Am frühen Nachmittag des 15.12.1944 startete auf
dem Stützpunkt der 625. britischen Staffel in Kelstern eine
Streitmacht von 341 Lancaster-Bombern, um die I.G.-Farben-Werke in
Ludwigshafen anzugreifen. Die Maschine des Piloten James Fletcher
kehrte nicht mehr zum Heimatflughafen zurück. Sie zerschellte,
möglicherweise nach Flakbeschuss, gegen Abend im Priesberg-Wald bei
Bosen. Alle 7 Besatzungsmitglieder kamen dabei ums Leben.
An Bord waren, neben dem Piloten James
Fletcher (28 Jahre), folgende Personen:
John H. Smith (Funker, 20 Jahre)
Leonard J. Hart (Navigator, 22 Jahre)
Sidney Goodier (Flugingenieur, 20 Jahre)
David R. Jones (Bombenschütze, ?? Jahre)
Peter Banks (Bordschütze, 20 Jahre)
Ian R. Clapton (Bordschütze, ?? Jahre)
Durch die Explosion beim Aufprall waren Hecken und Bäume im Umkreis
von 50 m wie wegrasiert, die Räder der Maschine flogen bis zum
Sportplatz in Bosen. Vermutlich hatte die Besatzung noch versucht
abzuspringen, denn es hingen Fallschirmreste in den Bäumen. Die
toten Flieger wurden in einem Grab in unmittelbarer Nähe der
Absturzstelle beerdigt, später auf den Bosener Friedhof umgebettet
und nach dem Krieg auf den britischen Militärfriedhof Rheinberg bei
Kleve überführt. Noch heute befindet sich im Wald bei Bosen der
teilweise mit Wasser gefüllte 5 m tiefe Aufschlagkrater, auch lässt
sich in einer Vertiefung noch der ehemalige Begräbnisplatz
lokalisieren. In der dortigen Gegend wurden auch in letzter Zeit
noch verschiedene Flugzeugteile geortet und entdeckt (auf
dem Weg zum Final bzw. am Final selbst wirst du auch noch
Wrackteile entdecken können. Es wäre schön, wenn du nichts davon
mit nimmst, denn dann ist irgendwann nix mehr
da...).
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Augenzeugenbericht von Willi Wittig aus dem Jahre
1996
"Es war abends gegen halb neun und sehr kalt; es
lag etwa ½ cm Schnee. Über Bosen flogen große Bomberverbände nach
Osten, das ganze Dorf war auf den Beinen und stand auf der Straße.
Plötzlich war ein weiteres, näheres Geräusch zu hören. Sehen konnte
man noch nichts. Das Gebrumme ging in ein Heulen über,
hervorgerufen durch überdrehende Motoren. Der Himmel über dem
Peterberg färbte sich rot, als das Flugzeug hell brennend über den
Berg kam. Dann gab es einen extrem lauten Knall, dem eine
Druckwelle folgte, die diverse Ziegel von den Häusern fegte. Meine
Großmutter sagte: Jetzt müssen wir alle sterben! Vermutlich
befürchtete sie einen Bombenangriff. Ich lief mit meinem Freund
Heinz Rau, der direkt gegenüber wohnte, bis zum Ortsausgang. Dort,
wo es heute zum Grünlandhof (Anm. von Chris Race: Die
Gebäude des Grünlandhofes wurden im Jahr 2008 eingeebnet, der Platz
ist links der Strasse an Parkplatz 2 noch gut zu erkennen)
geht, blieben wir stehen und bemerkten, daß uns niemand gefolgt
war. Die Absturzstelle brannte. Hier verließ uns aber der Mut, wir
rannten nicht weiter, sondern schlichen nach Hause. Am nächsten
Morgen fuhren Luftwaffensoldaten auf zwei Lkws, Marke Opel Blitz,
zum Berg hinauf. Wir folgten ihnen. Bereits 50 - 60 Meter unterhalb
des Aufschlagskraters trafen wir auf einen der Motoren. Ein
blutiger Unterkiefer, der an einem Baum hing und an dem sich noch
das komplette Gebiß befand, jagte uns einen furchtbaren Schrecken
ein. Es wurde erzählt, die Trierer Flak habe die Maschine
abgeschossen. Die Bäume um den Krater herum waren relativ niedrig,
der Krater selbst riesengroß. Unterhalb des Kraters wurden die im
Umkreis gefundenen Körperteile beerdigt. Sie lagen dort bis ca.
