Der Mariendom in
Neviges (Wallfahrtskirche):
Die Geschichte
der Wallfahrt beginnt in der Reformationszeit, als in der
Herrschaft Hardenberg mit dem Dorf Neviges sich das reformierte
Bekenntnis im 16. Jahrh. so umfassend ausgebreitet hatte, daß nur
noch wenige dem katholischen Glauben anhingen. Auch die Herren von
Hardenberg folgten den Lehren Calvins, unter ihrem Schutz trafen
sich die Prediger und Ältesten der umliegenden reformierten
Gemeinden 1589 zur ersten Bergischen Synode im Nevigeser Pfarrhaus.
In der Kirche (heute evang. Stadtkirche) fand kein katholischer
Gottesdienst mehr statt, auch dann nicht, als später einer der
Hardenberger Herren, Johann Sigismund von Bernsau, wieder zum alten
Bekenntnis zurückkehrte. Bei seinem Tod verhinderten die
Protestanten gewaltsam die Feier des Requiems in der Kirche, worauf
dann seine Witwe Anna von Asbeck am nördlichen Rand des Dorfes
Neviges 1670 eine kleine Kirche erbauen ließ, die der Heiligen Anna
geweiht wurde.
Zudem rief sie zur gegenreformatorischen Mission Franziskaner nach
Neviges, die sich 1676 dort niederließen und die Seelsorge in der
St.-Anna-Kirche übernahmen .
Im selben Jahr vernahm Pater Antonius Schirley im
Franziskanerkloster zu Dorsten während seines täglichen Gebetes vor
einem unscheinbaren Bildchen, das die Heilige Maria als lmmaculata
zeigte, eine Stimme mit der Aufforderung: "Bring mich nach dem
Hardenberg, da will ich verehret sein!" Da die Stimme im weiteren
auch eine wunderbare Krankenheilung weissagte, übersandte der Pater
das Marienbild den Franziskanern in Hardenberg-Neviges.
Davon hörte der schwerkranke Fürstbischof von Paderborn und
Münster, Ferdinand von Fürstenberg, und kam nach seiner Genesung
aufgrund eines Gelübdes am 25. Oktober 1681 zur Dankwallfahrt nach
Neviges. Er feierte in Anwesenheit des bergischen Herzogs und des
Abtes von Werden eine Pontifikalmesse in der St.-Anna-Kirche. Mit
diesem aufsehenerregenden Ereignis war der Anfang der
Marienwalifahrt gesetzt.
Ein großer Förderer der Wallfahrt war der Landesherr Herzog Johann
Wilhelm II. ("Jan Wellem"), der mit seiner Gemahlin und vielen
Düsseldorfer Katholiken oft zum Hardenberger Gnadenbild pilgerte,
einen Altar sowie wertvolle Votivgaben stiftete und die Wallfahrer
wie auch die Franziskaner am Ort unter seinen persönlichen Schutz
stellte. In der Folgezeit kamen viele Pilger aus fast allen Orten
der näheren und weiteren Umgebung nach Neviges, so daß schon bald
ein größeres Gotteshaus an Stelle der kleinen Anna-Kirche errichtet
und 1728 unter dem Titel der "Unbefleckten Empfängnis" konsekriert
wurde. Dieser Kirchbau (die heutige Pfarrkirche) war eine einfache
Saalkirche im gotischen Stil, die allerdings in den folgenden
Jahrzehnten eine kunstvolle barocke Ausstattung erhielt.
Der Pilgerstrom stieg weiter an und erreichte um 1740 an die
20.000 Gläubige im Jahr. Höhepunkte waren die Hundertjahrfeiern der
ersten Wallfahrt (1781, 1881) bei denen es Tage mit über 10.000
Pilgern gab. Vor allem das 1854 verkündete Dogma von der
Unbefleckten Empfängnis Mariens und eine neue Bewegung in der
Manenverehrung gegen Ende des Jahrhunderts riefen eine weitere
Aufwärtsentwicklung der Pilgerzahlen hervor, so daß ihre
seelsorgliche Betreuung schon aus räumlichen Gründen
Schwierigkeiten bereitete.
