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Latein lebt - Spuren der Reformation in Halle Multi-cache

Hidden : 9/23/2016
Difficulty:
4 out of 5
Terrain:
2 out of 5

Size: Size:   micro (micro)

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Geocache Description:


reformation1

Liebe Cacherinnen und Cacher,

eine der spannendsten Epochen der Geschichte war sicherlich das frühe 16. Jahrhundert. In dieser Zeit gerieten wichtige Glaubensideen der katholischen Kirche ins Wanken. Es entstanden neue religiöse Ideen, die zu stark waren, um dauerhaft unterdrückt werden zu können.

Diese Geocaching-Tour führt zu einigen Orten der Reformation in Halle und bietet dabei Einblicke in die Alltagswelt der Reformation und das Leben der damaligen Menschen. Allerdings sind für die Durchführung der Tour gute Latein-Kenntnisse nötig, da die meisten Rätsel und Aufgaben sich auf alte lateinische Inschriften beziehen, die in der Reformationsepoche verfasst worden sind. Manche Wegpunkte sind zudem nur in der Kernzeit von 10 bis 16 Uhr zugänglich. Wer von außerhalb mit dem Auto kommt, kann im nahen Charlottencenter parken.

Der erste Haltepunkt auf dem Stadtgottesacker führt in einen wichtigen theologischen Aspekt der Reformationsepoche ein: Die Rechtfertigungslehre. Seine Koordinaten sind N 51° 28,964, E 011° 58,590. Falls es bei der genauen Lokalisierung des Standortes ein Problem geben sollte, folgender Tipp: Achtet auf die 19!

1. Station: Stadtgottesacker

reformation1An dieser Station geht es um einen wichtigen theologischen Streitpunkt der Reformationsepoche, um die Rechtfertigungslehre: Was steckt dahinter? Der Mensch wurde im mittelalterlichen Christentum mit Bezugnahme auf die biblische Geschichte von Adam und Eva vor allem als Sünder aufgefasst, der sich vor Gott rechtfertigen musste. Nur so konnte er im Sinne des christlichen Glaubens nach dem Tod "das ewige Leben" erlangen. Schaffte er dies nicht, drohte die "ewige Verdammnis". Die katholische Kirche predigte im Spätmittelalter daher insbesondere die so genannte Werkgerechtigkeit, der zufolge der Mensch durch "gute Taten" wie Wallfahrten, Almosen und Ablasse Gerechtigkeit vor Gott finde. Luther forderte dagegen nicht nur eine moralische Erneuerung der Kirche und eine theologische Rückbesinnung auf die Bibel, sondern kritisierte auch die katholische Werkgerechtigkeit. Er betonte, dass der Mensch nicht durch gute Werke, sondern allein durch seinen Glauben und die Gnade Gottes gerechtfertigt werden würde. Die bekannten Grundsätze der lutherischen Konfession drücken diese Glaubensvorstellungen aus: sola fide, sola gratia, solus Christus und sola scriptura. Sie fanden schnell tiefe Verankerung in der reformatorisch gesinnten Hallenser Bevölkerung. Dies lässt sich auch hier auf dem Stadtgottesacker zeigen.

Der Stadtgottesacker wurde 1557-1590 im Renaissancestil an Stelle eines älteren Friedhofs für Pesttote außerhalb der alten Stadtmauern angelegt. Ähnliche Renaissancefriedhöfe gab es damals auch in Leipzig und anderen Städten, in der Gegenwart ist der Stadtgottesacker jedoch ein Unikat in der mitteleuropäischen Friedhofsarchitektur. Noch heute sind hier bei den 94 Arkadenbögen zahlreiche Gräber aus dem 16. Jahrhundert zu sehen. Ein Grab erinnert an den Hallenser Bürger Lorenz Gräfe (1523-1560), der als Oberbornmeister tätig war, also die Salzherstellung beaufsichtigte, und der Lehre Luthers anhing. Die lateinische Grabinschrift über dem Bogen - in Anlehnung an die antike Poesie in elegischen Distichen verfasst - stellt einen Dialog zwischen Christus und dem Verstorbenen dar, in dem die oben skizzierte Rechtfertigungslehre des Reformators verdeutlicht wird.

