Die Zollmauer
Die Berliner Zoll- und Akzisemauer war die
Stadtmauer Berlins ab dem 18. bis zur Mitte des
19. Jahrhunderts. Sie ersetzte die mittelalterliche Berliner
Stadtmauer und deren Nachfolger, eine Festungsanlage, und umschloss
etwa das Siebenfache der von der Festungsanlage umschlossenen
Fläche.
Im
Unterschied zu ihren Vorgängern hatte diese Befestigung keine
militärische Bedeutung mehr, sondern diente hauptsächlich
Überwachungszwecken: An den in der Mauer befindlichen
Zolltoren wurde die Akzise, die damaligen direkten
Verbrauchssteuern auf eingeführte Waren, erhoben; die Mauer
diente damit der Verhinderung des Warenschmuggels. Außerdem
sollte die Desertion von Soldaten der Berliner Garnison
verhindert werden. Auch sonst wurde der Verkehr in die und aus
der Stadt kontrolliert. So durften Juden die Stadt im Norden
nur durch das Rosenthaler Tor (ab 1750 durch das Prenzlauer
Tor) und im Süden nur durch das Hallesche Tor betreten und
mussten sich dort registrieren lassen.
Bau der Akzisemauer
Die Akzisemauer wurde im Wesentlichen in den
Jahren 1734 bis 1737 unter dem auch Soldatenkönig genannten
preußischen König Friedrich Wilhelm I. erbaut und bezog die bereits
1705 errichtete so genannte Linie, eine Umwehrung aus Palisaden
nördlich der Stadt, deren Verlauf noch heute an der Linienstraße in
Berlin-Mitte zu erkennen ist, mit ein. Ebenso erinnert die
Friedrichshainer Palisadenstraße mit ihrem Namen an den damaligen
Verlauf der Akzisemauer. Auch sonst bestand die Zollmauer teilweise
aus Holzpalisaden und war nur zum Teil gemauert. Sie wurde mit 14
Stadttoren versehen, die meist nach einer Stadt benannt waren, die
in der Richtung des Tores lag.
Wie an den Stadttoren fanden auch an den Stellen, an denen die
Spree den Verlauf der Akzisemauer kreuzte, Zollkontrollen statt.
Dies wurde mit Hilfe von im Wasser schwimmenden Holzbalken, dem
Unter- beziehungsweise Oberbaum, bewerkstelligt, mit denen die Ein-
und Ausfahrt für Schiffe gesperrt werden konnte. Die Akzisemauer
umfasste zum Zeitpunkt ihrer Erbauung nicht nur Berlin inklusive
seiner Vorstädte, sondern vor allem im Osten und Süden auch noch
große Flächen unbebauten oder landwirtschaftlich genutzten
Landes.
Geschichte bis zum Abriss
Da Berlin weiter wuchs, wurden Teile der
Akzisemauer in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts mehrfach nach
außen verschoben, und mit ihr wurden die Zolltore weitergerückt.
Zwischen 1786 und 1802 wurden die hölzernen Teile durch eine
steinerne Mauer ersetzt und die Akzisemauer insgesamt verstärkt und
auf etwa vier Meter erhöht. Einige Stadttore wie das Brandenburger
Tor erhielten dabei einen repräsentativen Neubau. In der Mitte des
19. Jahrhunderts entstanden vier weitere Stadttore, das Neue Tor
(1832), das Anhalter Tor (1839/40), das Köpenicker Tor (1842) und
das Wassertor (1848).
Eben außerhalb der Stadtmauer entstanden eine Reihe von noch heute
existierenden Friedhöfen, wie beispielsweise der
Dorotheenstädtische Friedhof an der Chausseestraße, der Friedhof
der St.-Georg-Gemeinde an der Straße Am Prenzlauer Berg, mehrere
Friedhöfe an der Friedenstraße sowie die Friedhöfe vor dem
Halleschen Tor.
Auch die ersten Bahnhöfe der im 19. Jahrhundert entstehenden
Eisenbahn wurden rings um die Stadt meist außerhalb der Stadtmauer
errichtet. Es handelte sich um Kopfbahnhöfe, die den Endbahnhof
einer neu erbauten Eisenbahnlinie bildeten. So entstanden 1838 der
Potsdamer Bahnhof direkt vor dem Potsdamer Tor, 1841 der Anhalter
Bahnhof direkt vor dem zu diesem Zweck neu errichteten Anhalter
Tor, 1842 der Stettiner Bahnhof (am heutigen S-Bahnhof Nordbahnhof)
in der Nähe des Hamburger Tores und 1846 der Hamburger Bahnhof in
der Nähe des Neuen Tores. Einzige Ausnahme war der Frankfurter
Bahnhof (heute Ostbahnhof), der 1842 als Endpunkt der
Berlin-Frankfurter Eisenbahn innerhalb der Akzisemauer gebaut
wurde. Um diese Kopfbahnhöfe miteinander zu vernetzen, wurde 1851
die so genannte Verbindungsbahn gebaut, eine Pferde-Eisenbahn, die
allerdings nur dem Güter- und Militärverkehr diente und deren
Strecke meist entlang der Akzisemauer führte. Auch die erste
Berliner U-Bahn-Linie wurde zwischen 1896 und 1902 entlang der
inzwischen abgerissenen Akzisemauer in Kreuzberg gebaut.
Vor allem ab Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden außerhalb der
Akzisemauer neue Vorstädte, das Berliner Stadtgebiet umfasste 1840
mehr als das Doppelte des von der Mauer umgebenen Gebietes. Als
Folge davon wurden an den Zufahrtsstraßen zu Berlin teilweise weit
vor den Toren der Stadt so genannte Akzisehäuser errichtet, in
denen nun der Zoll bezahlt werden musste. Das einzige heute noch
erhaltene Akzisehaus befindet sich etwa einen halben Kilometer vom
Schlesischen Tor entfernt auf der Lohmühleninsel im Landwehrkanal.
Ihrer hauptsächlichen Funktion enthoben, wurde die Akzisemauer 1860
aufgehoben. Am 1. Januar 1861 wurde das Stadtgebiet durch
Eingemeindungen noch einmal nahezu verdoppelt. Zwischen 1867 und
1870 wurde die Akzisemauer und mit ihr fast alle Tore
abgerissen.
Reste nach dem Abriss
In den 1980er Jahren wieder aufgebautes Stück der
Akzisemauer in der Stresemannstraße
Von den Toren blieben nach dem Abriss nur das Brandenburger Tor,
das Potsdamer Tor und das Neue Tor stehen. Jedoch kann von diesen
auch nur das Brandenburger Tor noch in seiner alten Form
einschließlich der Nebengebäude zur Zollerhebung besichtigt
werden. Das zerstörte Neue Tor wurde gleich nach dem Zweiten
Weltkrieg abgetragen. Das Schinkelsche Neue Potsdamer Tor
(zwischen Potsdamer Platz und Leipziger Platz) wurde ebenfalls
im Krieg zerstört, seine Reste wurden dann beim Bau der
Berliner Mauer abgetragen.
Heute sind neben dem Brandenburger Tor nur noch wenige Reste der
Akzisemauer zu sehen. In der Hannoverschen Straße existiert noch
ein heute unter Denkmalschutz stehendes Teilstück der Mauer, das in
das Haus Nr. 9 eingebunden ist. In der Stresemannstraße wurde ein
Teil der Fundamente der Akzisemauer ausgegraben und 1987 ein Teil
der Mauer zu Anschauungszwecken wieder errichtet.
Viel Spaß beim Suchen
Gut Cache
ottobalu