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[NSG Wintersperre: Betretungsverbot] - Geigelstein EarthCache

This cache is temporarily unavailable.

Onkel Benny: Aus naturschutzrechtlichen Gründen bis 01.06.2024 deaktiviert.

Die Schilder im Naturschutzgebiet und die Infotafeln an allen Zustiegen weisen diese gesetzliche Wintersperre aus.


🇬🇧 [EN]:
For legal reasons and due to local laws of nature conservation, this Earthcache is deactivated until 01.06.2024.
The signs of the nature reserve area and the information boards at all entrances indicates the lawful winter block.


🇩🇪 [DE]:
Dieser Earthcache kann voraussichtlich ab dem 1. Juni 2024, spätestens ab dem 15. Juni 2024 wieder absolviert werden. Die Entscheidung für den genauen Zeitpunkt liegt bei den Naturschutzbehörden.

Selbstverständlich komme ich meinen Pflichten als Owner nach und aktiviere den Cache dann wieder.


🇬🇧 [EN]: For detailed information, please use an online translator:

🇩🇪 [DE]: Für die Juristen und Interessierten erkläre ich diese Wintersperre auch gerne im Detail, nach persönlich erfolgter Absprache mit den Naturschutzbehörden: [^]

Von einigen Höhlencache-Ownern wird gerne ein "Fledermausschutzgesetz" zitiert, welches es jedoch als solches nicht gibt.
Gemeint ist i.d.R. § 39 des Bundesnaturschutzgesetzes über den Schutz wild lebender Tiere und Pflanzen und diesbezüglicher Rechtsverordnungen.

Laut diesem Gesetzestext werden "...die Landesregierungen ermächtigt, durch Rechtsverordnung bei den Verboten des Satzes 1 Nummer 2 und 3 für den Bereich eines Landes oder für Teile des Landes erweiterte Verbotszeiträume vorzusehen und den Verbotszeitraum aus klimatischen Gründen um bis zu zwei Wochen zu verschieben."

Wie Ihr auch sehen könnt, unterscheidet der Gesetzgeber nicht zwischen bedrohten Arten wie Fledermäusen, dem Steinadler, Auerhuhn oder Koalabären. [;)]

Der Gesetzgeber erlässt Betretungsverbote zum Schutz von Wildtieren, die in meist langjährigen Gesetzgebungsverfahren durch Experten erarbeitet werden.
Wichtig für die Praxis ist nicht der Grund für ein Gesetz, sondern die Umsetzung und dessen Einhaltung welche (strafrechtlich) überwacht wird.

Die für den Geigelstein in der Fassung vom 23. Oktober 2009 erlassene Rechtsverordnung der Regierung von Oberbayern, in ihrer Funktion als obere Naturschutzbehörde, definiert in der Verordnung über das Naturschutzgebiet "Geigelstein" mehrere Schutzzonen.

Basis hierfür sind das Bayerische Naturschutzgesetz (BayNatSchG) sowie das o.g. Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG).

Demnach ist das Betreten der geschützten Bereiche am Geigelstein, zu denen auch Stationen dieses Earthcaches gehören, in der Zeit vom 1. Dezember bis einschließlich 31. Mai streng verboten !

Die Absolvierung dieses Earthcaches und das Lösen aller Aufgaben, ist ohne den Besuch aller Stationen gemäß der Earthcache-Richtlinen nicht möglich.
Der zulässige Zeitraum in dem dieser Earthcache machbar ist (1. Juni bis 30. November), ist seit dem Reviewprozess unverändert im Listing aufgeführt.

Das "Schneeflocke-Symbol" oder das "Saisonaler-Zugang-Symbol" genügt nach Auffassung der Reviewer nicht den gesetzlichen Vorgaben besonderer Rechtsverordnungen für Schutzgebiete, Schutzzonen und Schutzräume gemäß Naturschutzgesetz.

Auch seitens Groundspeak sind Owner für eine Deaktivierung im Zeitraum gesetzlich verordneter Zugangssperren verpflichtet. Groundspeak bemüht sich weltweit um eine gute Zusammenarbeit mit lokalen Behörden und Gesetzgebern. Dies unterstütze ich in vollem Umfang. [^]

Viele Grüße,
Onkel Benny

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Hidden : 6/1/2018
Difficulty:
4 out of 5
Terrain:
4 out of 5

Size: Size:   other (other)

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Geocache Description:



Wintersperre aus naturschutzrechtlichen Gründen:

Wintersperre und Betretungsverbot im Naturschutzgebiet Geigelstein:
In der Zeit vom 1. Dezember bis einschließlich 31. Mai darf dieser Earthcache nicht absolviert werden!

Dieser EarthCache wurde von den zuständigen Naturschutzbehörden genehmigt.

Selbstverständlich gelten auch hier die Vorschriften des Bundesnaturschutzgesetzes, des bayerischen Naturschutzgesetzes und den erlassenen Rechtsvorschriften, insbesondere der Verordnung über das Naturschutzgebiet "Geigelstein" in der aktuell gültigen Fassung.

Darin ist festgelegt dass die Schutzgebiete, durch welche dieser EarthCache führt, in der Zeit vom 1. Dezember bis einschließlich 31. Mai nicht betreten und nicht mit Ski oder anderen Wintersportgeräten befahren oder begangen werden dürfen.

Eine Verletzung dieser Vorschrift kann mit Geldbußen von jeweils bis zu 50.000 € belegt werden.

Die Einhaltung wird durch die Polizei, Naturschutzbehörden, Naturschutzwacht, Bergwacht, Hüttenwirte und -pächter, Anlieger, ehrenamtliche Helfer und Mitglieder von Interessengruppen und -verbänden (BUND, AGNA e.V. und Deutscher Alpenverein) überwacht und zur Anzeige gebracht.

Zur Sicherstellung der Einhaltung dieser Vorschrift und auf Vorgabe von Groundspeak zur Einhaltung lokaler Gesetze, wird der EarthCache im genannten Zeitraum deaktiviert.

Zudem wird der Titel des EarthCaches um einen Hinweis ergänzt, sowie ein entsprechender Logeintrag erstellt.

Nach Auffassung der Naturschutzbehörden und Geocaching-Reviewer genügt es nicht, hierfür ein standardisiertes Icon "Nicht im Winter" oder "saisonal deaktiviert" zu verwenden, da diese vereinfachte Kennzeichnung keinen eindeutigen Hinweis auf das geschützte Gebiet und dessen Schutzgebietsverordnung darstellt.

