Diessmal habe ich nur den kleinsten Theil zu Fusse gemacht;
ungefähr nur hundert und funfzig Meilen. Lieber wäre es mir und
besser gewesen, wenn meine Zeit mir erlaubt hätte, das Ganze
abzuwandeln. Wer geht, sieht im Durchschnitt anthropologisch und
kosmisch mehr, als wer fährt. Überfeine und unfeine Leute mögen
ihre Glossemen darüber machen nach Belieben; es ist mir ziemlich
gleichgültig. Ich halte den Gang für das Ehrenvolleste und
Selbständigste in dem Manne, und ich bin der Meinung, dass alles
besser gehen würde, wenn man mehr ginge. Man kann fast überall
bloss desswegen nicht recht auf die Beine kommen und auf den Beinen
bleiben, weil man zu viel fährt. Wer zuviel in dem Wagen sitzt, mit
dem kann es nicht ordentlich gehen. Das Gefühl dieser Wahrheit
scheint unaustilgbar zu seyn. (...) Wo alles zu viel fährt, geht
alles sehr schlecht: man sehe sich nur um! So wie man im Wagen
sitzt, hat man sich sogleich einige Grade von der ursprünglichen
Humanität entfernt. Man kann niemand mehr fest und rein ins
Angesicht sehen, wie man soll: man thut nothwendig zu viel, oder zu
wenig. Fahren zeigt Ohnmacht, Gehen Kraft. Schon desswegen wünschte
ich nur selten zu fahren, und weil ich aus dem Wagen keinem Armen
so bequem und freundlich einen Groschen geben kann. |
„Im Gehen geht es besser“ von Johann
Gottfried Seume (1763 - 1810) |
Gleich vorweg – ich weiß, es sollte ein Event sein, bei
dem es „garantiert“ kein Punkt geben wird. Einfach nur
50 km durch die Föhrenberge marschieren, sich an der Natur erfreuen
und dabei so nebenbei eigene Grenzen ausloten. Nix Punkt, –
nur Blut, Schweiß, Tränen und wunde Füße. So habe ich es in zwei
Foren ursprünglich angekündigt und so habe ich es auch gemeint. In
einem Forum fand ich kein Interesse, im zweiten gab es nur eine
lauwarme Reaktion. Die allgemeine Meinung war/ist: „Das
schaffe ich doch nicht…“
Doch dann kam es, dass
Ejadis an einem Tag tapfer mehr als 24 km im Wienerwald zu Fuß
zurückgelegt hat und am Tag danach gemeint hat, sie hat gar keinen
Muskelkater. Ich habe sie gleich gefragt, ob sie vielleicht bei dem
50-km-Marsch mitmachen würde, sie antwortete schlagfertig:
„Nur wenn ich es loggen darf!“ – Tja, dann machen
wir doch Nägel mit Köpfen, trennen wir Punktegeierspreu vom
Punktegeierweizen und schauen wir Mal, wer sich’s – für
einen einzigen depperten Statistikpunkt – noch antut.
Am 21. Mai 2011 veranstaltet der 1. Mödlinger Wanderverein
„Föhrenberge“ den 12.
Internationalen Föhrenberge-Marsch. Der Start ist um 6 Uhr in
Mödling. 50 Kilometer und vermutlich unzählige Höhenmeter später
sollte man – laut Veranstalter bis 18 Uhr (eine Frage
diesbezüglich habe ich schon gestellt und warte auf eine Antwort)
– wieder in Mödling ankommen.
Marschieren wir doch bis zum Umfallen mit, schauen wir, wie es
mit unserer Belastbarkeit steht! – Wer es nicht schafft (und
ich selbst schließe natürlich nicht aus, dass ich zu der Gruppe
gehöre), hat es wenigstens versucht und kann auf seinen Willen,
eigene Grenzen auszuloten, stolz sein. Wer es schafft, kann auf die
sportliche Leistung verdammt stolz sein. So oder so – beide
werden noch nach Jahren etwas zu erzählen haben.
Für den Punkt wird es notwendig sein, die 50 km zu gehen, den
wird es für weniger nicht geben. Wer ihn ergattert, wird ihn
vermutlich lange nicht vergessen. Es wird nicht reichen, nur bei
den letzten Schritten anfeuern und/oder im Ziel winken, genauso
werden diejenigen, die unterwegs abbrechen, leider nur mit einer
Note loggen dürfen. -- Man wird aber das Ziel bis 21 Uhr passieren
können, und 15 Stunden sollten für die Strecke wirklich reichen, da
hat man fast noch Zeit, unterwegs die eine oder andere Dose zu
pflücken...
Es ist noch Zeit genug, trainiert fleißig, geht in die
erwachenden Wälder und Berge, holt euch die ganze Domino-Serie,
Dämonentor-Serie, Wienerwaldmemory oder das W und all die tollen
Wandermultis und Wandertradis, macht die Tour de Lobau zu Fuß,
läuft euch einfach die Füße wund, erholt euch noch rechtzeitig
– und am 21. Mai um „punkt“ 6 Uhr in der
Früh sehen wir uns in Mödling!
Nach dem Marsch kann man sich im Restaurant
Nian Yi Deng Ges.m.b.H.
Friedrich Schiller-Straße 90
2340 Mödling
ausruhen, stärken und loggen. Es ist ein Tisch für 15 Personen für
die Zeit zwischen 18 und 22 reserviert.
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PS: Bei dem Föhrenberge-Marsch ist Startgeld zu entrichten. Das
dürfte für all jene interessant sein, die „offiziell“
mitmarschieren, Verpflegung unterwegs und eine Urkunde im Ziel
wollen. Ich werde es selbstverständlich zahlen. Aber eine Pflicht -
sollte man wegen „Eintritt“ meckern wollen - eine
Pflicht, irgendetwas zu bezahlen, wenn man an dem Tag privat in der
Gegend unterwegs ist, kann ich beim besten Willen nirgendwo
entdecken.