Über das Griesheimer Haus
Um das Jahr 1700 war die Einwohnerzahl Griesheims auf gerade über 300 angewachsen. Als 1714 erstmalig ein Hofreitenverzeichnis aufgestellt wurde, fanden aber bereits 187 Anwesen darin Aufnahme,darunter das an der Ecke Oberndörferstraße und Schulgasse stehende Fachwerkhaus, "Nikelose-Haus" genannt. Sein Baujahr ist nicht bekannt! Es kann auch in die Zeit vor dem 30jährigen Krieg fallen. In das Jahr 1714 fällt die Errichtung des oft zitierten Griesheimer Hauses, eines Jagdschlosses, das die von der Jagdleidenschaft gepackten Landgrafen Ernst Ludwig und sein Nachfolger Ludwig 8. zum Mittelpunkt eines wahren Jägerparadieses machten. Seine Bedeutung für die Ortsgeschichte wird vielfach überschätzt. Einmal stand es keineswegs in der Griesheimer Gemarkung, zum anderen ließ es schon nur etwa 60 Jahre nach der Erbauung der der Jagd abholde Landgraf Ludwig 9. abbrechen.
Das Jagdschlößchen bestand aus einem achteckigem, grün gestrichenen Gebäude mit zwei Stockwerken. Diese standen auf breitem, steinernem Unterbau, der wiederum auf einer größeren achteckigen Erderhöhung ruhte. Das untere Stockwerk war viereinhalb Meter hoch, das obere drei Meter.Auf der Nordseite befand sich eine zweiflügelige starke Eingangstür ; die Hintertür zeigte einfache Ausführung . Die Wände waren aus Eichenholz errichtet, die Gefache mit Backsteinen ausgemauert. Acht Treppen führten in Windungen auf die Plattform des Unterhauses. Auf dem obersten Stockwerk ruhten die Mansarden,das Dach mit Schieferdeckung war abgeflacht und mit einer zierlichen eisernen Galerie umgeben . Es trug noch einen kleinen Pavillon, auf dessen Dach sich eine vergoldete Wetterfahne knarrend hin und her drehte. Zwei Schornsteine überragten das Dach. Auch ein tiefer Keller war vorhanden.
Das Jagdhaus bildete den Mittelpunkt von acht Waldschneisen, die strahlenförmig von ihm ausliefen: Stadtschneise, Wixhäuser Hausschneise, Braunshardter Hausschneise, Griesheimer Feldschneise, Eichwäldchenschneise, Pfungstädter Hausschneise,Eberstädter Hausschneise und Forstschneise. Jedes Fenster des Griesheimer Hauses eröffnete die Aussicht in eine dieser Schneisen. Landgraf Ludwig 8. ließ zwischen Eichwäldchenschneise und Pfungstädter Hausschneise Stallungen und Schuppen bauen. Die Aufsicht über Haus und Anlagen führte der Oberförster in Griesheim. Nach dem bereits nach kaum sechs Jahrzehnten durch den Landgrafen Ludwig 9. befohlenen Abbruch ließ dieser kunstsinnige Landesherr den Platz neu und freundlich herrichten , zur Erinnerung eine große achteckige Rasenerhöhung, die in ihrer Größe genau der früheren entsprach , aufwerfen und auf ihr einen offenen Pavillon aus Baumstämmen errichten, in welchem ein Bild in kräftiger Malerei das ehemalige Jagdhaus zeigte.
Heute ist die Stätte unansehnlich geworden. Der Charakter der ehemals verträumten stillen Waldlandschaft ist nirgens mehr zu erkennen. Als Monumente unserer technisierten Welt recken sich mächtige bizarre Überlandmaste in den Himmel, verbunden durch die weiten Bogen der Starkstromkabel, zwei Autobahnen schaffen eine ständige Geräuschkulisse, und eine nahe Deponie läßt den hierher verirrten Wanderer schleunigst nach angenehmeren Orten suchen.
Schon früh umwob die Sage das Griesheimer Haus, und sie stempelte es zu einem Platze, wo es besonders nachts nicht geheuer sei und spukhafte Gestalten ihr unheimliches Wesen trieben . Die Griesheimer Bewohner mieden den Besuch der gefürchteten und verrufenen Waldstätte.
Der Schriftsteller Ernst Pasque hat in seiner Erzählung: Das Griesheimer Haus , Eine Wald -Jagd- und Spukgeschichte des 18. Jahrhunderts die tollkühnen Taten des verwegenen Schwärzelhannes festgehalten und in ihm eine echt kernige Griesheimer Natur aufgezeichnet.
( Text und Bild aus dem Buch von Karl Knapp : GRIESHEIM Von der steinzeitlichen Siedlung zur lebendigen Stadt )
Die oben angegeben Koordinaten haben mit dem Cache nichts zu tun. Finde den Mittelpunkt der 8 Schneisen und setze dich dort auf die heute vorhandene Bank ( Von Oben (GoogleEarth) gut zu erkennen). Schau nach hinten und du wirst in der Nähe (2m) des Schildes die Koordinaten für das Final finden.