Magdeburg am 24. Juni 1909
Mein lieber und hochgeschätzter Rat Hollersberger,
alter Freund. Oft denke ich an unsere gemeinsame Zeit an der Königlichen Universität Potsdam zurück. Wie gehen die Geschäfte in der Hauptstadt?
Mit Freude habe ich den Gazetten entnommen, dass Ihnen eine Stelle am Preußisch Königlichen Bauamt in Berlin eingerichtet wurde. Zu dieser Beförderung möchte ich Ihnen meinen Glückwunsch ausdrücken. Wenn Sie erlauben, darf ich anfügen, dass ich Ihnen Ihre Fachkompetenz auf dem Gebiet der städtebaulichen Architekturgeschichte Berlins schon immer geneidet, nie jedoch missgönnt habe.
In diesen bewegten Zeiten, da Preußens Städte aufatmen von der Befreiung des umklammernden Bandes der Rayongesetze von 1871 und frei, gemäß ihres Bedarfes kontrolliert in der Lage sind, Städtausbauten ausserhalb der alten Stadtmauern vorzunehmen, ist auch hier in den Straßen der alten Festungsstadt an der Elbe eine lange vermisste Euphorie eingekehrt. Allenthalben werden neue Stadtviertel geplant, um von Männern Eurer Proffession mit spitzer Feder und Gottes Segen zu Papier und alsdann in lapidis gebracht zu werden. Es beflügelt mir den Geist, wenn ich sehe, wie geschäftig und kreativ meine Kollegen in den Architekturbüros der Stadt ein gelungenes Haus ums andere gestalten. Ich brauche Ihnen nicht verhehlen, dass auch ich von einem gewissen Stolz ob meiner Ideenfülle bei der künstlerischen Gestaltung der Fassaden künftiger Wohnhäuser der ehrenwerten Bürger dieser unserer Stadt erfasst bin. Selten bot sich ein derartiges Potential.
Nun möchte ich denn zum Anlass meines Schreibens kommen; Lasst mich in Euch dringen und Euch zu einem Besuch in meinem Haus, zumindest aber im stattlichen Magdeburg einladen.
Bitte kommt und seht, was hier im alten Stadtfeld, welches einst nicht mehr als ein kleiner Flecken vor der Stadt, nun seit 17 Jahren durch Erlass seiner Majestät in Wilhemstadt getauft, geschaffen wurde und noch wird. Die Schnelligkeit, mit der hier hochrepräsentative Viertel entstehen, ist schier atemberaubend und wird sicher Ihre Begeisterung finden. Noch 1871 waren hier erst 2.000 Menschen seßhaft, während wir zur Zeit etwa 30.000 zählen, wie mir ein alter Bekannter im Zentralamt versicherte. Imposant und ein Ausdruck der preußischen Schaffenskraft ist in meinen Augen das Wilhembad, welches seit 1897 dem Interessierten Stätte für Abwechslung und Sport ist.
Doch ich schweife ab, sicher kümmert Sie mehr, allein aus beruflichem Interesse, die Ausrichtung der baulichen Gestaltung der Bürgerhäuser. Nun, erlauben Sie mir, Ihnen eine kleine Karte der Wilhemstadt zu zusenden, damit sie sich einen Einduck von der stadtplanerischen Leistung machen können. Und mehr noch, möchte ich Ihnen einige Zeichnungen, welche ich von besonders markanten Schmuckelenenten angefertigt habe, vorlegen. Folgen Sie mir bitte auf eine Reise durch die Straßen. Wenn es Euch beliebt, so mögt Ihr die Route anhand des Planes nachvollziehen.
Ich nahm ein Motortaxi von meiner Wohnung am Breiten Weg zur Wilhemstadt.
An der Ecke Große Diesdorfer Strasse / Kaiser Friedrich Strasse ließ ich den Mann halten und begann meinen Weg.
Entlang der Kaiser Friedrich Strasse bis zur Goethe Strasse, dann dieser folgend zur Schiller Strasse ließ ich mich treiben. Ihr solltet sehen was den deutschen Literaten hier für ein Denkmal gesetzt ist. Die Straßen sind eine Pracht!
