Aus dem Geschlechte Zahrenhusen saß im 16. Jahrhundert einer auf der Burg Bockum nahe Amelinghausen. Von dort aus trieb er ein wildes Leben, und vor allem waren es die Handelsleute, denen er auf ihrem Wege durch die Heide auflauerte und ihre Waren stahl. In Amelinghausen gab es schon damals einen Markt, auf dem die Krämer der Kirchspielorte der ganzen umliegenden Heide ihre Waren einkauften. Dort war auch der Höker von Munster, um für seinen Laden einzukaufen; der hatte einen schlimmen Rückweg, denn von Amelinghausen nach Munster mußte er die Raubkammer durchqueren, den noch jetzt so genannten großen Wald, der allen raublustigen Leuten ein gutes Versteck gewährte. Als der Höker sich in Amelinghausen gut versorgt hatte, raunte ihm ein Freund ins Ohr: "Höker, wahre die, Zahrenhusen is van dag hie und hät sehn, dat du wat köft häst." Und der Höker lud seine Donnerbüchse, ohne die er nie mit seinem Einspänner von Amelinghausen nach Hause fuhr, und nahm aus seinem Bostdok (Brusttuch) einen silbernen Knopf und lud den mit hinein, denn: "dat Ding treppt". So gerüstet trat er ziemlich spät abends den Rückweg nach Munster an, seine Waren auf dem Wagen neben sich. Und als er an die Raubkammer kam, nicht fern von der Burg Bockum, da sprangen Zahrenhusen und sein Knecht aus dem Dickicht und fielen den Pferden in die Zügel. Der Höker aber war rasch, er ergriff seine Donnerbüchse und schoß auf Zahrenhusen, der silberne Knopf drang Zahrenhusen ins Herz, und er lag tot vor den Pferden. Sein Knecht aber rief: "O Zahrenhusen, o Zahrenhusen, wat will nu use Mutter seggen!" und damit entlief er und meldete der alten Mutter auf Burg Bockum, wie es ihrem Sohne ergangen war. So starb der letzte Raubritter der Lüneburger Heide.
|