Wie ist der Weiberner Tuff geologisch entstanden?
Der Weiberner Tuff entstand vor etwa 435,000 bis 425,000 Jahren durch den explosiven Vulkanismus des Riedener Vulkankomplexes. Die vulkanische Aktivität des Riedener Komplexes begann vor ca. 450,000 Jahren und hielt etwa 100,000 Jahre an.
Wie auch der bedeutend jüngere Laacher See-Vulkan entstand der Riedener Kessel durch einen sogenannten plinianischen Vulkanismus, für den der explosionsartige Ausbruch von sehr zähflüssigem Magma typisch ist. Ein historisches Beispiel bietet der verheerende Ausbruch des Vesuvs im Jahre 79 nach Christus, von dessen Folgen heute das Areal in Pompeji zeugt. Der Begriff „plinianisch“ bezieht sich auf Plinius den Jüngeren, der den Ausbruch des Vesuvs beschrieb.
Schematische Darstellung eines plinianischen Ausbruchs, Grafik: I. Schmid. (zum Vergrößern klicken)
Die zeitliche Abfolge eines plinianischen Ausbruchs zeigt die Abbildung oben. Ein typischer Ausbruch erzeugt über 25 km hohe Eruptionssäulen. Sogenannte pyroklastische Ströme mit ihren Glutlawinen („Flows“) rasen nach dem Kollaps der Eruptionssäule mit einer Geschwindigkeit von 100 bis 400 Kilometern pro Stunde den Vulkanhang hinab. Zusätzlich können sich turbulent fließende Glutwolken („Surges“) bilden, die aus heißen Gasen, Wasserdampf und vulkanischem Material bestehen. Diese Glutwolken können sich mit hoher Geschwindigkeit über Täler hinweg ausbreiten. Sie zeigen Strukturen, die wir von Sedimenten kennen (z.B. Schrägschichtungen, Bänderungen).
Die rund um Weibern anzutreffenden vulkanischen Ablagerungen waren ursprünglich locker und haben sich erst im Laufe der Zeit zu einem Tuff verfestigt. Dabei spielte das Mineral Zeolith eine Rolle (Zeolitisierung), das die gelbliche Färbung des Tuffs hervorruft.
Wie sieht der Weiberner Tuff im Detail aus?
Das Gestein ist meist feinkörnig und homogen. Immer wieder finden sich jedoch auch mitgerissene Gesteinsfragmente (Xenolithe) aus devonischen Schiefern und Sandsteinen sowie dunkler, basaltischer Lava (Abbildung unten). Helle und rötliche Bimse unterschiedlicher Größe sind gerundet und sehr porös. Große und kleine Partikel kommen also nebeneinander vor. Man spricht daher von einer schlechten Sortierung. Wären die Partikel durch die Luft geflogen, würden erst die gröberen und anschließend die kontinuierlich feinkörnigeren Partikel abgelagert worden sein. Manche schwarzen Flecken erinnern an verkohltes Holz. Bei genauem Hinschauen spiegeln sich außerdem einige Kristallflächen von Sanidin ein. Fachleute bezeichnen den Tuff nach seiner chemischen Zusammensetzung als Phonolit-Tuff, genau genommen als Leucitphonolith-Tuff.
Weiberner Tuff mit Gesteinsbruchstücken (Xenolithe), Naturwerkstein einer Hausfassade im Zentrum Weiberns,
(Foto: R. Schumacher.)