Harheim ist ein Stadtteil von
Frankfurt am Main. Er ist im Norden der Stadt gelegen und
hat etwa 4.000 Einwohner (2004). Er bildet damit den bevölkerungsärmsten
Ortsbezirk der Stadt.
Harheim grenzt im Norden an Nieder-Eschbach und
Nieder-Erlenbach sowie im
Süden an Bonames und Berkersheim; im Osten grenzt es
an die Stadt Bad Vilbel.
Durch Harheim fließt der Eschbach, ein kleines Gewässer, das in
der Nähe der Ortschaft in die Nidda
mündet, der man von hier bis zur Mündung in den Main bei
Höchst auf gepflegten Fahrradwegen
folgen kann.
Harheim hatte als landwirtschaftlich geprägtes Dorf im Norden
Frankfurts seine Selbständigkeit bis
1972 erhalten
können, wurde dann aber gemeinsam mit Kalbach, Nieder-Eschbach und
Nieder-Erlenbach eingemeindet.
Trotz einer Reihe von Neubaugebieten hat sich Harheim seinen
dörflichen Charme erhalten. Man findet urige Apfelweinkneipen mit
großem Garten – beliebt bei Fahrradausflüglern an der Nidda – und
ein ausgeprägtes Vereinsleben.
Harheim wurde als „Horeheim“ im Güterverzeichnis des Klosters
Lorsch (Lorscher Codex) im Jahre 786 erstmals
urkundlich erwähnt, also sieben Jahre vor der ersten Erwähnung
Frankfurts. Die Äbtissin Aba schenkte am 25. Februar 786 ihr
Frauenkloster Neuenhof an das Kloster
Lorsch. Das Kloster Neuenhof, gelegen in Ober-Roden südlich
von Offenbach am Main, hatte Besitzungen
in 13 Gemeinden, darunter in Horeheim. Der Wortbestandteil „hore“
im Gemeindenamen deutet auf Feuchtland hin.
Die karolingische Siedlung wird auch in einer Tauschurkunde von
817 genannt: Kaiser Ludwig der
Fromme (814 bis 840 n. Chr.), Sohn Karls des
Großen, erhielt vom Kloster Fulda für Bingenheim in der
Wetterau einige Besitztümer in und zwischen Harheim und Steden
(nach der neuesten Urkundeninterpretation handelt es sich aller
Wahrscheinlichkeit nach um das heutige Kilianstädten). Interessant
ist, dass sowohl die - allerdings defekte - Originalurkunde wie
auch die erst im 12. Jahrhundert erfolgte vollständige Abschrift
erhalten geblieben sind [1].
Es ist unbekannt, wie lange Harheim im Besitz der
Karolinger blieb. Im Hochmittelalter gehörte es zunächst den
Herren von Münzenberg und nach dem Aussterben
dieser Familie seit 1255 den Falkensteinern; Falkenstein ist heute Stadtteil
von Königstein im Taunus. Im 15.
Jahrhundert stand Harheim unter der Herrschaft der
Eppsteiner, fiel aber dann an
Frankfurt und zahlte damals bereits Steuern an die Stadt (44
Gulden und
22 Schilling im Jahr 1499 sind verbürgt). Im
Jahre 1511 wurde es schließlich von den Eppsteinern für 3.400
Gulden zurückgekauft.
Ruhe kehrt auch in der Folgezeit nicht ein. Die
Grafen zu Stolberg erbten das Gebiet
1535, nachdem Graf Botho zu Stolberg im Jahre 1500 Anna von
Eppstein, Gräfin von Königstein, geheiratet hatte. Nach dem
Aussterben der Linie Stolberg-Königstein fiel Harheim dann 1581 für
über 200 Jahre an Kurmainz, den Staat der Kurfürsten und
Erzbischöfe von Mainz. In dieser Zeit traf der Dreißigjährige Krieg auch die
Gemeinde Harheim, die damals vollständig zerstört wurde.
Marienkapelle in der Eschbachaue
Bei der Auflösung des Kurstaates Mainz 1806 fiel Harheim an das
Herzogtum Nassau-Usingen. Preußen eroberte das
Herzogtum Nassau im Jahre 1866 und löste es seinerseits 60 Jahre
nach seiner Gründung wieder auf. Harheim gehörte fortan zum
Großherzogtum Hessen (ab 1918:
Volksstaat Hessen).
Gegen energischen Widerstand der Einheimischen – der bis zum
ausgekippten Misthaufen vor der Rathaustür reichte – erfolgte im
Jahre 1972 die zwangsweise Eingemeindung nach Frankfurt durch
Gesetz des Hessischen Landtages vom 1. August 1972 gemeinsam mit
den drei anderen Nord-Stadtteilen Kalbach, Nieder-Eschbach und
Nieder-Erlenbach; den Abschluss eines Eingemeindungsvertrages
hatten die Gemeinden Harheim und Nieder-Eschbach - anders als die
Gemeinden Kalbach und Nieder-Erlenbach - bis zuletzt verweigert.
Ihr Widerstand gereichte den Einwohnern des Ortes sogar zu
Filmruhm, als er in einem Fernseh-Vierteiler („Die
Wilsheimer”) auch mit Laienschauspielern aus dem Ort
nachgezeichnet wurde. Bis heute wird deshalb den Harheimern auf der
offiziellen Webseite der Stadt Frankfurt eine „gewisse
Eigenwilligkeit” nachgesagt.
- Die kleine Marienkapelle mit einer Statue der Mutter Jesu
befindet sich in der Eschbachaue. Sie stammt von 1763. Dahinter
befindet sich seit 1986 der Grenzsteingarten, der
ausgegrabene Grenzsteine aus dem Harheimer Gebiet aus
verschiedenen Jahrhunderten zeigt