Im Übrigen ist durch die im oberen Bereich des Geigelsteins bis zu 6 Meter hohe Schneedecke (Winter 2018/2019 !) eine Lösung der Aufgaben dieses EarthCaches an den geologischen Aufschlüssen ohnehin nicht möglich. Der EarthCache kann somit nicht richtlinienkonform gelöst werden.

Die Aktivierung dieses Caches erfolgt voraussichtlich am 1. Juni 2024 - sofern seitens der Behörden keine zweiwöchige Verlängerung der Winterruhe aus klimatischen Gründen festgelegt wird.





Einleitung:



Dieser Earthcache führt Euch in einer großen Rundwanderung einmal durch das Naturschutzgebiet über den Geigelstein und behandelt geologische Erosionsprozesse.

Die Wegstrecke ab den Parkplätzen im Tal beträgt insgesamt mindestens 18 km.
Zeitlich solltet Ihr für diesen Earthcache mindestens 6 Stunden oder mehr einplanen.

Zur Absolvierung dieses Earthcaches müssen alle Stationen besucht werden.
Das erfordert eine Bergwanderung von 4 km ab der Priener Hütte (Station 1).
Vom Tal aus sind es nochmal mindestens 7 km zur Priener Hütte und die gleiche Strecke nochmal zurück - je nachdem von wo aus Ihr startet.

Hinweise:
Zum Beantworten einzelner Fragen benötigt Ihr ein Maßband oder einen Meterstab.

A C H T U N G:
Ihr bewegt Euch hier in alpinem Gelände. Insbesondere im Gipfelbereich und im oberen Aufstieg ist absolute Trittsicherheit und Vorsicht erforderlich!
Startet Eure Tour nur dann, wenn Ihr auch die entsprechende Ausrüstung und körperlichen Voraussetzungen dafür mitbringt. Wetterumschwünge laufen in den Bergen sehr schnell ab!

Naturschutzgebiet:
Das gesamte Geigelsteingebiet ist ein Naturschutzgebiet!
Sämtliche Vorschriften und Verhaltensweisen müssen im Naturschutzgebiet strikt eingehalten werden. Hierzu zählt insbesondere das Wegegebot.
Dieser Earthcache kann nur im Zeitraum vom 01.06 bis 30.11 absolviert werden.
Die Beschreibung führt Euch immer auf den offiziellen Wanderwegen.

Ein Verlassen der Wege ist zu keinem Zeitpunkt erforderlich und auch nicht erlaubt!
Alle Stationen liegen auf dem Wanderweg.

Das Geigelsteingebiet ist mit sämtlichen Schutzgebietsarten streng geschützt:
  • Naturschutzgebiet
  • Flora-Fauna-Habitat
  • Vogelschutzgebiet
  • Natura 2000 Schutzgebiet

Bei Fragen zur Tour könnt Ihr mich gerne kontaktieren.



Station 1: Erosion – was bröselt denn da?

Dieser Earthcache dreht sich um das geologische Prozesssystem von Abtragung, Erosion, Verwitterung und Zerfall.
Die Rundwanderung führt Euch über den Geigelstein und Ihr könnt an 10 Stationen verschiedene geologische Veränderungsvorgänge beobachten:


Ziel dieses Earthcaches ist es, verschiedene Erosionsformen unterscheiden zu können, Zusammenhänge, Abhängigkeiten und Auslöser zu erkennen und dies vor Ort "live" anzuschauen.

Zum Beantworten einzelner Fragen benötigt Ihr ein Maßband oder einen Meterstab. Falls Ihr das übersehen habt, könnt Ihr auch das zeitaufwändigere Fingerspannen-, Ellen- oder Schnürsenkelmessverfahren anwenden.

Beim Aufstieg zum Gipfel ist Trittsicherheit zwingend erforderlich und im Gipfelbereich selbst ist hohe Vorsicht geboten. Nicht ohne Grund unterhält die Bergwacht Sachrang hier oben eine eigene Station.



Wenn ich an den Geigelstein denke, dann fallen mir immer gleich die Warnschilder ein:
„Der Weg durch die Gipfelmulde ist wegen Erosionsschäden gesperrt“
Auch in den meisten Geigelstein-Wanderführern wird darauf verwiesen.

Der Geigelstein ist mit seinem 3153 Hektar großen Umfeld seit 1991 das zweitgrößte Naturschutzgebiet (NSG) des Chiemgaus, nach den östlichen Chiemgauer Alpen. Einer der Hauptgründe für das NSG, ist die „hochgradig erosionsgefährdete Gipfelmulde“ des Geigelsteins.
Die Ausweisung des NSG erfolgte insbesondere zur „Sicherung des markanten Gebirgsstocks“ und um „die naturbedingten Veränderungen der Oberflächengestaltung (Geomorphologie) dieser Gebirgslandschaft unbeeinflusst zu lassen“.
Grund genug also, sich das Thema Erosion mal etwas genauer anzusehen.

Abtragung, Erosion und Verwitterung bilden die Grundlagen für die Sedimentation und gehören als Transformationsprozesse zum Kern der Geologie.
Eine spezielle Form der Erosion kennen einige von Euch sicher von anderen Earthcaches: Die glaziale Erosion ist die Abtragung durch fließendes Gletschereis und die geomorphologische Landschaftsformung die damit einhergeht.
Hier oben beim Geigelstein findet man keinen Gletscherschliff, keine Seen die Überreste der letzten Eiszeit sind und es gibt hier auch keine Moränen...
Auf dem Geigelstein gibt es jedoch interessante und anschauliche Stellen für andere Erosionsformen zu entdecken.

Los geht’s!
Ich wünsche Euch schöne, spannende und erholsame Stunden hier oben am Geigelstein.

Aufgaben zum Aufwärmen:
1a) Außen bei der Priener Hütte an der Holzwand findet Ihr ein Hinweisschild zur Erosion der Gipfelmulde. Wieviele Erosionszonen sind eingezeichnet?
1b) Wie breit ist die größte Erosionszone auf dem Schild in Zentimetern?
1c) Wie groß der maximale Durchmesser der erosionsgefährdeten Gipfelmulde auf dem Schild in Zentimetern?