Sie führt euch zu der nächsten Koordinate. Dazu müsst ihr aber die alte Inschrift entziffern und herausbekommen, in welchem der vier lateinischen Verse knapp angegeben wird, dass der Verstorbene auf Grund der Milde (d.h. der Gnade) Christi erlöst wird. Zähle die Buchstaben dieses Verses = A. Die fehlende Ziffer B sei A+33.

N 51° 29, 0B

E 011° 57, (3*A)2

 

2. Station

Ihr befindet euch jetzt an der zweiten Station. Hier seht ihr eine Kirche, die im 13. Jh. als Klosterkirche für reformation2Dominikanermönche gegründet wurde und seit 1688 das Gotteshaus der reformierten Gemeinde Halle ist. Bis 1541 unterstand sie jedoch dem katholischen Kardinal Albrecht, der sie hatte umgestalten lassen und 1520 zur ranghöchsten Stiftskirche im Bistum Magdeburg machte. Im Jahr 1541 musste er dann aus Halle fliehen, weil die Bevölkerung inzwischen Luther anhing. Die Katholiken stellten nur noch eine Minderheit dar. An der Kirche befand sich früher eine lateinische Grabinschrift für den Adligen Conrad von Ammendorf aus dem Jahr 1550. Hier ist sie teils ins Deutsche übersetzt worden, doch nur in den lateinischen Passagen findet ihr die Antworten auf die untenstehenden Fragen, die euch helfen die nächste Koordinate zu entschlüsseln.

Lückentext:

Hic Conradus ab Ammendorf jacet, der letzte Erbe, von Schild, Helm und Schwert gemeinsam bedeckt. Mehr als 500 Jahre blühte dessen Geschlecht und war mächtig durch Taten, Reichtümer und Frömmigkeit.

Er selbst besaß als vermögender Erbe die Burgen, Herrschaftsbezirke und Ländereien Rothenburg, Wettin und Pouch und überdies die Jahrhunderte alte Salzstätte, sowie andere Abgaben, aber dennoch lebte dieses Geschlecht rechtschaffen und ohne Betrug, wie das Wort des Paulus es anmahnt,

Ac vere veteris relligionis amans. Cujus assertor1 fuit, und von den Adligen, die diese ganze Gegend trug, gab es keinen tüchtigeren als jenen.

Unde novi factus foedi2 contemtior3 hujus nec propria tutus in arce fuit.

Sed noctu fugiens spoliandus4 ab hostibus insons5.

Dieser trug nichts an Schaden davon, nur zwei Diener wurden verletzt und zwei Räuber kamen ums Leben.

Illo quo tutum censuit esse loco.

Et spoliatus ab his decuit quos jure tueri6 Ipsum, Principibus tunc ubi prisca7 fides.

Aber all dies ertrug der tüchtige Mann geduldig und verstand es mit diesen Verdiensten Gott Ehre zu erweisen.

Und den Rest seines Lebens verbrachte er so, wie er es zuvor zu tun pflegte, damit keine

Kohle seinen Namen vermerken könne, bis das dritte Tageslicht, das von den Kalenden

des November traurig aufgeschimmert hatte, ihn hieß zu sterben.

Si cum bis septem coelebs8 sua lustra9 peregit wurde er hier bei den Gebeinen seiner Brüder und Väter bestattet.

Als der gläubige Mensch 1550 Jahre unseres Heils zählte.

(aus: F. Jäger: Die Inschriften der Stadt Halle an der Saale, Dr. Ludwig Reichert Verlag Wiesbaden 2012, S. 126f.)

