Bassi2709: Als ich 2010 mit Geocaching begonnen habe, hatte das Thema Geocaching noch einen besonderen Reiz. Mit dem gelben Etrex ohne Karte sind wir damals losgezogen. Alle guten Nachtcaches und Multis in der Nähe, aber auch weiter weg haben wir angegangen und meist auch gelöst. Wir haben uns stundenlang die Köpfe über Mysterys zerbrochen, Stages mit mehreren Anläufen gelöst, sind gewandert und geklettert und haben unglaublich viele geniale Geocachingausflüge gemacht. Eigene Ideen wurden umgesetzt und eigene Caches gelegt. Geocaching bedeutete: Geniale Locations, spannende und fesselnde Storys, handwerkliche und technische Raffinessen, Rätsel zum Kopfzerbrechen und jede Menge Spaß.
Heute ist davon nicht mehr viel übrig. Die Karte ist übersät von 0815 Tradis (möglichst direkt an der Straße oder dem Parkplatz), gute Multis verschwinden mehr und mehr und der allseits beliebte Trail dominiert. Klar, ein Trail gibt ja auch schon mal 30 Statistikpunkte, ein Multi ist eben nur ein Multi, wo man eventuell auch noch denken müsste. Mysterys sind auch überflüssig, denn die Lösungen findet man ohnehin im Internet in unzähligen Gruppen. Auch bei den leichtesten Mysterys sieht man schon, wie sie im Internet für manche Cacher gelöst werden. Wir haben damals den Cache einfach beiseite gelegt und irgendwann aufs neue das Rätsel herausgesucht, oder vielleicht mal dem Owner die Lösungsstrategie präsentiert, um herauszufinden, ob man wenigstens in die richtige Richtung denkt. Heute postet man das in Facebook und kann seine Gehirnzellen schonen, aber ist ja auch verständlich. So ein Smiley auf der Karte ist einfach schöner, als ein ungelöstes Fragezeichen.
Und wenn es dann doch noch schöne Caches gibt, werden sie nicht einmal gewürdigt, Besserverstecker meinen es besonders gut, ungeschickte öffnen sie mit brachialer Gewalt, weil das Hirn möchte man ja nicht anstrengen und so mancher Handycacher pflügt höchst auffällig erst einmal die ganze Landschaft um, ehe er fündig wird, ist halt doch nicht so genau das GPS am Handy (..und das mit dem Kopf anstrengen hatten wir ja schon..) - Musste ich alles leider schon live miterleben.
Aus dem besonders aufregendem, spannendem und teilweise auch kniffligen Hobby, das einzigartige Wanderungen, Touren und Geschichten mit sich brachte wurde traurigerweise ein Trendsport, der von Bewegungslegasthenikern und denkfaulen Handy- und Statistikcachern dominiert wird. Das Niveau sinkt zunehmend und der Spaß und die Spannung sind bei 90% der Caches leider flöten gegangen...
Aus diesen Gründen werde ich meine Mysterys archivieren, möchte gar nicht wissen, wer sich alles die Lösungen servieren hat lassen. Ich mache Platz auf der Karte... wahrscheinlich für den nächsten Statistik-Tradi.
Schade, dass dieses Hobby so den Bach runter geht.