Station 2: Frostsprengung

Frostverwitterung ist die wohl stärkste und häufigste physikalische Form der Erosion.
Sie gehört zur schnellsten Form der Gesteinszertrümmerung und Erosion. Bereits eine Tau- und Frostphase kann innerhalb weniger Tage große Gesteinsblöcke abtragen.
Dabei dringt zunächst Wasser durch kleinste Risse und Spalten in das Gestein ein. Gefriert das Wasser nun, dehnt es sich als Eis aus und sprengt mit enormer mechanischer Gewalt ganze Felsen auseinander.
In der Geologie werden die Risse, Spalten und Klüfte in die das Wasser eindringen kann, passenderweise als „Schwächezone“ des Gesteins bezeichnet. Diese entstehen beispielsweise durch Druck-, Scher- und Querkräfte als Folge der Tektonik.
Bei unterschiedlichen aneinandergrenzenden Gesteinsschichten kann zudem die Insolationsverwitterung zur Spaltenbildung führen. Darunter versteht man den Verwitterungsprozess, bei dem durch Temperaturwechsel unterschiedliche Ausdehnungskoeffizienten in den verschiedenen Gesteinen innere Scher- und Druckkräfte erzeugen und das Gestein bis zur Rissbildung schwächen. Es kommt hierbei also zu einer Erosion von innen heraus.

Man muss sich den Prozess der Frostverwitterung vor Augen halten:
Ist erst einmal ein Felsblock durch Frostsprengung gelöst, dann endet der Prozess damit nicht…
Die Verwitterung durch Frost ist ein sich ständig wiederholender Vorgang:
In der nächsten Tauphase findet das Wasser erneut Risse und Klüfte im abgesprengten Fels und zerkleinert diesen bei Frost weiter. Das geht so lange, bis nur noch kleinster Sand und kleinste Partikel (Schluff) übrig bleiben.

Die Volumenausdehnung von Wasser wenn es gefriert beträgt ca. 10 %.
Die Frostverwitterung ist also umso stärker, je größer die Spalten und Klüfte sind, in welche das Wasser eindringen kann.

Der Wanderweg führt Euch durch einen großen Felsspalt:


Auf der rechten Seite seht ihr einen Felsen, der von der Felswand absteht:


Im Herbst 2021 ist dieser Felsen von der Felswand abgebrochen und liegt nun am Boden:


Schaut Euch diesen Felsblock für die ersten beiden Fragen etwas genauer an.

Wenn Ihr durch den Felsspalt etwa 25 Meter weitergeht, kommt Ihr zum Referenzpunkt "Frostschutt".

Seid vorsichtig, dieses rinnenhafte Schuttbecken ist sehr locker.
Quert es vorsichtig und nur auf dem häufig begangenen Wanderweg.

Hier seht Ihr viele Gesteinsblöcke und Trümmer die von der nördlichen Felsenformation kommen. Man kann hier Gestein in den unterschiedlichsten Formen und Größen entdecken. Wenn Ihr genauer hinseht, könnt Ihr Bruchkanten der Frostsprengung erkennen.



Die letzte Aufgabe der Frostsprengung bezieht sich auf diesen Frostschutt.

Aufgaben:
2a) Wie hoch, wie breit und wie tief ist dieser abstehende und inzwischen abgebrochene Felsen?
2b) Was fällt auf, wenn man die Rückseite des Felsen mit der Felswand vergleicht? (beachte die Bilder im Listing, als er noch nicht am Boden lag)
2c) Schätze die Größe des Schuttbeckens beim Referenzpunkt "Frostschutt" ab, ohne es zu begehen - bleibe auf dem Wanderweg! Was denkst Du, liegen die Steine hier erst seit kurzem oder schon länger? Begründe Deine Antwort und beachte dabei auch das Aussehen der nördlichen Felswand sowie die Farbe, Form, Größe und Struktur der Steine im Schuttbecken.



Station 3: Schneeschurf

Als Schneeschurf wird die mechanische Abtragung der Oberfläche durch Schnee und Lawinen bezeichnet. Schneeschurfflächen sind dadurch gekennzeichnet dass sie längs den Hang herab verlaufen und deutliche Ansatzpunkte für den Schurf zeigen.
Dieser physikalische Erosionsprozess benötigt eine große Menge Schnee mit einem hohen Gewicht. Die maximale Abtragung erfolgt bei Nassschneelawinen. Durch deren hohes Gewicht wirkt nicht nur der Schnee allein. Auch die im oberen Bereich mitgerissenen Steine schürfen über den Boden weiter unten am Hang. Dadurch nehmen Schneeschurfflächen nach unten in ihrer Breite oft auch zu.
Der Übergang eines Schneeschurfs zu einem Massenschurf ist dabei fließend. Bei einem Massenschurf wirken andere Materialien wie Gestein, Böden und Holz auf den Untergrund.

Einflussfaktoren für den Schneeschurf sind spezifisches Schneegewicht, Witterungsverhältnisse, Hangneigung, Geländeformen, Untergrundbeschaffenheit sowie klimatische und meteorologische Ereignisse, beispielsweise Föhn/Fallwinde (Lee) an Gebirgskämmen wie hier am exponierten Geigelsteinkamm.
Neben Schneeschurfflächen bei denen linienhaft das Bodengefüge (Bodenhorizonte) abtragen ist, gibt es als verstärkte Form sogenannte Schneeschurfblaiken. Blaiken sind aus geologischer Sicht durch Schurf und Abtragung aufgeschlossene Gesteinsflächen. An ihnen kann das Grundgestein betrachtet werden, dass nicht oder nur von wenig Lockergestein bedeckt ist.
Schneeschurf tritt besonders oberhalb der Waldgrenze an steilen Hängen auf. Begünstigt wird er durch steinreiche Böden, wie hier mit Kalkstein und Dolomit, da die Bodenhöhe hier gering ist und dem Schurf nur wenig Widerstand entgegensetzt.

Ihr befindet Euch hier auf dem Kamm zwischen Geigelstein und Breitenstein:


Schaut von den Koordinaten in Richtung Südost auf den Hang. Ihr könnt hier deutlich die unbewachsenen Schneeschurfflächen erkennen.

Aufgaben:
3a) Wie viele Schneeschurfflächen kannst Du auf der südwestlichen Seite des Hangs erkennen?
3b) Wird der Schneeschurf auf der Nordostseite von oben nach unten breiter oder schmaler?
3c) Was denkst Du wie es dazu kommt? Begründe Deine Antwort anhand des Gelernten und was Du vor Ort sehen kannst.

Weiter geht es hier zur Station 4:

Der Weg Nr. 8 führt auch am Kamm entlang in Richtung Geigelstein Südflanke zum Kreuzungspunkt mit Weg 84. Von dort steigt ihr ein Stück auf Weg 84 hinab zur Station 4.

