Sühnekreuz Bad Kösen
Sühnekreuze sind
Denkmale mittelalterlichen Rechts. Sie waren ein Erfüllungsteil von
Sühneverträgen, welche zwischen zwei verfeindeten Parteien
geschlossen wurden, um eine Blutfehde wegen eines begangenen Mordes
oder Totschlages zu beenden. Der überwiegende Teil der Sühnekreuze
ist in Kreuzform gestaltet, oftmals ist die Mordwaffe bzw. ein
berufstypisches Gerät des Entleibten in den Stein gehauen. In den
seltensten Fällen finden sich eingeschlagene Jahreszahlen. Text
findet sich auf keinem echten Sühnekreuz aus dem 13.-16.
Jahrhundert. Der einfache Bauer hätte es ohnehin nicht lesen
können, weshalb Bilddarstellungen dominierten. Mit der Einführung
der Halsgerichtsordnung Kaiser Karls V. im Jahre 1533 wurden
private Abmachungen nicht mehr geduldet, an ihre Stelle trat das
ordentliche Gericht, das den Täter nach dem neuen Recht
verurteilte. Mit der Einführung dieses neuen Rechtes wurden die
Sühneverträge zwar offiziell abgeschafft, lebten jedoch je nach
Landessitte noch durch das ganze 16. Jahrhundert fort; erst das 17.
Jahrhundert räumte mit ihnen endgültig auf.
Standort:
In der Grünanlage, die Kirchplatz und
Lindenstraße trennt.
Größe /
Material: 64:63:24 /
Muschelkalk
Geschichte:
Das Kreuz soll früher gegenüber dem Senffschen Haus in der
Lindenstraße gestanden haben und beim Bau des Tunnels im
sogenannten Neukösen versetzt worden sein. Eingearbeitet ist ein
Schwert von 36cm Höhe und 6cm Breite und einer Parierstange von
25cm Breite und 4cm Stärke. Spätes 15. Jahrhundert.
Auf einer alten Kösener Ansicht, gezeichnet von J. W. Stör
(sculps. Norik.), wohl aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts,
findet sich westlich der Saalebrücke an der „Reichs-Heer-Straße"
auf einem Acker ein Totenhügel eingezeichnet. An dem einen Ende des
eingefriedeten Hügels ist ein Kreuz eingezeichnet und die Stelle
wie folgt erklärt: „Grab, allwo der schwedische Cosaken-Obriste
Wendul erschossen worden und begraben ist." Das vorhandene Kreuz
könnte nach der angegebenen Lage das beschriebene Kreuz sein und
dürfte schon damals einem sekundären Verwendungszweck gedient
haben.
In den "Bau- und Kunstdenkmälern" beschreibt H. Bergner unter
Berufung auf Carl Chr. Schramm, Hist. Schauplatz, in welchem die
merkwürdigen Brücken etc., Leipzig 1735: Ohnweit (der Saalebrücke)
dabei war ein sehr langer Capitän der Cosaken erschossen und
begraben, darüber ein steinern Kreuz und ein Leichenstein mit
dieser Inscription: Hie est sepultus Ivon Wentull sub serenissimo
rege Sweciae Carolo XII. Wallachiorum militantium colonellus qui
die XIIX. September MDCCVI mortuus est. Das ältere Sühnekreuz
dürfte erst später mit dem Tode des erschossenen schwedischen
Obersten in Verbindung gebracht worden sein und damit als
Gedenkkreuz gedient haben. Die dargestellte Waffe widerspricht im
übrigen der überlieferten Todesursache. (Saal 1989)
Sage:
Das Kreuz soll zur Erinnerung an den schwedischen Hauptmann Ivan
Wentull gesetzt worden sein, der hier am 18. September 1706, mit
dem Pferde stürzend, den Tod fand. Historisch nachgewiesen ist, daß
er erschossen wurde. Er befehligte ein Regiment Walachen, der
Volksmund weiß aber, daß es Cosacken gewesen sein
sollen.
Quellen und
Literatur:
• Saal, Walter - Steinkreuze und Kreuzsteine im Bezirk
Halle, 1989, S.23
• Saal, Walter - Steinkreuzsagen aus Sachsen-Anhalt,
1992
•
www.suehnekreuz.de
Viel Spaß bei der
Suche, wünscht trialhoschi