1946, bevor sie auf den evangelischen Friedhof von Bosen umgebettet
wurden. Von hier wurden sie irgendwann nach 1947 wieder exhumiert
und umgebettet. Am Nachmittag kamen weitere Lkws, um die Motoren
und größere Wrackteile abzuholen; ihre Besatzung bestand aus etwa
10 Mann. Sie duldeten uns, die wir um den Krater streiften; sobald
wir diesem jedoch zu nahe kamen, wurden wir weggescheucht. Ein
weiterer Motor lag im Krater selbst. Um den Krater herum lagen
Tragflächen- und Rumpfteile, Gurte und Munition verstreut. Auf
letztere waren wir ganz besonders scharf. Fallschirme lagen in
Fetzen herum, ebenso blaue Uniformteile. Die Trümmer waren drei
oder vier Tage ein Tummelplatz für die Kinder, bis einsetzender
Schneefall dem ein Ende setzte."
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Spekulationen zur Absturzursache
Es ist nicht genau bekannt, was sich zwischen dem
Rhein und dem Priesberg dort oben in 8.000 m Höhe zugetragen hat.
Es wird zwar erzählt, daß die Trierer Flak das Flugzeug
abgeschossen habe, aber das ist eher unwahrscheinlich, es sei denn,
es wurde getroffen, drehte eine Schleife und kehrte nach Bosen
zurück, scherte über den Kamm des Priesberges und stürzte kopfüber
in den Hang. Aber dann sähe der Trichter vermutlich etwas anders
aus.
Weit eher ist zu vermuten, daß der Bomber bereits über dem Ziel von
der Flak beschädigt wurde und es gerade noch bis hierher schaffte,
um dann abzustürzen. Aber warum ist die Besatzung dann nicht
ausgestiegen, Zeit genug muß sie gehabt haben, denn es ist eine
gute Strecke für einen beschädigten und brennenden Bomber, und sie
müssen mehr als 20 Minuten unterwegs gewesen sein.
Am sinnvollsten erscheint ein plötzlicher und unerwarteter Angriff
aus nächster Nähe, der binnen Minuten zum Absturz führt und der
Besatzung kaum noch eine Chance gab zu reagieren oder aus der
brennenden Todesfalle, zu dem ihr einst so stolzes Flugzeug
geworden ist, zu entkommen.
Deshalb wurde die Lancaster von Pilot Officer Fletcher vermutlich
ein Opfer eines deutschen Nachtjägers, der sich unbemerkt an sie
herangeschlichen hatte und ihr von hinten den Garaus machte.
Vielleicht kam hier sogar eine relativ neue, aber sehr
wirkungsvolle Entwicklung zum Einsatz, die sog. "Schräge Musik".
Dabei handelt es sich um schräg nach oben und vorne schießende
Maschinenkanonen. Der Nachtjäger nähert sich von hinten unten, wo
ihn weder das Heckradar des Bombers noch der Heckschütze sehen kann
und feuert dann aus dieser Position auf sein Opfer.
Letztendlich wird es wohl immer ein Rätsel bleiben, was sich am
besagten Tag nun wirklich zugetragen hat.
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Auf dem Weg von Station 1 nach Station 2 könnt
ihr links und rechts des Weges, teilweise aber erst nach genauem
Hinschauen, ein altes Hügelgräberfeld entdecken. Auf der Höhe des
Priesberges zwischen Bosen und Schwarzenbach erstreckt sich von
Nordosten nach Südwesten auf ca. 500 m Länge eines der größten
Hügelgräberfelder der Hunsrück-Eifel-Kultur. Die ältesten der
zwischen 1901 und 1904 ausgegrabenen Hügelgräber stammen aus der
Zeit der älteren Hunsrück- Eifel- Kultur (entspr. 550 - 450
v.Chr.). Damals wurden mindestens 64 Hügel gezählt. Allerdings
liegt die Gesamtzahl der Bestattungen weit darüber, da viele Hügel
mehrere Gräber enthielten.
Einige der Gräber sind heute im Gelände noch deutlich zu erkennen.
Die Hügel haben einen Durchmesser von ca. 8 Metern bis knapp 30
Meter. Als Grabbeigaben fand man bei Ausgrabungen viele
Schmuckgegenstände, die heute im Heimatmuseum in Birkenfeld zu
besichtigen sind.
Hier wurden die Toten unverbrannt in ca. 2 m
langen Grabgruben bestattet, geschützt von mächtigen
Steinpackungen. Man gab den Toten reichlich Schmuck mit, der vom
Bronzereichtum des Hochwald-Nahe-Gebietes zeugt. Die gefundenen
Grabbeigaben sind im Heimatmuseum Birkenfeld/Nahe ausgestellt. In
der Zeit der jüngeren Hunsrück- Eifel- Kultur (entspr. 3.- 2.
Jahrhundert v.Chr.) wurden die Toten mit ihren Beigaben auf
mächtigen Scheiterhaufen verbrannt. Nachdem das Feuer erloschen
war, wurde über den Scheiterhaufen der Grabhügel
aufgeschüttet.
Bei Station 2 findet ihr dann die Koordinaten für den Final.
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