Prinzipiell könntet Ihr stattdessen den längeren, sportlicheren aber auch schwierigeren Weg Richtung Wirtsalm nehmen. Der "Katastrophenalarm"-Winter 2019 mit seinen Rekordschneehöhen (Futterversorung des Rotwilds im Januar 2019 per Helikopter) hat leider einige Abschnitte dieses Wanderpfads durch Schnee- und Massenschurf erodiert und abgetragen.



Station 4: Schutthalde




Abtragung gehört zum Hochgebirge wie der Logeintrag zum Fund eines Geocaches.
Die abgetragenen Gesteinsfragmente, Felsen, Felsbrocken, Steine und Kies werden durch die Schwerkraft bergab befördert. In der Geologie wird das „Massenverlagerung“ genannt.
Je nach Größe finden die Sturzmassen etwas früher (oben) oder später (unten) einen Halt und bleiben für einen gewissen Zeitraum bis zum nächsten Abtragungsereignis dort liegen.
Die Form der Schutthalde hängt von der Reibung der Felsbrocken und Steine untereinander ab. Sammelt sich an einzelnen Stellen einer Schutthalde „zu viel“ Verwitterungsschutt an, steigt der Böschungswinkel und die Reibung zwischen den einzelnen Bestandteilen reicht nicht mehr aus. Dann gehen ganze Bereiche in „einem Rutsch“ ab, bis sie weiter unten in flacheren Hangabschnitten wieder zum Stillstand kommen. Die Schutthalde gleicht ihren Böschungswinkel somit selbstständig als Funktion der Reibung ihrer Bestandteile aus. Dabei geht insbesondere die Größe der Bestandteile auf die Funktion des Böschungswinkels ein.
Wenn Ihr Euch hier die Südseite des Geigelsteins anschaut, werdet Ihr feststellen, dass der Schutt nicht gleichmäßig über den ganzen Hang verteilt liegt. Vielmehr münden einzelne Schuttrinnen und Furchen in wenige Schutthalden.

Schutthalden sind, insbesondere hier am Geigelstein mit Kalkstein und Dolomit, häufig instabil und ihr Betreten kann sehr gefährlich werden.
Sie stabilisieren jedoch, trotz ihrer lockeren Schüttung, den Berg selbst: Physikalische Erosionsprozesse und Verwitterung finden an der Oberfläche und somit auf der Schutthalde statt. Damit ist der unter der Schutthalde liegende Fels vor einer Vielzahl von Abtragungsprozessen wie durch einen Panzer weitgehend geschützt.
Übrigens sind diese Kalkschutthalden des Geigelsteins ein besonders geschützter Lebensraumtyp des FFH-Gebiets Geigelstein.

Wenn ihr genau an den Koordinaten auf dem Wanderweg steht, dann schaut von hier aus auf den sichtbaren Teil der Schutthalde:


Ihr dürft die Schutthalde auf keinen Fall betreten! Es gilt hier striktes Wegegebot und zudem besteht die Gefahr schwerer Unfälle, z.B. durch Lostreten von Steinschlägen.

Aufgaben:
4a) Was denkst Du, warum hört die Schutthalde hier auf und geht nicht weiter bis runter zur Wirtsalm?
4b) Wie groß sind die Steine hier (eine grobe Schätzung vom Wanderweg aus gesehen reicht)? Liegen die größeren Steine weiter oben oder unten am Hang?
4c) Was denkst Du, warum findet man hier kein Feld mit 5 Meter großen Felsblöcken? Gehe bei Deiner Antwort auf das vorherrschende Gestein ein. Versuche auch zu erläutern ob der Geigelstein eher anfällig für Erosion und Verwitterung oder im Vergleich zu anderen Alpenregionen eher geschützt ist.

ACHTUNG:
Von hier an führt der gefährlichste Wegabschnitt auf den Geigelstein hinauf.
Der Pfad zwischen den Kieferlatschen ist vergleichsweise einfach.
Es gibt jedoch mehrere Kehren, bei denen der Wanderweg über losen Schutt führt. Hier ist Trittsicherheit und hohe Konzentration notwendig. Geht diesen Weg auf keinen Fall bei Regen, Gewitter oder mit unerfahrenen Kindern!
Ihr solltet den Weg auch nicht begehen, wenn ihr ganz allein am Berg unterwegs seid.



Station 5: Geigelstein

Auch wenn der Gipfel des Geigelsteins Ausgangspunkt sämtlicher Erosions- und Abtragungsprozesse ist, sollt Ihr hier vor allem die Aussicht genießen.



Eindrucksvoll zeigt sich vom Gipfel das im Süden gelegene Kaisergebirge. Stellt Euch vor, in der letzten Eiszeit (Würmeiszeit) reichten die Gletscher bis fast zu den Gipfeln des Kaisergebirges hinauf. Der weiter nördlich gelegene Geigelstein ragte über die Gletschermassen des Tiroler-Achen-Gletschers (Chiemseegletscher) und den kleinen Priengletscher hinaus. Der Geigelstein wurde somit nicht von den Eismassen geschliffen.
Wir können das nun auch geologisch korrekt ausdrücken: „Die am Geigelstein vorherrschenden Abtragungs- und Erosionserscheinungen beinhalten keine glazialen Erosionsformen“.

Aufgaben:
5a) Mache ein Foto auf dem Gipfel des Geigelsteins und stelle es mit Deinem Logeintrag ein. Das Foto ist Pflicht um diesen Earthcache loggen zu dürfen. Dein Gesicht braucht natürlich nicht abgebildet sein, gerne darfst Du stattdessen auch Dein GPS, Travelbug, Stofftier oder Ähnliches ins Bild halten. Bei Teambesuchen muss auf den Fotos ersichtlich sein, dass mindestens eine Person pro Account hier war. VORSICHT am Abgrund! Passt auf dass Ihr beim Fotografieren nicht stolpert und nicht abstürzt.
5b) Ist der Geigelstein zur offiziellen Höhe mit 1808 m über NN durch tektonische Hebung gewachsen oder ist er durch Erosion kleiner geworden? Miss mit Deinem GPS die Höhe des Geigelsteins auf dem Gipfel und gib den Höhenunterschied zum amtlichen Wert an.
5c) Während Du bei Station 4 nur Schuttrinnen und Schutthalden kennengelernt hast, kannst Du vom Gipfel des Geigelsteins, herabblickend in den Norden, echte Schuttkegel erkennen. Vorsicht an der Nordkante, diese bricht senkrecht ab! ACHTUNG, hier besteht extreme Absturzgefahr! Beschreibe die Abtragung, Erosion und Materialsortierung der Schutthalden im Norden und interpretiere diese im Vergleich zu Station 4.

