Die mittelalterliche Burg der Habsburger
Die Ursprünge der Burg Kreuzenstein gehen wie die der meisten Burgen in Niederösterreich auf das 12. Jahrhundert zurück. Von den Formbachern erbaut, kam sie durch Heirat in den Besitz der Grafen von Wasserburg. Über Ottokar II. von Böhmen gelangte die Burg 1278 in den Besitz der Habsburger.
Der unter dem Vorwand des Aufruhr in Nikolsburg (Mähren) verhaftete Täuferprediger Balthasar Hubmaier wurde im Juli 1527 auf die Burg Kreuzenstein überstellt und dort verhört. Da er einen Widerruf ausschlug, wurde er zum Tode verurteilt und am 10. März 1528 in Wien verbrannt.
Bis zum Dreißigjährigen Krieg wurde sie nie erobert. Dann allerdings fiel sie in die Hände des schwedischen Feldmarschalls Lennart Torstensson und wurde bei seinem Abzug 1645 an drei (andere Quellen sprechen von vier) Stellen gesprengt.
Der Wiederaufbau unter den Grafen von Wilczek
Als Ruine kam die Burg im 18. Jahrhundert in den Besitz der Grafen Wilczek, welche ein großes Vermögen durch ihre Kohlengruben in Schlesien angehäuft hatten. Der als Polarforscher bekannt gewordene Johann Nepomuk Graf Wilczek begann ab 1874 an derselben Stelle schrittweise eine Schauburg aufzubauen, die zwar im Aussehen keineswegs der ehemaligen Burg entspricht ("romanisch-gotische Musterburg"), aber die vorhandenen Reste der mittelalterlichen Burg (vor allem Teile der Ringmauer, Rumpf des Ostturmes und Teile der Kapelle) in die Gestaltung miteinbezieht.[1] Mit etwas geübten Blick sind die mittelalterlichen Baureste von dem Mauerwerk der Bauteile des 19. Jahrhunderts gut unterscheidbar. Die Bauleitung hatte bis zu seinem Tod 1895 der ArchitektCarl Gangolf Kayser inne, danach Ritter Humbert Walcher von Molthein und der Künstler Egon Rheinberger. Unter der Kapelle wurde eine Familiengruft errichtet. Auch Wilczek selbst hat hier seine letzte Ruhestätte gefunden. Die gesamte Burg wurde zum einen aus bzw. auf den Resten der mittelalterlichen Burg, zum anderen aus einer Vielzahl originaler Bauteile errichtet, die Wilczek aus ganz Europa zusammengetragen hatte. Zudem wurde die Burg mit einer großen Sammlung mittelalterlicher Einrichtungsgegenstände ausgestattet. Die Arbeiten dauerten 30 Jahre - bei der offiziellen Neueröffnung am 6. Juni 1906 war unter anderem Kaiser Wilhelm II. von Deutschland anwesend. 1915 brannten nach einem Blitzschlag teilweise der Archiv- und Bibliothekstrakt aus.
Die Burg Kreuzenstein heute
Bei den Kampfhandlungen im Jahr 1945 zwischen der deutschen Wehrmacht und der Roten Armee wurde ein Teil der Räume stark beschädigt und viele Stücke der Sammlung gestohlen. Von den Handschriften der Sammlung Wilczek befinden sich etliche inzwischen in der Österreichischen Nationalbibliothek.
Heute ist die Burg ein beliebtes Ausflugsziel im Wiener Umland und als Museum zu besichtigen. Ende Juni fand jedes Jahr die klassische Burgserenade direkt im Burghof statt. Auf Wunsch des Burgherrn gibt es diese jedoch nicht mehr. Außerdem befinden sich am Hügel die Adlerwarte Kreuzenstein, die auch öffentliche Greifvogelschauen veranstaltet, und der Burgwirt.