1889 wurde die Wallfahrts- und Pfarrkirche durch den Anbau einer
geräumigen Beichtkapelle erweitert. Nach der Anlage des Kreuzberges
(1888) wich man bei großem Pilgerandrang mit den Meßfeiern und
Andachten immer öfter ins Freie aus, so vor allem bei der
feierlichen Krönung des Gnadenbildes durch den Kölner Erzbischof
Kardinal Fischer im Jahre 1904, als sich 30 000 Pilger auf der
Bahnhofswiese versammelten, um das Pontifikalamt vor der 12.
Station des Kreuzberges mitfeiern zu können.
In den Krisenzeiten der folgenden Jahrzehnte erreichte die
Wallfahrtsbewegung immer größere Ausmaße. So kamen vor dem Ersten
Weltkrieg jährlich 100.000 Pilger; 1935, auf dem Höhepunkt der
Hitler-Diktatur, waren es 340.000. Nach deren Zusammenbruch stieg
ihre Zahl wiederum stark an und erreichte 1954 den Höchststand der
Nachkriegszeit mit 300.000; auch in den Folgejahren gab es Tage mit
8.000 bis 10.000 Wallfahrern.
Im Verlauf dieser Entwicklung wurde mehrere Male der Versuch
unternommen, eine größere Wallfahrtskirche zu bauen. Schon kurz
nach der Krönungsfeier (1904) sammelten die Franziskaner in
Kollekten die Gelder, kauften Grundstücke für einen Neubau und
ließen Architekturpläne anfertigen. Doch machten Krieg und
Inflation alle Vorbereitungen und finanziellen Anstrengungen
zunichte.
Lediglich eine neue Andachtsstätte konnte ab 1913 mit der Anlage
des Marienberges geschaffen werden, wo auf dem Platz vor der
Bergkapelle 20.000 Pilger Platz fanden. Ohne diese zusätzliche
Möglichkeit für die Zelebration von Meßfeiern und "Sturmandachten"
wäre der Wallfahrtsbetrieb in den 30er Jahren zusammengebrochen.
Von neuem wurde ein Kirchbauvorhaben geplant, das aber wiederum der
Krieg verhinderte.
Ein dritter Anlauf führte dann endlich zum Bau einer neuen
Wallfahrtskirche, nachdem in den Nachkriegsjahrzehnten die Zustände
in der alten Kirche bei Massenandrang und schlechten
Wetterverhältnissen unhaltbar geworden waren. Daß es 1960 zur
Entscheidung für einen Neubau kam, ist vor allem dem großen
Engagement von Erzbischof Kardinal Frings zu danken, der ein großer
Förderer der Hardenberg-Wallfahrt war und für Neviges einen
"plastischen Baukörper als Bild und Zeichen einer Wallfahrtskirche"
wünschte.
Die Wahl des Bauprojektes fiel nach zwei Wettbewerben, an denen
sich 1963 15 namhafte Architekten beteiligten, von denen dann fünf
zur Neubearbeitung ihrer Pläne aufgefordert wurden. Im zweiten
Wettbewerb entschied Anfang 1964 die Gutachterkommission, "daß der
von Prof. Böhm vorgelegte Entwurf von allen Entwürfe das Wesen
einer Wallfahrtskirche am besten trifft". So wurde der Kölner
Architekt Gottfried Böhm mit dem Bau der Wallfahrtskirche
beauftragt. Diese konnte nach der Grundsteinlegung am 17. Juli 1966
in knapp zweijähriger Bauzeit fertiggestellt werden und wurde 22.
Mai 1968 vom chinesischen Bischof Vitus Maria Chang Tso Huan auf
den Titel "Maria, Königin des Friedens" geweiht. Einen Tag später
feierte Joseph Kardinal Frings die erste Heilige Messe in dem
modernen Marienheiligtum und öffnete es den Wallfahrern unserer
Zeit.
Der Cache ist nicht
schwer zu finden, schwieriger dürfte das ungestörte Loggen werden.
Muggelgefahr!