Vom Gipfel des Geigelsteins geht es auf dem Wanderweg nordwestlich durch die Latschenkiefern den Geigelstein hinunter.
Keine Sorge, nur im oberen Gipfelbereich müssen ein paar Felsblöcke hinabgestiegen werden. Der Rest des Wegs wird sehr bequem.
Von Station 4 zu Station 5 habt Ihr die kritischste Wegstrecke bereits gemeistert.

ACHTUNG, falls Ihr die Runde in der anderen Richtung absolviert:
Passt jetzt extrem gut auf! Der Abstieg auf der Südseite des Geigelsteins zu Station 4 (Schutthalde) ist sehr anspruchsvoll.
Es gibt mehrere Kehren, bei denen der Wanderweg über losen Schutt führt. Bergab ist das noch viel gefährlicher als bergauf, weil Ihr weniger Haftung auf dem losen Grund habt und auch schneller unterwegs seid als bergauf.
Im Südhang ist bergab sehr gute Trittsicherheit und hohe Konzentration notwendig.
Hier kann man sich auch nicht mit den Händen gemütlich an Felsen abstützen.

Die Rundtour mit der Richtung von Station 1, 2, 3, ... bis Station 10 ist wesentlich einfacher!

Geht diesen Weg auf keinen Fall bei Regen, Gewitter oder mit Kindern!
Über den Normalweg auf der nordwestlichen Seite seid Ihr selbst bei Gewitter sicherer unterwegs als im exponierten unwegsamen Südhang. Die Bergwacht sieht Euch auf dem Wanderweg bei der Gipfelmulde auch besser!
Ihr solltet den Weg auch nicht begehen, wenn ihr ganz allein am Berg unterwegs seid.



Station 6: chemische Erosion

Bisher haben wir ausschließlich physikalische Erosionsformen behandelt.
Kommen wir nun also weg von der Physik zum zweiten großen naturwissenschaftlichen Fachbereich, der Chemie.
Wir Ihr bereits gelernt habt, besteht der Geigelstein hauptsächlich aus Hauptdolomit und Kalkstein (z.B. Rätkalken).
Wenn Ihr schon einmal einen verkalkten Wasserkocher chemisch (z.B. mit Essigsäure) zum Glänzen gebracht habt, wisst Ihr wie anfällig Kalk für chemische Abtragung ist.
Genau wie die physikalische Verwitterung ist die chemische Verwitterung prägend für die Erosion am Geigelstein.
Die Art der Verwitterung kann durch einfache Beobachtung unterschieden werden: Physikalische Verwitterungsprodukte haben wir bereits beim Frostschutt, auf der Schutthalde und beim Schneeschurf gesehen. Es sind schlicht die festen Gesteinsfragmente, Bruchstücke und Schutt die zerkleinert über den Hang verteilt liegen. Nur bei sehr großen Felsbrocken kann darauf zurückgeschlossen werden wo diese herkommen (ein Beispiel dafür kennt Ihr von der Frostsprengung).
Ganz anders sieht es bei der chemischen Verwitterung aus. Hier gibt es keine festen Verwitterungsprodukte. Wie beim Entkalken des Wasserkochers werden die Stoffe des Gesteins chemisch gelöst und in flüssiger Form abgeführt. Übrig bleiben lediglich chemisch erodierte Stellen und Abtragungsspuren.
Zu solchen Abtragungsspuren können auch Stoffumwandlungen gezählt werden, beispielsweise Oxidschichten, in denen die ursprünglichen Stoffe eingebunden sind.
Einflussfaktoren für die chemische Verwitterung sind das Klima, die Niederschlagsmenge, der Säuregehalt des Regens und Bodens, biologische Gegebenheiten und nicht zuletzt die Struktur des Gesteins vor Ort.
Hauptträger für die chemische Verwitterung ist das Wasser. In Wasser gelöste Stoffe reagieren mit dem Gestein. Hier am Geigelstein findet ständig die chemische Verwitterung durch Kohlensäure statt.
Kohlendioxid (CO2) aus der Atmosphäre wird im Regenwasser (H2O) gebunden und greift so als Kohlensäure (H2CO3) den Kalkstein an. Erschwerend für den Geigelstein kommt hinzu, dass das Geigelsteingebiet das regenreichste Gebiet im ganzen Chiemgau ist.
Kohlensäure löst Calcit (Ca CO3) aus dem Kalkstein heraus und fließt als Kalklösung (Calciumhydrogencarbonat) ab.
Die Lösung geht umso schneller von statten, je reiner der Kalkstein ist. Dabei wird der chemische Prozess durch CO2-haltige Pflanzen und Mikroorganismen noch gefördert.
Derselbe Prozess findet auch am Hauptdolomit statt, der aus Calcium-Magnesium-Karbonat besteht. Der wesentliche Unterschied ist hier, dass der chemische Lösungsprozess langsamer abläuft.
Die Wissenschaft nimmt eine Lösung von ca. 1-5 mm pro 100 Jahre bei kalkhaltigem Gestein an. Um diese Dicke nimmt der Mantel des Geigelsteins also jedes Jahrhundert mindestens ab.
Auch die Dauer der chemischen Erosion hat einen Einfluss auf die Veränderung des Aussehens. Sammelt sich Wasser in Ecken, Kanten und Mulden des Gesteins, so wirkt es dort länger und kann an schattigen Plätzen mehrere Tage bis zum nächsten Regenfall wirken, ohne dass das Wasser verdunstet. Die physikalische Verwitterung begünstigt die Bildung solcher „Hotspots“.
Als Ergebnis entstehen unterschiedlichste Furchen, Karren, gestufte Kanten oder auch glatte Dellen im Fels.

An den angegebenen Koordinaten führt der Wanderweg über große Felsstufen des Geigelsteins. Direkt bei den Koordinaten ist relativ viel Platz und eine Kiefernlatsche teilt den Weg für knapp 2 Meter großzügig auf. Ihr könnt so auch bei großem Wander- und Touristenaufkommen in aller Ruhe den Fels begutachten:


An den angegebenen Koordinaten könnt Ihr auf der östlichen Seite des Wanderwegs eine Felsstufe erkennen (im Bild links unten). Der Felsen ragt vom Wanderweg aus, links unter eine Kiefernlatsche. Dadurch ist er vor Wanderern geschützt, die weiter rechts gehen.

Aufgaben:
6a) Um welches Gestein handelt es sich hier?
6b) Welche Unterschiede in der Oberflächenfarbe und -struktur des Felsen erkennst Du unter der Latschenkiefer im Vergleich zum Wanderweg? Was könnte das für die chemische Erosion bedeuten?
6c) Beschreibe die geometrischen Formen der chemischen Erosion die Du vor Ort erkennen im Gestein kannst. Beschreibe dabei keine physikalischen Erosionserscheinungen.



