Als ich die Augen aufschlug, kam mir wieder in den Sinn, wie ausgelassen die Feier am Vorabend gewesen war. Ich erhob mich langsam. Der Wecker zeigte 05 Uhr an. Der Kopfschmerz traf mich wie ein Hammerschlag. Ich nahm mir vor, die Finger in Zukunft vom Alkohol zu lassen...

Ich schlurfte Richtung Badezimmer. Dort traf mich der nächste Schock. Ich hatte am Tag zuvor die Waschmaschine angestellt, nachdem (nach wochenlanger Stillegung) vor ein paar Tagen endlich mal das Geld für die überteuerte Reparatur übrig war. Der Monteur hatte irgendwas von Kalk und zerfressenen Schläuchen gefaselt, doch ich war einfach nur froh, dass die Maschine wieder lief. Jetzt bekam ich die Rechnung für meine Ignoranz... Ich hörte von unten lautstarke Flüche. Auch die Nachbarn hatten mittlerweile bemerkt, dass es von der Decke tropfte. Mir war das alles zu viel. Ich schnappte meine Tasche und verließ fluchtartig das Haus.

Auf Arbeit ging der Spaß weiter. Mein Schädel brummte und jede Bewegung erinnerte mich daran, was ich gestern getrunken hatte. Ich nahm mir eine Tasse aus dem Schrank, doch die Packung mit den Filtern ließ ich auf den Boden fallen. Meine Kollegin kam in die Küche und schaute mich musternd an: "Du siehst ja entsetzlich aus! Soll ich dir helfen?" Ich überließ ihr den Rest, setzte mich hin und wartete. Ich erzählte von meinem vorabendlichen Fehler, während sie mir eingoss und ich mir mehrere ordentlich gehäufte Teelöffel Salz in die Tasse gab. Diesen Fehler erkannte ich ebenfalls zu spät und spuckte das Gesöff über den ganzen Tisch. Die verständnissvolle Miene meiner lieben Kollegin schlug in Ärger um und ich verkrümelte mich schnell in mein Büro. Ich ersetzte mein Frühstück schließlich durch einen Cocktail aus Aspirin und zwei Tabletten Magnesium, die ich mit jeder Menge Wasser runter spülte.

Ich fuhr den PC hoch und versuchte den Faden von gestern wieder aufzunehmen. Während ich noch überlegte, ob ich lieber eine ANOVA rechnen oder doch eher mein Experiment weiter entwickeln sollte, klopfte es: "Kommst du mit in die Mensa?" Ich schüttelte nichtssagend den Kopf und die Tür fiel wieder ins Schloss. Mir wurde allmählich klar, dass das alles nichts brachte und entschloss mich nach Hause zu fahren. Ich wollte sowieso noch einen Kuchen zum Geburtstag meiner Schwester morgen backen. Ich ging zu Fuß, um mir etwas Sauerstoff zu gönnen. Das half auch ganz gut gegen meinen Kater.

Zu Hause angekommen war ich wieder motivierter. Ich entschied mich trotzdem für die leichte Variante und mischte geistesabwesend die Zutaten für einen Schokokuchen zusammen. Als ich fertig war, schob ich ihn in den Backofen. Draußen war es mittlerweile dunkel geworden. Wo war nur die Zeit geblieben? Ich schaute auf mein Handy. Eine neue E-Mail: "Anhalto published..." am anderen Ende der Stadt!!! Ob ich schon wieder Auto fahren könnte? Egal, was muss, das muss. Ich rechnete mir aus, wie lange ich Zeit haben würde. 37 Minuten bis der Kuchen fertig ist. Das sollte ich schaffen.

Als ich an den Koordinaten ankam und in einer Rekordzeit die Dose fand, kam auch schnell die Ernüchterung. Der mit dem Helikopter im Vorgarten war mal wieder schneller gewesen. Da machte es erneut "pling"...direkt vor der Haustür!!! Warum war ich jetzt nicht zu Hause? Ich fuhr zurück und war auch dort nur Zweite im Logbuch. Was solls. Man kann nicht immer Erste sein. Jetzt aber schnell zum Kuchen, sonst verbrennt der noch.

Minimal über der Zeit zog ich ihn aus dem Ofen. Nochmal Glück gehabt. Ich ließ alles stehen und liegen und fiel erschöpft in mein Bett. Ich dachte mir "Ein schwerer Tag, aber es geht sicher noch schlimmer" und schlief schließlich ein.

Hätte ich zu diesem Zeitpunkt gewusst, dass ich das kleine Päckchen Backpulver vergessen hatte, dass sich hinter dem Toaster versteckte als ich die Kuchenzutaten zusammen rührte, wäre ich sicher zu der Erkenntnis gelangt, dass heute einfach nicht mein Tag war...