Ganz im Gegensatz zur Friesenstraße galt die
Gereonstraße in reichsstädtischer Zeit als eine der feinsten
Gegenden in Köln. Wer hier am Gereonstor eines der
prachtvollen Palais bewohnte, musste viel Geld besitzen — und
damit war schon damals viel Ansehen verbunden. Einer der
prominentesten Anwohner war Bürgermeister Balthasar von
Mülheim, der einem kaiserlichen Gast Kost und Logier bot:
Napoleon höchstpersönlich übernachtete bei ihm, als er in Köln
weilte. ,,Es war geradezu folgerichtig, dass bei der
Übersetzung der Kölner Straßennamen auf Grund von Vorschlägen
Professor F. F. Wallrafs die Gereonstraße 1813 den Namen der
französischen Kaiserin erhielt ,Rue Marie Louise‘ schreibt
Helmut Signon in ,,Alle Straßen führen durch Köln". Nicht
kaiserlich, aber in Köln kaum weniger bekannt als Napoleon war
ein zweiter Hausbesitzer an der Gereonstraße der Reitergeneral
Freiherr Jan von
Werth.
1636 kaufte er hier an Nummer 30 einen großherrschaftIichen
Grundbesitz mit fünf Zinshäusern, einem riesigen Garten und
eigenem Weingut. Das war auch das äußere Zeichen des
sagenumwobenen Aufstiegs des Jan von Werth. Seine Karriere
nämlich hatte nur wenige Meter von diesem seinem späteren
Anwesen begonnen. Als Reit— und Troßknecht war er nach seiner
Kindheit in Büttgen bei Neuss in die Dienste des Freiherrn
Arnold Raitz von Frentz getreten und arbeitete auf dem
,,Kümpchenshof" nahe der Gereonswindmühle. Hier soll er nach
der Überlieferung auch die kesse Magd Griet kennen— und lieben
gelernt haben, die ihn jedoch nicht heiraten wollte, da ihr
ein einfacher Knecht nun doch zu gewöhnlich war,
Mundartdichter Karl Cramer schrieb 1836 ein Lied darüber: ,,Zo
Köln em ahle Kümpchenshoff wont ens ne Boersmann, da hätt ’ne
Mäd, de nannt sich Griet, ne Knäch, dä nannt sich Jan." Siehe
JAN und Gried (GC1TBCB
).
Jan machte als Heer- und Reiterführer im 30jährigen Krieg
Karriere und et Griet hatte sich später nach ihm die Finger
geleckt. Für die Stadt Köln bedeutender aber war von Werths
Erfolg im Jahr 1637. Er eroberte die seit langem von den
Franzosen besetzt gehaltene Festung Hermannstein - heute
Ehrenbreitstein — und hob damit für die neutrale Reichsstadt
Köln die Rheinblockade auf. Für die Kaufleute der Stadt war
endlich der wichtige Handelsweg nach Süden wieder frei. Sie
bedankten sich denn auch großzügig bei dem Reitergeneral mit
einer Ehrenkette im Wert von 400 Goldgulden. Der Stadtrat
befreite Jan von Werth sogar auf Lebzeiten von der Weinsteuer
— was dieser auch weidlich ausgenutzt haben soll. Die Kölner
waren stolz auf ihren Jan von Werth und nicht minder stolz auf
das Gereonstor, an dem er wohnte. Es war der besterhaltene
Kölner Wehrbau und galt als das interessanteste Stuck der
Stadtbefestigung. Was Wunder, wenn es um seinen Abbruch 1882
lange Diskussionen gab. Es blieb freilich kein Stein auf dem
anderen, nur die benachbarte Gereonswindmühle und ein Stück
Stadtmauer stehen heute noch am Hansaring.
Der Mühlenturm gehörte zu den insgesamt 52
Mauertürmen der mittelalterlichen Stadtmauer. Schon früh
wurden diese Wehrtürme und Wachhäuser zu Wohnzwecken
vermietet. Zwei davon am Sachsenring sind heute die Domizile
der Blauen Funken (GC16W8K)und der PrinzenGarde. Die
Gereonswindmühle, die erstmals 1446 erwähnt wird – das
Gereonstor selbst ist seit 1259 bezeugt - dient heute als
Treffpunkt für Jugendveranstaltungen. Der Mühlenturm mit dem
angrenzenden Stadtmauerrest war derart vom Zahn der Zeit
angenagt worden, das im Oktober 1980 hier mit umfangreichen
Restaurierungsarbeiten begonnen wurde. Der auf den mächtigen
Mauerkern aufgesetzte Zinnenkranz, erst bei der letzten
Restaurierung 1886 gemauert, war so stark verwittert, dass er
abzustürzen drohte. Die Zinnen wurden deshalb vollständig
abgetragen und neu ausgemauert. ,,Eine Erhaltung des alten
Mauerwerks war nicht mehr möglich", begründet
Stadtkonservatorin Dr. Hiltrud Kier den Umfang der Arbeiten.