Station 7: Tritterosion

Böden sind Bestandteil der Pedosphäre. Diese ist die einzige Erdsphäre, in der sich die Lithosphäre (Erdkruste und äußerer Erdmantel), Hydrosphäre (Gesamtheit des Wassers der Erde), Atmosphäre (etwa 90 km hohe "Lufthülle" der Erde) und Biosphäre (Raum mit Leben auf der Erde) treffen.
Die Pedosphäre ist somit die Schlüsselstelle und der Übergang dieser Bereiche, mit der Funktion das Gleichgewicht der o.g. Erdsphären zu vermitteln.
Für uns besonders interessant ist die Eigenschaft, dass Böden den Übergang vom Festgestein über das Lockergestein, verschiedene Bodenhorizonte bis zur Bodenauflage darstellen.

An den angegebenen Koordinaten könnt Ihr die physikalische Abtragung in Form der Tritterosion durch Wanderer erkennen.
An dieser Stelle erfolgt der Übergang vom felsigen Gipfelteil zum Wiesenhang. Manch' ein Wandergeselle möchte hier wohl dem Schotter des Wanderwegs ausweichen.
Man kann deutlich erkennen wie im unteren Bereich bereits ein paralleler Wanderweg im Abstand von etwa einem Meter zum ordentlich geschotterten Hauptweg entstanden ist. Sogar eine kleine Grasinsel hat sich dort standhaft halten können.
Oberhalb kann man die Entstehung eines neuen Parallelwegs erkennen:


Tritterosion bezeichnet den Prozess, bei dem der Boden durch das Gehen von Menschen verdichtet wird. Der verdichtete Boden kann in der Folge Regenwasser nicht mehr so gut aufnehmen. Das Wasser kann nicht mehr versickern und fließt oberflächlich ab. Dabei wird nach und nach die obere Bodenschicht samt schützender Vegetation durch das Wasser abgetragen. In der Folge werden die darunterliegenden Bodenhorizonte ausgespült und erodiert, bis der Fels zum Vorschein kommt.
Hier am Geigelstein ist das besonders relevant, denn die Höhe aller Bodenschichten (Bodenmächtigkeit) ist hier mit ca. 10-30 cm sehr gering (= flachgründig).
Die so freigelegte (aufgeschlossene) Oberfläche ist nun schutzlos den anderen Erosionsprozessen ausgesetzt, welche wir bereits kennengelernt haben.

Aktualisierung 1. Juni 2021:
Die Graskante des Erosionsstreifens wurde durch die vielen Wanderer des letzten Jahres inzwischen vollständig abgetragen. Die Aufgaben lassen sich dennoch bearbeiten, notfalls kannst Du auch den direkt daran anschließenden Parallelweg mit der kleinen Grasinsel bewerten.

Aufgaben:
7a) Miss die Länge und Breite des neuen Erosionsstreifens.
7b) Miss die Bodenmächtigkeit des Erosionsstreifens zum Ausgangsgestein an dessen Rand (für das Niveau, darfst Du den Hauptweg als anstehendes Gestein annehmen).
7c) Beschreibe das Aussehen (Farbe, Materialien und Körnigkeit) und das Erosionsbild der Bodenschichten, die am Erosionsstreifen erkennbar sind. Die unterste Bodenschicht ist der Bodenhorizont C der aus Fels- und Lockergestein besteht. Erkennst Du darüber einen Bodenhorizont B (mineralien- und gesteinshaltig) und/oder einen Bodenhorizont A (viel Humus und organisches Material, jedoch wenig mineralische Bestandteile)? Beschreibe was Du siehst.



Station 8: Erosionsschutz

Eine wichtige Aufgabe der Geologie ist die Beurteilung der Hangstabiliät und Erstellung gelogischer Gutachten über das Risiko von Massenbewegungen.
Wird die Festigkeit des Hangmaterials durch die Schwerkraft überwunden beginnt eine Massenbewegung. Es geht hier also um die Festigkeit der Bodenschichten (Pedosphäre) auf dem Grundgestein (Lithosphäre).
Die Erosionsformen solcher Massenverlagerungen sind Bodenkriechen (<1 cm/Jahr), Bodenfließen, Schuttrutschungen, schnelle Bergrutsche oder Schuttlawinen. Oberflächenwasser von Regen ist der Hauptgrund für Bodenerosion an Hängen.

Die Umweltgeologie beschäftigt sich unter anderem mit Erosionsschutzmaßnahmen und stützt sich dabei auf die allgemeine und angewandte Geologie. Dabei geht es um eine Verringerung oder Verhinderung menschenverursachter (anthropogen induzierter) Einflüsse in geologischen Veränderungsprozessen.

Die Erodierbarkeit des Bodens durch Wasser in Abhängigkeit zur Hangstabilität ist ein komplexer Sachverhalt. Auf die Erosion am Hang der Gipfelmulde wirken viele Faktoren:

  • Hangneigung
  • Art des anstehenden Gesteins
  • Gesteinsverbund (Felsgestein/Lockergestein)
  • Bodenbildung und Bodenzusammensetzung
  • Waserspeicherfähigkeit des Bodens
  • Wasserführung
  • evtl. Gleitschichten
Die Hangstabilität ist am Geigelstein in trockenem Zustand sehr hoch.
Nach Regenfällen ändert sich das Bild: Der flachgründige Boden, der auf verwittertem Lockergestein ruht (unkonsolidierter Materialverbund), weist im feuchten Zustand nur noch eine geringe bis sehr geringe Stabilität auf (je nach Hangneigung).

Für die Erosionsanfälligkeit des Bodens an Hängen gibt es in der Umweltgeologie verschiedene Berechnungsformeln.
Eine davon ist die allgemeine Bodenabtragsgleichung (ABAG):

A = K∗R∗S∗L∗C∗P

Dabei stehen die Faktoren für folgende Parameter:
A = langjährig zu erwartender mittlerer Bodenabtrag
K = Bodenerodierbarkeit
R = Regenerosivität
S = Hangneigungsfaktor
L = erosionswirksamer Hanglängenfaktor
C = Bodenbedeckungs- und Bearbeitungsfaktor
P = Erosionsschutzmaßnahmenfaktor

Der K-Faktor entspricht in der Gleichung der Erodierbarkeit des Bodens. Er setzt sich aus verschiedenen Bodeneigenschaften zusammen (Bodenart, Humus, Aggregierung, Durchlässigkeit, Steinbedeckung) und wird häufig als Schätzwert aus Tabellen entnommen. Im K-Faktor wird die Ablösbarkeit von Bodenbestandteilen einerseits und die Transportierbarkeit andererseits vereint.

