Feridun Zaimoglu – Liebesbrand
Feridun Zaimoglu ist wahrscheinlich der bekannteste Schriftsteller, der aktuell in Kiel lebt. Die Stadt taucht immer wieder als Handlungsort in seinen Büchern auf, jedoch meist ohne genauer beschrieben zu werden. Eine Ausnahme bildet das Buch “Abschaum”, das das Leben eines jungen türkischstämmigen Kleinkriminellen in Form einzelner Episoden schildet. Das Buch wurde unter dem Titel “Kanak Attack” verfilmt. Wir nehmen an dieser Stelle mal an, dass ein Multi durch Spielhallen, die Bars und Diskos der Bergstraße und die Bordelle des Hafenviertels mit einem Final bei der JVA nicht unbedingt für die breite Masse der Geocacher geeignet ist.
Deshalb wandeln wir für diesen Cache lieber auf den Spuren des Romans “Liebesbrand”. Auch hier steht ein türkischstämmiger Mann im Mittelpunkt: Davud, der sich David nennt und sich als Deutscher sieht, der “etwas später dazugekommen” ist. David lebt in Kiel und ist durch erfolgreiche Börsengeschäfte zumindest für einige Zeit finanziell unabhängig. Mit der Lebensweise und Kultur seiner türkischen Verwandten kann er eher wenig anfangen. Und doch tritt bei David immer wieder ein Temperament und ein Stolz zutage, der nicht recht zu den kühlen Norddeutschen passen mag. Er verliebt sich in eine Frau, der er zufällig begegnet und von der er nicht mehr kennt, als die ersten Buchstaben ihres Autokennzeichens. Die entfachte Liebe lodert mit einer Intensität, die David dazu bringt, die Frau aufzuspüren und ihr quer durch Europa zu folgen. Obwohl David im Verlauf der Handlung einige Zeit in Kiel verbringt, sind nur wenige von den Handlungsorten identifizierbar. Wie auch die meisten der im Buch beschriebenen zwischenmenschlichen Beziehungen ist das alltägliche Wohnumfeld als eher trist geschildert:
Station 1: “Wo lebst Du eigentlich? In Kiel, sagte ich, am Rande der Zivilisation. Ich bin einmal im Kieler Hauptbahnhof ausgestiegen, sagte sie, mein Anschlußzug hatte fast eine Stunde Verspätung, und da bin ich die Treppen hinuntergestiegen. Ich erinnere mich an den Taxistand, links war ein fürchterliches Einkaufszentrum, rechts war das Meer, Kräne, große Schiffe. Ich bin dann wieder zurückgegangen und habe auf dem Bahnsteig gefroren.”
Begib Dich zu den Koordinaten N54° 18.936' E10° 07.958'. Dort stehst Du an der Stelle, die Tyra gerade beschrieben hat. Bei guter Sicht kannst Du von hier links den Namen des Einkaufszentrum lesen und rechts den Namen des Fähranlegers für die lokale Fördeschifffahrt am Meer. Bei Dunkelheit musst Du ein wenig nach rechts und links wandern, um die Schriftzüge lesen zu können.
Die Anzahl der Buchstaben des Einkaufszentrums sei A (im Zweifelsfall zweistellig).
Die Anzahl der Buchstaben des Anlegers sei B.
Führe von hier eine Peilung in 3*(A+B)m und (13*B-A)° zu Station 2 durch.
Station 2: “... wir sprachen von dem seltsamen Glück, in Kiel zu leben, Hier musste man genau wissen, wie man den Tag anging, in den Stadtführern und Wegbegleitern standen nur Lügen, Kiel war ein Außenposten der Kultur, hier lief alles auf Lebenserhaltung hinaus, die Kleinbürger spielten gehobene Mittelschicht, die Proleten hatten genug von Form und Fitness, sie fraßen sich Speck an und kleideten sich trotzdem aufreizend. Wenn man sich der Temperatur der Stadt anpasste, verlor man bald den Mut und strich angepeitscht von diffusen Treiben zwischen den Häusern aus Klinker herum.”.
Das Gebäude, vor dem Du nun stehst, bietet alles Nötige: Hier kannst Du Dich zwischen Form und Fitness und Fastfood-bedingtem Speck entscheiden.
Wie heißt der Fitness-Club, bei dem man seinen Speck abtrainieren kann? Wandel den vierten Buchstaben des Namens in großen, gelben Buchstaben in eine Zahl um, diese sei dann C.
Zähle nun die dicken Säulen mit den grauen Lichtringen vor dem Hoteleingang. Diese Zahl sei D.
Gehe jetzt (A*(B+C))m in ((B+C+D-A)*A-D)°, um Deinen Namen im Logbuch einzutragen.
Bring bitte einen eigenen Stift mit!