Der Eisenbahnschacht
Im Saarland
erlangte die bergmännische Kohlegewinnung erst Mitte des 18.
Jahrhunderts Bedeutung. In Schwalbach sind Kohlengruben erstmals im
Jahre 1730 urkundlich erwähnt. In dem angrenzenden Gebiet von
Griesborn, das seit 1581 zum Herzogtum Lothringen gehörte, wurde
seit 1751 in zwei Schächten nach Kohle gegraben.
Der Bergbau am "Eisenbahnschacht" geht auf das Jahr 1857 zurück,
als der Fiskus in Griesborn eine neue Schachtanlage abteufte. Am 1.
April 1861 passierte der erste Kohlezug den eigens angelegten
Gleisanschluß nach Ensdorf zu der 1858 - 1860 erbauten
Eisenbahnstrecke Saarbrücken-Trier. Von nun an erlebten am
Eisenbahnschacht, später Griesbornschacht, Kohleförderung und
-absatz eine rasante Entwicklung.
Anläßlich eines
Besuches des Kronprinzen Friedrich Wilhelm von Preußen wurde die
Schachtanlage in Grube "Kronprinz Friedrich Wilhelm" umbenannt.
Seit 1. Januar 1861 gehörte diese nach Aufhebung der bisherigen
preußischen Bergämter und Gründung der Königlichen
Bergwerksdirektion Saarbrücken zur Berginspektion I.
Die Grube Griesborn profitierte vom technischen Fortschritt. Sie
ging 1833 zum Tiefbau über und setze Dampfmaschinen zur Förderung
und Wasserhaltung ein.
Schlechte Flözausbildung, gestörte Ablagerung und Wasserzuflüsse ,
aber auch die starke Konkurrenz der benachbarten Privatgrube in
Hostenbach und der lothringischen Gruben Kleinrosseln und Carlingen
beeinträchtigten jedoch die Entwicklungschancen. 1945 wurde die
"Grube Griesborn", wie sie von 1920 an von der französischen
Grubenverwaltung genannt wurde, schließlich mit dem
Steinkohlenbergwerk Ensdorf-Viktoria zusammengelegt. Diese
Betriebskonzentration führte 1950 zur Schließung der Förderanlage
in Griesborn. Große Teile, vor allem die Fördereinrichtung und die
Sieberei, wurden abgerissen. Die gesamte Förderung wurde nun auf
einem neu geschaffenem 8 Kilometer langen Weg von einer
elektrischen Fahrdrahtbahn zur Grube Duhamel gebracht und dort
gehoben.
In den ehemaligen Betriebsgebäuden eröffneten die Saarbergwerke
eine Werkschule mit Lehrstollen. Nach deren Schließung erwarb der
Landkreis Saarlouis 1969 das Gelände mit allen Gebäuden und
errichtete dort die Schule am Eisenbahnschacht.Im früheren
Trafohaus betreibt die Schule heute ihr Flachsmuseum. Mit dem
Schmiede- und Schlossermuseum, dessen Einrichtung sie begrüßte und
unterstützte, hält sie gute Nachbarschaft. Das Kompressorenhaus auf
dem heutigen Gelände der Schule am Eisenbahnschacht ist das letzte
noch unverfälscht erhaltene Gebäude der einst weitläufigen
Grubenanlage Griesborn. Es wurde Mitte des vergangenen Jahrhunderts
errichtet und war bis zur Stillegung des Griesbornschachts im Jahre
1950 in Betrieb. Nach der fachlichen Beurteilung des Staatlichen
Konservatorenamtes kommt ihm als "Dokument der Industriearchitektur
aus der Frühzeit der Schachtanlagen im Saarland" Denkmalcharakter
zu. Als Grundstückseigentümer sah sich der Landkreis Saarlouis dann
auch in der Pflicht, das Gebäude in seiner Substanz zu erhalten. In
dem Vorschlag der Landesinnung Metall, hier ein Schmiede- und
Schlossermuseum einzurichten, erkannte er die willkommende Chance,
dieses Baudenkmal auch entsprechend seiner Eigenart sinnvoll nutzen
zu können. Hauptinitiatoren der Innung waren Landesinnungsmeister
Heribert Kinzer und Kreisinnungsmeister Kurt Speicher.
Die Idee,
in dem restaurierten Gebäude ein Schmiede- und Schlossermuseum
einzurichten, wurde sowohl vom Ministerium für Wissenschaft und
Kultur als auch vom Verband Saarländischer Heimatmuseen
nachdrücklich begrüßt. Auch das Kollegium der Schule am
Eisenbahnschacht setzte sich engagiert und kooperativ für das
Projekt ein. Schon bald gründete sich auch ein Förderverein zu
ideellen und materiellen Unterstützung des
Vorhabens.
Nach
mehreren Besprechungen vor Ort, in die auch frühzeitig das
Staatliche Konservatoramt und die Bauaufsicht eingeschaltet waren,
fanden die Landesinnung Metall und der Landkreis Saarlouis zu einer
Kooperation, die auch für andere Körperschaften und Institutionen
beispielhaft sein könnte. Am 19.Juni 1993 wurde der
Kooperationsvertrag unterzeichnet, der eine exakte Aufgaben- und
Kostenverteilung zwischen den Partnern vornimmt. Restaurierung und
Ausbau erfolgten nach den Plänen des Kreisbauamtes. Die Sanitär-
und Metallarbeiten oblagen vereinbarungsgemäß der Landesinnung, die
sich hierbei weitgehend der Leistungen der Mitgliedsbetriebe
bediente. Der Landkreis war für die Sanierung des Daches und des
Mauerwerks, den Innenputz, den Bodenbelag und die
Elektroinstallation zuständig. Die vorbereitenden Arbeiten hatten
Handwerker im Rahmen einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme erledigt.
Das Dach wurde erneuert, Mauerwerk, Fenster und Türen restauriert,
die Innenräume ausgebaut, außerdem eine mittlere Galerie montiert,
welche die beiden seitlichen Galerien als Ausstellungsfläche
ergänzt. Zur Ausstattung des Museums hat die Landesinnung
eine Vielzahl von Exponaten erworben: Maschinen, Transmissionen,
Geräte, Werkzeuge und Werkstücke. Sie sind im Rahmen einer
Arbeitsbeschaffungsmaßnahme restauriert und funktionsfähig gemacht
worden. In den Ausbau und die Einrichtung des Schmiede- und
Schlossermuseums sind von Landkreis und Landesinnung zusammen rund
700 000 DM investiert worden. Das Schmiede- und
Schlossermuseum wird nach der Eröffnung von der Landesinnung
betrieben und fachkundig betreut. Die bauliche Unterhaltung und die
Gebäudereinigung obliegen hingegen dem Landkreis, der außerdem auch
die Bewirtschaftungskosten des Gebäudes trägt. Das Projekt
verbindet handwerkliche und industrielle Traditionen. Der Landkreis
betrachtet es als ein wichtiges Zeugnis gewerblicher und
industrieller Alltagskultur. Wie sehr hier das Lebensgefühl der
Handwerker und Bergleute angesprochen wird, zeigte die
außerordentlich starke Resonanz beim Tag des offenen
Denkmals.
Der Cache wurde von geonaud gelegt und von thomas63 adoptiert.
HAPPY HUNTING!