An dieser Stelle geht es uns um das generelle Verständnis der Erodibilität und nicht um Methoden zur Bestimmung und Messung der Faktoren. Fertig aufbereitetete Daten sind beispielsweise im Erosionsatlas des Freistaats Bayern aufgeführt.
Für die Gipfelmulde des Geigelsteins erhalten wir (ohne Dimensionsangaben):
  • K = 0,3
  • R = 390
  • L = 1,3
  • C = 0,02
An den angegebenen Koordinaten macht der Wanderweg eine 90° Kurve und führt dann auf kurzer Wegstrecke einige Höhenmeter den Hang hinunter.
Damit hier die Erosionsleistung verringert wird, sind Holzstufen im Weg eingearbeitet (erosionsbegrenzende Struktur). Dies erleichtert das Gehen, sie terrassieren den Hang ("Reduktion der kleinräumigen Hangneigung") und zudem leiten die Holzbohlen Regenwasser quer über den Wanderweg ab (Wasserauskehren), so dass dieser nicht längs ausgewaschen und erodiert wird.



Die Ermittlung von P, also die Wirksamkeit der Erosionsschutzmaßnahme, können wir an dieser Stelle nicht direkt durchführen. Dazu sind Vergleichsanalysen mit dem langjährigen mittleren Bodenabtrag an vergleichbaren Referenzpunkten ohne Erosionsschutz nötig. Im Idealfall liegt er bei 0,6 und im schlechtesten Fall bei 1,0 (= keine Schutzwirkung).

Wir können jedoch den bisher ebenfalls unbekannten Hangneigungsfaktor S berechnen.
Die Hangneigung hat (abgesehen von der Bodenerodierbarkeit K) den größten Einfluss auf den Bodenabtrag. Die Erosion nimmt dabei mit der Hangneigung überproportional zu.

Für die hier am Geigelstein vorherrschenden Hangneigungen α (in Grad°) greifen wir zur Gleichung von Nearing:

S = -1,5 + {17 ⁄ (1 + e 2,3-6,1∗sin α)}


Aufgaben:
8a) Miss den Höhenunterschied und den Abstand beider Wegpunkte mit Deinem GPS.
8b) Berechne für diesen Hangabschnitt die mittlere Hangneigung α in Grad.
8c) Berechne nun den S-Faktor für α. Wie interpretierst Du die Erosionsleistung / Abtragung im Vergleich zu einem anderen Hangabschnitt der nur die halbe Hangneigung aufweist? (Berechne einen zweiten S-Faktor für 0,5∗α und vergleiche die beiden S-Faktoren sowie die daraus resultierende Abtragungsleistung.)



Station 9: Gipfelmulde

Vom Wanderweg aus, habt Ihr hier einen guten Blick auf die Gipfelmulde:





Ganz unten links seht Ihr die Niederkaser-Alm, daneben könnt Ihr hinter den Fichten die Priener-Hütte sehen (Station 1), in der Bildmitte das Bergwachthaus und rechts die Oberkaser-Alm.
Die Gipfelmulde ist durch eine tief eingeschnittene Wasserrinne gekennzeichnet die den Ausgangspunkt für den Rahmbach darstellt. Dieser mündet unten im Tal in den Walchsee.
Bis in den Sommer hinein sammeln sich hier oben Schneereste die langsam abschmelzen. Nach Regenfällen sammelt sich das Oberflächenwasser in diesem Gebirgsbach und kann sehr schnell abfließen. Nach kurzer Zeit fällt der Bachverlauf jedoch wieder weitgehend trocken.
In der Geologie wird die Veränderung und Klassifikation von Fließgewässern in der Fluvialmorphologie behandelt.
So lässt sich die Wasserrinne hier in der Gipfelmulde des Geigelsteins als episodischer Bach eingruppieren, also als ein Fließgewässer das nur zeitweise Wasser führt.
Weiter unten zur Priener Hütte, bis hin zum Walchsee, kommen immer mehr Rinnen und Bäche hinzu. Das Einzugsgebiet vergrößert sich also (z.B. durch den Breitenstein und die umliegenden Berge).

Ihr könnt erkennen, dass das Bachbett teilweise tief in den Untergrund eingeschnitten ist. Auch hier spricht man, wie bei der Frostsprengung, von der lokalen Schwächezone des Gebiets welche durch fluviatile Erosion abgetragen wird.
Dabei erodiert wiederum nicht nur das Wasser allein: Besonders die mitgeführten Sedimente wie Sand und Schluff (gelogisch "Suspensionsfracht"), aber auch Steine ("Geröllfracht") wirken „flottierend“ auf den Untergrund.
Dieser Erosionstyp wird als "Abrasion" bezeichnet. Die Sedimentbestandteile werden also durch das Wasser mitgeführt, durch die Strömung vorwärts geschoben und schmirgeln dabei über den Untergrund, ähnlich wie beim Schneeschurf.
Die Vertiefung des Bachbetts wird in der Geologie "Tiefenerosion" genannt.
Schaut vom Wanderweg aus auf die Gipfelmulde und beschreibt sie.

Aufgaben:
9a) Wird die Wasserrinne nach unten immer breiter / schmaler oder flacher / tiefer?
9b) Was ist Deine Meinung zum Untergrund der Gipfelmulde: Hat diese eine hohe Wasserspeicherfähigkeit und wie hängt das mit dem Gestein zusammen?
9c) Zwischen Bergwachthütte und Oberkaser-Alm sieht man eine tiefen Kerbe entlang der Wasserrinne im Geländeprofil. Was meinst Du, kann es sein dass sich diese Geländeform durch fluviatile Erosion in den Boden und Felsen im Untergrund eingeschnitten hat? Begründe Deine Antwort.



Station 10: Viehgangeln

An den Koordinaten könnt Ihr am Hang zwischen Geigelstein und Wandspitz sogenannte Viehgangeln sehen:



Viehgangeln gehören ebenfalls zur physikalischen Erosion. Die mechanische Bodenverdichtung durch weidende Rinder sorgt für diese charakteristischen Treppen entlang des Hangs.
Der geomorphologische Prozess ist dabei genau der Gleiche, wie bei der Tritterosion. Allerdings ist die Erosion hier auf die gesamte Hangfläche verteilt und führt nicht entlang einer einzigen Spur wie beim Wanderweg.
Die Entstehung basiert darauf, dass Rinder beim Grasen genau wie Menschen gerne den gemütlichen Weg nehmen. Sie gehen auf ausgetretenen und bekannten Pfaden.
Damit die sensiblen Mägen der Wiederkäuer nicht aus dem Gleichgewicht kommen, müssen Rinder möglichst waagerecht stehen. Sie weiden also stets parallel zum Hang und gehen immer die gleichen Wege im Slalom bergauf und bergab. Dadurch entstehen diese Viehgangeln.



