Natürlich ist auch die Variante möglich, alle fünf Stellen
abzusuchen und jeder Fundort lässt sich bequem mit anderen Caches
in der Nähe verbinden, denn tatsächlich solltet Ihr an jeder
Koordinate einen Micro finden und jeder Micro enthält weitere
Hinweise, so dass es leichter wird, den "richtigen" Micro zu
finden, als allein mit den Hinweisen in der Geschichte zu rätseln.
Aber Bärlachs Beispiel zeigt: es geht ohne Suche bei den falschen
Verstecken. Das ist also entweder ein Mistery oder ein Multi oder
fünf Traditionals, ganz wie Ihr wollt....
Wichtig: Zum loggen bitte einen Stift mitbringen !
Der Chip
"Wir sollten alle fünf möglichen Verstecke einfach hintereinander
absuchen." Clenin war frustriert. Die stundenlangen Verhöre zerrten
an seinen Nerven. "Du weißt dich, wie klein die Beute eigentlich
ist, für den Chip reicht sogar eine Filmdose und wo sollen wir
jetzt am Wochenende die Leute für die Suchmannschaften herbekommen?
Im übrigen, selbst wenn wir alle Verstecke gefunden haben, wissen
wir immer noch nicht, wer von den fünfen eigentlich der Kopf ist",
sagte Bärlach.
Clenin wusste, dass sein Chef recht hatte, aber er wusste auch,
dass sie kurz vor der Aufklärung dieses Jahrhundertraubs standen.
Es war ein Fall von Industriespionage, wie ihn die Schweiz noch
nicht gesehen hatte. Ein neu entwickelter GPS-Chip, der auch in
geschlossenen Räumen funktioniert, sollte den Markt für Navigation
und Positionierung gründlich verändern. Doch in einem Einbruch, den
die Zeitungen mit Sicherheit als "geniales Verbrechen eines
Superhirns" bezeichnet hätten, wenn sie nur davon wüssten, war der
Prototyp mitsamt Plänen gestohlen worden. Über Monate hatten Clenin
und Bärlach verdeckt ermittelt und Clenin konnte nicht umhin, der
"Arbeit" des Gaunerquintetts Respekt zu zollen. Fünf Mann waren an
dem Coup beteiligt, die nun fein verteilt in fünf Verhörzellen
vernommen wurden. Alle fünf hatten angeblich einen Chip versteckt,
aber nur bei einem konnte es stimmen.
"Was wissen wir?", begann Bärlach seine übliche Zusammenfassung.
"Wir kennen die fünf Tarnnamen der Bande: Brüderchen, Il Pope,
Carlo, Cousin und Eddi. Wir kennen sogar die Koordinaten ihrer
Verstecke: Eines bei 51°.03.452 und E
006°.51.653 in einem Stein, ein zweites bei..." Clenin
fiel ihm ins Wort. "Ja, wir kennen durch unsere Abhöraktionen sogar
die vollständigen bürgerlichen Namen, allerdings können wir nichts
davon zuordnen. Kein Tarnname zu einem Versteck, kein Versteck zu
einem der echten Namen. Wir wissen ja nicht mal, welcher Vorname zu
welchem Nachnamen gehört. Wir kennen sie alle nur unter ihren
Gaunernamen" Clenins Anspannung entlud sich in einem wütenden
Tonfall.
Bärlach zuckte unmerklich. "Immerhin wissen wir, das Meyer den
echten Chip versteckt hat", erwiderte er.
"Und wer von den fünf ist Meyer?", schnaubte Clenin. "Die sagen
doch nichts." Bärlach lächelte. "Nicht nur wir stehen unter Stress,
die fünf auch. Bei der letzte Vernehmung hat sich Carlo verplappert
und zumindest zugegeben, das er Müller ist."
"Und zu mir meinte er, sein Versteck liege westlich von Hans´
Versteck."
Clenin und Bärlach sahen sich an. Sie dachten nach. "Eddi hat
ausgesagt, sein Versteck wäre nicht jenes, in diesem abgesägten,
dünnen Baumstumpf bei N 51°.04.871; E
006°.47.093", sagte Clenin schließlich. "Und Cousin
heißt eigentlich Alfred", ergänzte Bärlach. Clenin schaute ihn
fragend an. "Ich habe ihn permanent als Vetterchen bezeichnet, das
hat ihn so genervt, dass er irgendwann sagte, er heiße Alfred und
nicht Vetterchen", grinste Bärlach
Clenin blätterte in den Protokollen aus den abgehörten
Telefonaten. "Okay", sagte er endlich. "Karl kann nicht Bergmann
sein und wir wissen aus den Verhören, dass Bergmanns Versteck bei N
51°.03.670 und E 006°.42.309
liegt, dort wo zwei Bäume fast ineinander gewachsen sind. Und was
noch? Achja, Schröder blieb mit seinem Versteck westlich von Il
Popes." Clenin klappte die Protokollmappe lautstark zu. "Aber das
war es auch."
