung
Schlangenbader Straße (umgangssprachlich als
Schlange bezeichnet) ist ein Wohnkomplex auf
einer Autobahnbrücke in der Architektur der 1970er Jahre im
Berliner Stadtteil Wilmersdorf.
Anfang bis Mitte der 1970er Jahre
war die Wohnraumsituation im mittlerweile durch den vollendeten
Mauerbau isolierten West-Berlin nach wie vor kritisch. Die zuvor
nach Muster von Trabantenstädten erbauten Großsiedlungen in
Randlage (unter anderem Märkisches Viertel, Gropiusstadt) hatten
zwar die allgemeine Wohnungsknappheit reduziert, jedoch sahen
Planungen stets die Schaffung weiteren, verdichteten Wohnraums als
notwendig an, zumal in den 1960er Jahren diverse Altbauviertel
eliminiert wurden. Da in den Berliner Großsiedlungen bereits erste
sozialstrukturelle Probleme auftraten, war der verdichtete
Wohnungsbau dieses Musters ohnehin in den Hintergrund
gerückt.
1970/1971 begannen die ersten
Bauarbeiten des südlichen Abzweigs (A 104) der Stadtautobahn
A 100. Auf einem Areal von etwa 44.000 m², welches im
westlichen Teil die Autobahn A 104 überschneidet, konnte nun
die Autobahnüberbauung Schlangenbader Straße geplant werden.
Zunächst fungierte das Projekt unter dem Namen Wohnpark
Wilmersdorf.
Die heutige Autobahnüberbauung
umschließt die Autobahn A 104 auf einer Länge von 600 m
in ihrem Nord-Süd-Verlauf und verläuft analog der Fahrbahn in
leichtem Winkel gebogen. Die Erbauung des Gesamtprojekts fand
zwischen 1976 und 1980 statt. Die Bauausführung erfolgte durch
mehrere Firmen in einer Arbeitsgemeinschaft. Beteiligt waren die
Firmen Burgert-Neue Bauhütte AG, Ed.Züblin AG, Schälerbau Berlin,
Bruno Ansorge, Lindow & Co, Richter & Schädel, Sager &
Woerner(SAWOE), Anton Schmittlein AG, Gottlieb Tesch GmbH, Karl
Tobias GmbH, F.C. Trapp und Wiemer & Trachte.
Nach Fertigstellung kam es zu
Bodenabsenkungen des Erdreichs im Bereich der Überbauung, was durch
nachträgliche Verdichtung des Grundes und durch Stahlauflagekeile
oberhalb der Trägerbrücken kompensiert werden musste. Die
Gesamtbaukosten beliefen sich auf 400 Mio. DM
(etwa 204,5 Mio. EUR).
Das Hauptgebäude, die direkte
Autobahnüberbauung Schlangenbader Straße, erreicht eine Gesamtlänge
von 600 m und eine maximale Höhe von 46 m. Es hat in den
mittleren Riegeln eine maximale Geschossanzahl von 14. Dieses
Gebäude beinhaltet 1064 Wohneinheiten und zählt damit zu den
größten zusammenhängenden Wohnkomplexen Europas. In der
angrenzenden Randbebauung sind weitere 694 Wohneinheiten
untergebracht, was eine Gesamtanzahl von 1758 Wohneinheiten auf dem
Areal ergibt. Es wurden 120 verschiedene Grundrissvarianten
realisiert.
Des Weiteren sind in der Überbauung
118 Hobbyräume, vier Gästewohnungen und zwölf Gemeinschaftsräume
sowie diverse Fahrrad- und Kinderwagenräume untergebracht. Auf dem
Gelände wurden Spielplätze und Hundetoiletten angelegt. Eine
Aussichtsterrasse im 13. Obergeschoss wurde aus Sicherheitsgründen
wegen vorangegangener Kletteraktionen wieder geschlossen. Es wurden
28 Gewerberäume mit insgesamt 7210 m² Fläche in das Projekt
integriert.
Unterhalb der unter der Überbauung
gelegenen Autobahntrasse befinden sich zwei Tiefgaragendecks mit
760 Stellplätzen (606 Garagen, 154 offene Stellplätze). Ein
separates Parkhaus wurde mit 437 weiteren Plätzen
erbaut.
Die Anlage verfügt über eine
zentrale pneumatische Müllentsorgungsanlage nach schwedischem
Vorbild und wird durch Fernwärme mit Energie versorgt.
1980 wurden die ersten Wohnungen
bezugsfertig, der Erstbezug erstreckte sich jedoch aus
organisatorischen Gründen bis 1981, da zum 1. und zum 15. eines
jeden Monats jeweils eine Beschränkung auf 40 Bezüge
bestand.
Das Projekt war im Vorhinein wie im
Nachhinein umstritten. Ein Zitat des damaligen regierenden
Bürgermeisters von Berlin, Richard von Weizsäcker: „Wenn der Teufel
dieser Stadt etwas böses antun will, lässt er noch einmal so etwas
wie die 'Schlange' bauen.“
Die Wohneinheiten wurden im Rahmen
des sozialen Wohnungsbaus errichtet. Zum Ende der 1980er Jahre kam
es zu Wohnumfeldverschlechterungen des Komplexes (unter anderem
durch Kriminalität und zunehmende Verschmutzung), jedoch wurden
diese durch intensive Investitionen in Sicherheitstechnik- und
Personal (Wachschutz) in den 1990er Jahren kompensiert. Zwischen
1998 und 2000 wurden innerhalb dieses Rahmens Investitionen von
über 6,6 Mio. EUR getätigt.
2002 wurde das Gesamtwerk mit dem
Renault Traffic Design Award für fortschrittliche
Verkehrsarchitektur in der Kategorie „Historischer Award“
ausgezeichnet.
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