Adoptivling-32-Sühnekreuz Chemnitz
Sühnekreuze und Mordsteine
Sühnekreuze sind mittelalterliche Steinkreuze. Der wahre
Aufstellungsgrund ist nur von den wenigsten bekannt. Sicher ist
nur, dass ein Großteil zwischen dem 13. Jahrhundert und der Zeit um
1530 aufgestellt wurde. Die meisten von ihnen stehen im
Zusammenhang mit Totschlagsdelikten, bei den wenigsten ist jedoch
der unmittelbare Anlass schriftlich bezeugt oder es lassen sich
überlieferte Sühneverträge nicht mit Sicherheit einem erhaltenen
Steinkreuz zuordnen. Oftmals sind bei diesen Steinkreuzen Waffen
eingeritzt, die als Mordwerkzeuge gedeutet werden. Wurde jemand im
Streit oder anderweitig ohne Absicht getötet, musste der Schuldige
mit der Familie des Opfers einig werden. Es wurden zwischen beiden
Parteien privatrechtliche Sühneverträge abgeschlossen. Der
geistesgeschichtliche Hintergrund ist der, dass in katholischer
Zeit die Vorübergehenden angehalten werden sollten, Fürbittgebete
für den ohne Sterbesakramente zu Tode gekommenen zu halten.
Deswegen gibt es in evangelischen Gegenden schlagartig etwa ab 1530
keine Steinkreuzsetzungen mehr. Gleichermaßen wichtig ist jedoch
die Einführung der peinlichen Halsgerichtsordnung, der so genannten
Carolina durch Karl V. im Jahre 1532. Damit wurden die
privatrechtlichen Sühneverträge durch ein landesherrliches
Gerichtswesen abgelöst. Auch dies ist durch das plötzliche
Aussetzen der Sühneverträge in den frühneuzeitlichen Akten gut
nachvollziehbar. Beide Dinge gemeinsam - die Einführung der
Reformation in den entsprechenden Gegenden und die Einführung der
Carolina hatten zur Folge, dass künftig keine Sühnekreuze mehr
gesetzt wurden. Jüngere Steinkreuze in katholischen Gegenden können
durchaus noch dem mittelalterlichen Fürbittgedanken folgen; in
evangelischen Gebieten handelt es sich aber nunmehr um einfache
Gedenksteine (nach Mord, Totschlag, Unfall, Pest usw.), die
allerdings wesentlich seltener gesetzt wurden. Ab 1300 soll es
deshalb üblich gewesen sein, am Tatort oder dort wo es die
Angehörigen wünschten, ein steinernes "Sühnekreuz" aufzustellen. Es
sind oberpfälzer und sächsische Sühneverträge erhalten geblieben,
in denen ausdrücklich die Setzung eines Sühnekreuzes vereinbart
wird. Es ist sicher falsch, von den Steinkreuzen generell als
"Sühnekreuzen" zu reden. Sie konnten auch von Angehörigen nach
einem tödlichen Unfall - oder wie in Zittau im Jahre 1392
schriftlich bezeugt - als Dank für eine mildtätige Stiftung eines
Kuttenberger Bürgers zur Ausbesserung einer gebirgsüberschreitenden
Fernstraße nach Gabel gesetzt werden. Man glaubt aber auch, dass
einige als Grenzzeichen, Richtungsweiser, Freisteine, Pestkreuze
oder als Gerichtskreuze dienten. Über interessante und merkwürdige
Zusammenhänge zwischen Steinkreuzen und anderen weltlichen und
kirchlichen Denkmälern schreibt Karl Bedal in einer 1986 erschienen
Schrift. Trotz verschiedener Meinungen und intensiver
archivarischer Forschungen umgibt diese groben und massigen Kreuze
aber immer noch ein Hauch des Geheimnisvollen und Rätselhaften.
Zum Cache:
Die oben genannten Koordinaten sind nicht von Bedeutung - ihr wisst
damit nur, dass sich das Kreuz in der Annabergerstraße befindet,
welche aber über einige Kilometer lang ist (sogar eine der längsten
Straßen in „Käms“). Das Kreuz ist in einen Sockelstein eingelassen.
Es wurde mehrmals im engeren Umkreis versetzt, meist in
Zusammenhang mit dem Ausbau der Annaberger Straße und mit
Veränderung der Straßenführung, z.B. 1902. Damals wurde das Kreuz
auf Initiative des Vereins für Chemnitzer Geschichte vor der
Vernichtung bewahrt. Im 2. Weltkrieg wurde es beim Luftangriff
verschüttet und später stand es im Vorgarten eines Hauses in der
Annaberger Straße. Im Zuge der Verbreiterung der Annaberger Straße
entfernte man es zeitweilig und stellte es am 19.11.1964 am
jetzigen Standort auf.
Lösung:
Besuche die Seite www.suehnekreuz.de und recherchiere
die Koordinaten des Sühnekreuzes. Da im Text auch die
Annabergerstraße erwähnt wurde, ist es dann leicht zu finden.
Wie bei jedem Schatz in einer Stadt
heißt es hier natürlich auch vorsichtig sein, da dieses Kreuz in
der Nähe einer frequentierten Straße liegt.