"Nicht ganz: Hermanns Versteck bei N
51°.07.265; E 006°.49.600 liegt als einziges in
Augenhöhe", ergänzte Bärlach. "Ja, aber nicht in Deiner", grinste
Clenin und schaute auf Bärlachs knapp 165 Zentimeter hinab.
"Jedenfalls wissen wir schon eine ganze Menge, ich befürchte nur,
es reicht nicht", erwiderte dieser unwirsch. Es entstand eine
Pause. Niemand sagt etwas, beide dachten angestrengt nach. "Ich
brauche was zu essen", sagte Clenin schließlich.
"Eine Pause wäre jetzt schlecht für unsere fünf Gauner", meinte
Bärlach. "Die wissen ja nicht, was der jeweils andere erzählt hat
und sitzen da alle auf Kohlen." Die Vorstellung von fünf
Industriespionen, die in ihren Verhörräumen langsam weich werden,
gefiel Bärlach. "Ich werde mir Brüderchen noch mal vornehmen", sagt
er schließlich. Clenin könne ruhig essen gehen.
"Wann ist das hier zu Ende?", fragte Brüderchen. "Ich sitze hier
seit Stunden, ich brauche mal eine Dusche und was zu essen." Der
untersetzte Mann verschränkte die Arme vor der Brust, was wohl
soviel wie "Ich sage nichts mehr" ausdrücken sollte. Bärlach griff
zum Telefon. "Bringen sie uns ein paar belegte Brötchen...egal, was
sie gerade da haben." Während er den Hörer wieder auflegte
registrierte er Krümel im Bart seines Gegenübers. Bärlach
überlegte, was er fragen sollte.
"Am besten Sie erzählen mir einfach wie es war, dann können Sie
duschen", begann er. "Im übrigen geht es auch nur noch darum ihre
Geschichte mit den vier anderen in Übereinstimmung zu bringen, denn
inzwischen haben sich alle bei uns ausgesprochen. Wir wissen
eigentlich alles wichtige." Bärlach versuchte so beiläufig wie
möglich zu klingen um den Eindruck zu erwecken, alles was
Brüderchen jetzt noch erzählte sei nicht mehr wichtig, interessant
zwar, aber für die Lösung des Falles unerheblich. "Ich denke sie
versuchen einen Bluff", erwiderte Brüderchen. "Peter Schmidt würde
nie gestehen."
Bärlach zog die Augenbrauen hoch. Sein Gegenüber registrierte es
und grinste. "Das wussten Sie nicht? Sie wissen nicht mal unsere
echten Vor- und Nachnamen oder auch nur welcher Vor- zu welchem
Nachnamen gehört?" Brüderchen entspannte sich merklich. Was sollte
diese unwissende Kommissar ihm anhaben?
"Sie sind Meyer" sagte Bärlach nach einer langen Pause. "Deshalb
wissen Sie, wo der Chip steckt und deshalb droht ihnen auch die
schwerste Strafe von allen, aber wissen sie was? Wir hören hier
tatsächlich auf, es ist ja nur eine Frage der Zeit, bis wir alle
fünf Koordinaten abgesucht haben."
"Mein Versteck ist das bei N 51° 06.707
und E 006°44.214 unter einem kurzen, wegrollbaren
Baumstück", sagte Brüderchen plötzlich und grinste. "Nicht das
Ihnen das was nützt, Sie wissen ja nicht sicher, wer ich bin."
"Sie sind Schröder."
Jetzt lachte Brüderchen wieder laut auf. "Meyer? Schröder? Sie
wissen noch weniger als ich dachte. Ich helfe Ihnen weiter, Herr
Kommisssar: Ich bin nicht Schröder."
Bärlach stand auf. "Sie helfen mir tatsächlich weiter, denn das
war der letzten entscheidende Hinweis." Brüderchen schaute Bärlach
gleichzeitig entsetzt und verblüfft nach, als dieser den Raum
verließ.
Auf dem Gang stieß er fast mit Clenin zusammen, der noch ein
Brötchen in der Hand hielt und ein Tablett mit weiteren
balancierte. "Die bestellten Brötchen...", begann er. "Der Fall ist
gelöst" unterbrach ihn Bärlach. "Ich kenne jetzt die Zusammenhänge,
zumindest wenn keiner der fünf gelogen hat, aber das glaube ich
nicht. Die waren sich ihrer Sache zu sicher" Clenin machte große
Augen. "Dann erkläre es mir mal." "Unterwegs," rief Bärlach und
lief los. "Wir können jetzt direkt zum richtigen Versteck."