 

Vokabelhilfen:

1 assertor, assertōris, m – Beschützer, Verteidiger

2 foedus, a, um – hässlich, schändlich

3 contemptus, a, um – verachtet, verächtlich

4 spoliare – plündern

5 insons, insontis – unschuldig, ungestraft

6 tueri, tueor, tuitus sum – schützen, bewahren

7 priscus, a, um – altertümlich, altehrwürdig

8 caelebs, caelibis – unverheiratet

9 lustrum, i n. - Zeitraum von fünf Jahren

 

C Welcher Konfession gehörte Conrad von Ammendorf an?

a) der lutherischen (74)

b) der katholischen (44)

c) der orthodoxen (91)

d) der koptischen (15)

 

D Was ist mit novi foedi gemeint?

a) eine neue zu freizügige Mode dieser Zeit (2)

b) Fortschritte in Wissenschaft und Technik (4)

c) die lutherische Lehre (1)

d) Entdeckungen neuer Kontinente (3)

 

E Wie alt wurde Conrad von Ammendorf?

a) 17 (3)

b) 35 (7)

c) 70 (5)

d) 72 (9)

 

F Was geschah Conrad von Ammendorf?

a) er wurde in seinem Schloss überfallen (0)

b) er wurde aus seiner Kutsche entführt (1)

c) er fiel bei der Jagd vom Pferd (2)

d) er saß unschuldig im Gefängnis (3)

 

G Wann wurde der Brunnen auf dem Platz vor der Kirche errichtet?

a) 1965 (20)

b) 1973 (40)

c) 2010 (70)

d) 2012 (90)

Neue Station : N 51° 28, 9C / E 011° E(9 - D), FG

 

3. Station

reformation 3Unser Weg führt uns nun zu einer weiteren Station, die unmittelbar mit der Reformation in Verbindung steht. 1517 hielt sich der berüchtigte Ablasshändler Johann Tetzel in Halle auf. Am heutigen Stadtgottesacker verkaufte er im Namen der Kirche Ablassbriefe, die von Sünden befreien und das Seelenheil garantieren sollten. Der Erzbischof von Magdeburg, Albrecht von Brandenburg, der auch für die Stadt Halle zuständig war, erteilte ihm hierfür die Erlaubnis, die er wiederum vom Papst persönlich erhalten hatte. Die Hälfte der Erlöse sollte an ihn selbst gehen. Luther kritisierte, dass die Sünder nicht wirklich Reue für ihre Taten zeigten und die Kirche sich maßlos bereicherte. Seiner Ansicht nach kann nur der Glaube (sola fide) und die Gnade Gottes (sola gratia) zur Erlösung führen. Diese Missstände machte er in seinen 95 Thesen 1517 öffentlich. Um gegen den Ablasshandel zu protestieren, reiste Luther 1518 nach Halle. Seine Kritik richtete sich wesentlich an den Kardinal Albrecht von Brandenburg. Der mächtige Kirchenfürst residierte von 1514 bis 1541 in Halle. Zwei Jahre nach Luthers Thesenanschlag im nahen Wittenberg wurde Albrecht schließlich zum römischen Kurienkardinal erhoben. Damit wurde Halle zu einer katholischen „Trutzburg“ im zunehmend protestantischen Mitteldeutschland. Er prangerte aber nicht nur das Ablasswesen, sondern auch den Papst persönlich an. Er war der Überzeugung, dass gemäß der Heiligen Schrift die Sonderstellung des Papstes keineswegs gerechtfertigt sei (sola scriptura). Ebenso warf er ihm Missbrauch der Bibel zum eigenen Vorteil vor. Seine Kritik bescherte ihm den Kirchenbann und die Reichsacht durch Kaiser Karl V. im Jahre 1520. Erst 1541 verließ Kardinal Albrecht die Stadt für immer und Luthers Freund Justus Jonas hielt am Karfreitag dieses Jahres die erste reformatorische Predigt in Halle. 1545 und 1546 predigte auch Luther persönlich dreimal hier. Wenig später starb er in Eisleben, sein Leichnam wurde nach Wittenberg überführt. Auf diesem Wege wurde er eine Nacht lang an diesem Ort aufgebahrt: eine Totenmaske und der Abdruck seiner Hände wurden angefertigt, die noch heute erhalten sind.

Geht die Empore entlang. Findet das Bildnis Martin Luthers.

H: Betrachtet die lateinischen Inschriften. Welches Ereignis steckt wohl hinter „Docuit anno …“?

