Sagen sind Blutadern der Heimat. Aus uralten
Wachholdergründen steigen sie geistergleich empor und nachtwandeln
am Berg, Stein und See, über Heide, Bruch und Moor. Heimatsage, wie
gleichst Du einem verborgenen Schatz im Acker! (Karl
Baurichter)
Wer im Leben schlecht war, kann im
Tode nicht gut sein. Und weil die Toten nicht freiwillig
gestorben sind, kehren sie zurück und rächen sich an den
Lebenden. Blütezeit der Geisterfurcht war das Mittelalter.
Weil Glaube und Aberglaube immer eng miteinander verknüpft
sind, musste die Kirche den Schutz vor den Totengeistern
übernehmen. Mit ihren unverständlichen (weil lateinischen)
Gebeten galten Priester als zauberkräftig und vermochten die
Geister zu bannen. Zum Glück gab es in der Zentralheide
genügend Wälder und Moore, in die die bösen Geister, die sich
zu Lebzeiten versündigt hatten, durch Zaubersprüche
festgebannt wurden, damit die Lebenden wieder ungestört
blieben.
Pater Jürgen
Dat sünd nu woll all'n paar hunnert Jahr her, do lewt in usen Dörp
up een'n Hoff een Bösewicht von Kerl, de hett veel Slechtigkeit'n
up'n Gewäten har. As de sturwen is, hett he keen Rauh fin'n könnt.
In jeder Nacht köm he wedder un beunruhig Minschen un Veeh. Do köm
in Kriegstien ins Inquartierung int Dörp, un do wör'n katholschen
Pater bi. Jürgen hett he heten, und he wör heel klook un har'n
Book, wo allerhand Zaubersprüch instün'n wör. As Pater Jürgen dat
Spektakeln nachts hörn deit, is he upstahn un hett den Geist von'n
Hoff dreem. De Geist schall jämmerlich schreet hem'n, awer de Pater
hett to em seggt, he schöll em folg'n. Do is he mit em na'n
Wiehholt gahn un hett to em seggt: "So, hier bliwst du nu, dat
befehl ich di in'n Namen Gottes, des Vaters, Sohnes und heiligen
Geistes."
Do hett de Geist wedder een jämmerlich Lud makt und fragt: "Wat
schall ick denn hier dohn?"
"Tell de Dannenböm", hett de Pater em anwiest.
"Un wenn ick de Böm tellt hew, wat schall ick denn dohn?", frög de
Geist wedder.
"Wenn du de Böm tellt hest, denn schast du de Telg'n (die
Zweige) telln."
"Un wenn ich de Telg'n tellt hew, wat schall ick denn dohn?"
"Wenn du de Telg'n tellt hest, denn tellst du de Dannennadeln."
"Un wenn ick de tellt hew?", brüllt de Geist em an.
"Wenn du mit de Dannennadeln fertig büst, denn fangst du bi de Böm
wedder an, denn hest du bät in Ewigkeit wat to dohn", sä Pater
Jürgen, slög dree Krüze an de Grenz von dat Dannenholt und güng
weg. Öwer dat ganze Holt hett't gräulich wedderschalt vun dat
Gebrüll un Geschree, wat de Geist utstött hett.
Ein schlichter Traditional
Der Empfang im Schatten der Bäume ist nicht immer der Beste. Bitte
benutze im Zweifelsfall das Spoilerfoto - schließlich befindest Du
Dich auf einem Kirchhof.
Viel Vergnügen!