Den einst verwandten Tuffstein konnte man zwischen zwei
Fingern zerbröseln. Chemische Imprägnierungen sollen den neuen
Stein vor allzu schneller Verwitterung schützen. Zurück zum
Gereonstor: Hier waren insgesamt sechs Gefängnisse
untergebracht. Eines hatte aus Sicherheitsgründen nicht einmal
eine Treppe. Es war nur über ein Seil in der Küche des
Aufsehers zu erreichen. Beziehungsreich hießen diese
Gefängnisse auch ,,Löcher". Foltern war damals an der
Tagesordnung. Eine Daumenschraube aus dieser Zeit ist noch im
Stadtmuseum zu besichtigen. Die Schwerverbrecher, die im
Gefängnis Gereonstor saßen, waren in Köln als ,,Kettenmänner"
bekannt, da sie mit schweren Eisen am Bein angekettet waren.
Als Sträflinge unter harter Aufsicht mussten sie die Straßen
kehren oder im Rad des großen Krans im Freihafen laufen, um
diesen auf Touren zu bringen. Die Kölschen fanden daher den
Spitznamen ,,Eichhörnchen" für sie. Nicht weniger
furchteinflößend als die Häftlinge, dafür aber kaum wahr, ist
eine schaurige Sage, die am Gereonstor spielt.
In der Andreasnacht (30. November) soll lange Jahre von hier aus
ein feuriger Wagen von vier schwarzen Pferden gezogen mit großem
Gepolter bis zum Friedhof an St. Lupus — am heutigen Hauptbahnhof—
gedonnert sein. Jeder, der dem Wagen begegnete, schaute schnell weg
und schlug ein Kreuzzeichen. Der Kutscher nämlich war der ,,Böse",
der verstorbene und verfluchte Bürgermeister Lambert Penning, der
jedem mit der feurigen Peitsche die Augen blind schlug. Pennings
Seele soll verdammt worden sein, weil er zu seinen Lebzeiten im 15.
Jahrhundert die Nonnen vom Kloster ,,Groß Nazareth" betrogen und
die Stadt verraten hatte.
Kölsche Originale

Orgels-Palm Johann Joseph Palm 1801 - 1882 Husar, Militärinvalide,
Orgeldreher Etwa um 1815, die Franzosen hatten gerade Köln
verlassen, beginnt Johann Joseph Palm eine Lehre als Vergolder und
Lackierer: er tüncht fortan Gewölbe, Altäre und Gesimse, streicht
Häuser und Schuppen, vergoldet und bessert Fresken aus. Im Herbst
1820 wird er zum Leib-Husarenregiment Nr. 1, den "Schwarzen
Husaren" nach Danzig eingezogen. Verwundet kehrt er nach Köln
zurück und erhält - anstelle einer Rente - als "Dank des Staates"
eine Orgeldreher-Konzession. Im weißverschnürten Waffenrock der
"Schwarzen Husaren" bot der "Neue" ein imposantes Bild in Kölns
Straßentreiben. Als seine Frau Cäcilia stirbt, heiratet er als
Witwer mit vier kleinen Kindern notgedrungen sehr schnell. Doch
seine "Neue", Sophia, wird den Palm'schen Pänz nicht nur eine gute
Stiefmutter, sondern schenkt ihnen im Laufe der Jahre auch noch
zwölf Geschwister. Zwischen 1848 und 1882 wechselt die Familie
15mal die Wohnung, achtmal innerhalb der Straße "Unter
Krahnenbäumen", als "UKB" allen Kölnern ein Begriff. Tagaus, tagein
wandert Palm mit seiner Orgel durch die Straßen der Kölner
Altstadt, an bestimmten Tagen zieht es ihn hinüber nach Deutz, um
auch dort den Klang seiner Orgel und seine Stimme ertönen zu
lassen. Palm wird zur liebgewonnenen Einrichtung in der Stadt, er
ist ein Stück Köln. Die Kinder laufen ihm nach, wenn er seine Runde
dreht, die Erwachsenen wissen seine Darbietungen zu schätzen.
Alles liebe Euer Schafis und der
HaegarDK
Mehr Info hier:
Kölner Festungsring
Es wird weder Stemmeisen, Schraubendreher oder sonstiges
Werkzeug gebraucht! Die Dose ist fest mit dem Halter
verbunden;-) |