  1. Aufenthalt in Halle (2)
  2. Thesenanschlag in Wittenberg (4)
  3. Bibelübersetzung auf der Wartburg (3)

I: Schaut euch den Ausspruch unter Luthers Bildnis genau an. Welches Stilmittel ist nicht enthalten?

  1. Chiasmus (2)
  2. Personifikation (3)
  3. Antithese (4)
  4. Euphemismus (5)

J: Welche Zeitformen sind im Ausspruch enthalten?

  1. Perfekt und Futur I (0)
  2. Imperfekt und Futur (2)
  3. Plusquamperfekt und Futur II (4)

Weiterführende Koordinaten:

N 51° J 8, (H+I) (I-J) 2 / E 011°5 (I+J), 5 I 0

 

4. Fast die letzte Station ...

reformation4Das Luther-Zitat verdeutlicht euch, dass das Zeitalter der Reformation keinesfalls eine friedliche Epoche war, sondern eine Zeit der konfessionellen Streitereien und der Religionskriege. Ein Streit drehte sich um das Abendmahl, bei dem nach christlicher Vorstellung Jesus selbst in Form von Brot und Wein leiblich präsent unter den Gläubigen ist. Während die Katholiken jedoch in der Regel lediglich das Brot verteilten, verlangten die Lutheraner, Brot und auch Wein zu reichen, da nur so die Gegenwart Christi beim Abendmahl gewährleistet werde, nur so der Gläubige seinen Glauben stärken könne, um gerechtfertigt zu werden. Diese Frage war für sie sehr wichtig, weshalb sich katholische Theologen und reformierte Protestanten heftig darüber stritten.

In dem Museum, vor dem ihr euch befindet, wird ein unscheinbarer Gegenstand aufbewahrt, der an diesen Streit erinnert: Ein vergoldeter Abendmahlskelch aus Silber. Er stammt ursprünglich aus der Zeit vor der Reformation, wurde jedoch laut einer Inschrift 1633 (in der Zeit des 30jährigen Krieges) vom Pfarrer der Moritzkirche, Magister Lucas Rudolphi, "zum frommen Gebrauch umgewandelt". Der gesamte Text lautet:

 

Spolivm pontificivm in pivm coenae dominicae

 

convertit vsvm M(agister) Lvcas Rvdolphi

 

Aedis hvivs Mavritian(ae) Pastor ann(o) XVII

 

aetatis svae LXIX Anno domini M D CXXXIII

 

In der Schrift tauchen mehrere Jahreszahlen auf. Zählt diese Jahreszahlen zusammen und bildet die Quersumme aus dieser Zahl. Diese Zahl sei Y. An einer anderen Stelle im Text ist polemisch von einer "päpstlichen Hinterlassenschaft" die Rede. Findet diese Stelle und überlegt euch, welche Zahl sich ergibt, wenn man die einzelnen römischen Ziffern (d. h.: IV = 1 + 5, nicht 4), die sich in diesem lateinischen Ausdruck verbergen, addiert? Bildet ihre Quersumme. Diese Zahl sei Z. Links vom Museumsgebäude sind 5 Reliefs zu sehen. Wie viele Menschen sind dort abgebildet? Addiert nun die beiden Quersummen Y und Z mit der Anzahl der Personen auf den Reliefs und zieht 33 ab. Dann erhaltet ihr die neue Koordinatenziffer K, die euch zum Ziel unserer kleinen Geocaching-Tour durch die Hallenser Reformation führt.

 

N 51° (A-D), (I-H-D)(70+K)

 

E 011° 5(I+J), (E)(I+H)(D)

 

Um den Cache zu finden:

Avertimini a flumine et ascendite clivum. In arbore sexies fissa invenietis latibulum.

Wir hoffen, ihr hattet Spaß beim Cachen. Wenn ihr Lust habt, könnt ihr eure Lateinkenntnisse in den weiteren Caches „Latein lebt - Der Tod in Halle“ und „Latein lebt – Die Glocken von Halle an der Saale“ unter Beweis stellen. Diese beginnen auf dem Stadtgottesacker bzw. in der Innenstadt.

Additional Hints (No hints available.)