Auf der Olvenstedter Strasse - und stellt Euch vor, diese führt nur zu einem kleinen Dorfe wenige Kilometer vor der Stadt - werden noch viele Baustellen unterhalten. Wendet Euch kurz nach Osten, hier soll, so munkelt man, bald ein Lichtspieltheater entstehen. Was für eine kulturelle Bereicherung dies bedeutet, ist Euch sicher bewusst.
Doch weiter nach Westen. Ihr müsst die Immermann Strasse sehen! Unter uns, seine literarischen Ergüsse haben es nie geschafft, mich einzunehmen, jedoch die Fassaden dieser Strasse fangen mich vollends und ziehen mich in ihren Bann. Man lässt das Auge an ihnen entlang gleiten und ist entzückt.
Wieder auf der Strasse des Geheimen Rats; Nun schauen Sie, wie die Schrote, das kleine Bächlein, das da aus der fruchtigen Börde herfließt, eingefasst ist in die Parkanlagen. Ach was schreib ich, Sie folgen im Geiste, doch schicken Sie sich, das alles mit eigenen Augen zu schauen.
Weiter in die Emilien Strasse, hier zeigen sich noch Reste der unsäglichen Rayonbebauung. Wieviel mehr Prunk darf an festen Gebäuden gezeigt werden; Wie hier auf der Grossen Diesdorfer Strasse - der Arterie der Wilhelmstadt. Lenken wir den Schritt nach Osten, dann durch die Schenkendorf hin zur Belfort Strasse.
Dieser folgend wollen wir nun über die Anna Strasse zum prächtigen Körner Platz gehen;
über die Lützow Strasse weiter bis zur Lessing Strasse, und wie auch literarisch möchen wir diesem gern folgen;
bis wir in die Arndt Strasse gehen, an deren Ende wir den südlichen Rand der Wilhemstadt aufsuchen.
Hier soll unser Weg enden und ob Sie es glauben oder nicht, nicht viel und wir haben 3,5 Kilometer hinter uns gebracht. Doch bedenken Sie, ich könnte noch erheblich weiter mit Ihnen laufen und Ihnen beeindruckende Fassaden zeigen. Sie sehen, nicht nur die Hauptstadt mit ihrem königlichen Glanz weiß zu faszinieren, auch alte Festungsstädte entwickeln sich zu Kleinodien.
Ich bin berauscht und kann es kaum erwarten, mit Ihnen durch die Straßen zu wandeln und leibhaftigen Auges zu schauen und heiß zu diskutieren, was unser beider Passion ist. Bitte lassen Sie mich nicht allzu lang auf eine positive Antwort warten, architektonische Schätze und wer weiß was noch erwarten uns.
Hochachtungsvoll, Ihr Eugen Phillip Meisler, Architekt.
Randnotizen
So wie Herr Meisler seinem Freund aus Berlin dieses Viertel zeigen wollte, so möchten wir Euch auf eine Runde durch die später wieder in Stadtfeld umbenannte Wilhelmstadt einladen. Trotz der Zerstörung durch Weltkrieg und schleichenden Zerfall, ist noch sehr viel der alten Bausubstanz erhalten.
Folgt anhand der Karte der in dem Brief beschriebenen Route und sucht nach den gezeigten Motiven. Zu jedem Buchstaben notiert Euch die entsprehende Hausnummer.
Nummerzusätze wie a, b oder /1, /2 sind zu vernachlässigen.
Bei einem Nummernbereich notiert Euch die positive Differenz.
Wenn euch die Bilder im Listing zu klein sind, findet ihr diese auch etwas größer in der Gallery.
Der Final befindet sich bei:
N 52° 7, [J-H] [A+E-P-S] [S-D-G]'
E 11° 36, [L+N-F+B] [(K+M)/Q - C] [I+T-O-R]'
Erstausstattung:
- Erstfinderurkunde
- OvGU-Chips
- kampfteckels Nordrhein-Westfalen Geocoin 2008
- Logbuch & Stift
Viel Spass beim Suchen & Finden.
Mr_Power & die_lili

Gratulation dem Erstfinder am 28.01.2009: dave1905