Viehgangeln sind aus Sicht der Erosion ein zweischneidiges Schwert:
Bei Überweidung sorgt die hohe Anzahl von Tieren für Bodenerosion die den Boden aufreißt, abträgt und bis zur Freilegung des Gesteins führen kann. Großflächige Freilegungen werden, ähnlich zum Schneeschurf, als Trittblaiken bezeichnet. Dort können dann andere Erosionsprozesse angreifen, die zuvor durch den Boden und die Vegetation verhindert wurden.
Eine Bodenneubildung und Vegetation kann an solchen Stellen, wenn überhaupt, durch Sedimentation viele Jahrhunderte dauern.
Andererseits sorgt extensive Beweidung mit wenigen Rindern und leichtem Jungvieh für die Erzeugung von Viehgangeln ohne Bodenschädigung. Diese Viehgangeln ohne Bodenerosion bieten mehrere Vorteile für den Erosionsschutz: Lawinen gleiten durch das Treppenprofil in oberen Schneeschichten ab und es kommt zu keinem Schneeschurf mehr. So wird die Entstehung großer Schneelawinen verringert.
Der abwechselnd verdichtete Boden sorgt für eine bessere Wasserspeicherfähigkeit.
Genau wie bei Tritterosion, wird vom Regen aufgeweichter Boden jedoch auch hier erheblich schneller beschädigt und abgetragen.

Nebenbei eine Zusatzinfo:
Der Geigelstein hieß früher Geigerstein, was vom Wort ‚Gigal‘ stammt.
Gigal ist der keltische Begriff für „Schaf“. Die Beweidung der Almen reicht somit schon mehr als 2000 Jahre zurück.

Aufgaben:
10a) Wie hoch und breit sind die Treppenstufen der Viehgangeln? Bleibt auf dem Weg. Es reicht, direkt vom Wanderweg aus zu messen.
10b) Sind an den Viehgangeln Erosionsschäden sichtbar (berücksichtige in Deiner Antwort auch die anderen Erosionsformen die Du bereits kennengelernt hast)?
10c) Was lässt sich aus dem Aussehen der Viehgangeln und des Erosionsbilds grundsätzlich zur Beweidung hier auf der Oberkaser-Alm sagen? (Extensiv- oder Intensivbeweidung, viele oder wenige Rinder, Jung- oder Altvieh? Betrachte die Viehgangeln, nutze die Informationen aus dem Listing und lasse Dich nicht durch die Rinder irritieren, welche ggf. aktuell in der Nähe weiden.)


Herzlichen Glückwunsch und vielen Dank für Deinen Besuch!

Ich hoffe dass Du eine schöne Wanderung durch dieses Juwel der Chiemgauer Alpen hattest und einiges zum Veränderungsprozess der Erosion, Abtragung und Verwitterung lernen konntest.
Wir haben viele Erosionsformen angeschaut, sowohl physikalische, chemische als auch solche anthropogener Auslöser. Zum Schluss möchte ich nochmal darauf hinweisen, dass immer mehrere Erosionsprozesse gleichzeitig stattfinden. Die von uns besuchten Stationen zeigen Stellen, bei denen einzelne Erosionsformen stärker wirken als andere. Über den Lauf der Zeit wird sich das immer wieder ändern, denn der Geigelstein zerbröselt langsam...

Bis zum Ausgangspunkt bei der Priener Hütte sind es von hier nur noch etwa 15 Minuten zu Gehen.

Bearbeitet die 30 Aufgaben und schickt mir die Lösungen bitte über mein Profil (per E-Mail oder Message-Center).

Das Pflichtfoto ladet Ihr bitte mit Eurem Logeintrag hoch.

Ich freue mich auf Eure kreativen Fotos und Logeinträge (bitte ohne Hinweise und Spoiler).


Dieser Earthcache mit allen Texten und Bildern unterliegt dem Urheberrechtsgesetz und wurde von mir selbst, mit sehr viel Zeitaufwand, ausgearbeitet.
Die Verwendung von Bildern und Texten - auch ausschnittsweise - wird nur mit Quellenangabe und erst nach vorheriger Absprache gestattet.

Quellen:
Gerettete Landschaften – 40 Wanderungen zu bayerischen Naturschutzerfolgen, ISBN: 9783763344383
Chiemgauer Alpen – Wanderführer mit 36 Touren, ISBN: 9783899538182
Amtsblatt der Regierung von Oberbayern Nr. 10/1991, S. 134 ff
Chiemgauer Alpen – 50 Touren Wanderführer, ISBN: 978385000550
Almen im Grenzraum zwischen Bayern und Salzburg – EU Interreg Abschlussbericht (EFRE), Dezember 2014, S.21 ff
http://www.alpenverein-prien.info/naturschutzgebiet.html
Auf den Spuren des Inn-Chiemsee-Gletschers, ISBN: 9783899371031
Grundlagen der Geologie, ISBN: 9783662549308
Geologie für Dummies, ISBN: 9783527710898
Allgemeine Geologie, ISBN: 9783662483411
Im Fokus: Geowissen, ISBN: 9783642347900
Umweltgeologie, ISBN: 9783662469477
Geologische Übersichtskarte, Bayerisches Geologisches Landesamt, CC 8734 Rosenheim
Schleching und Sachrang - Bergsteigerdörfer am Geigelstein, Deuscher Alpenverein
Erosionsatlas - Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
Wikipedia

Für Bannerfreunde gibt es auch ein kleines Banner:

Geigelstein-Banner
<a href="https://coord.info/GC7XYYX"><img src="http://www.tightdns.net/geo/banner/Geigelstein-Banner.jpg" title="Geigelstein - nicht nur Sylt zerbröselt!" alt="Geigelstein-Banner" width="600" height="141"></a>

Additional Hints (Decrypt)

[Naturschutzgebiet ! Bitte immer auf dem Wanderweg bleiben.]

Decryption Key

A|B|C|D|E|F|G|H|I|J|K|L|M
-------------------------
N|O|P|Q|R|S|T|U|V|W|X|Y|Z

(letter above equals below, and vice versa)