Eine runde Sache

Hamburg im Jahr 1802.
Ein Zeitalter, reich an Erfindungen und technischem Fortschritt hat begonnen.

An einem regnerischen Morgen im Oktober eilt ein dunkel gekleideter Mann über den geschäftigen Marktplatz. Der Regen tropft von seinem langen Schnurrbart, der weit über den weißen Kragen ragt. Missmutig bahnt er sich einen Weg zwischen Obstbauern aus den Vierlanden, Dienstmädchen, Matrosen, Drehorgelspielern und Fischweibern mit ihren sperrigen Tragehölzern und Körben. Er denkt mit Unbehagen an seinen Freund Johann, der ihn überredet hatte, ihm bei dessen gottlosen Experimenten behilflich zu sein. Was für ein ketzerisches Hirngespinst, eine Tatsache anzuzweifeln, die seit ewigen Zeiten bekannt ist!
Endlich hat er das Gedränge hinter sich gelassen und nun einen freien Blick auf die Kirche von der Johann so schwärmt. Dieser Kirchturm soll also der ideale Ort für seine Versuche sein. Alle Zwischenböden sind in der Mitte mit Falltüren versehen. Johann ließ sie öffnen, so dass ihm jetzt ein Schacht von 110m Höhe zur Verfügung steht.
Vor dem Kirchenportal fährt in diesem Augenblick eine Kutsche vor, der zwei ältere Herren entsteigen. Er schüttelt grimmig den Kopf, als er seinen Freund Johann erkennt, der vorsichtig eine schwere Holzkiste aus dem Inneren des Einspänners hebt.
„Tycho, ich habe nicht mehr damit gerechnet, dass du jemals den Turm dieses grässlichen Schimmelmannschen Schlosses verlassen würdest!“, begrüßt ihn sein alter Freund. „Ich hatte es doch versprochen. Aber ich bleibe dabei, deine Versuche sind Ketzerei. Wir werden alle in der Hölle schmoren!“, brummt Tycho mürrisch und wendet sich der dritten Person zu.
Johann wischt umständlich die Regentropfen von seinem kahl werdenden Kopf. „Extra für dieses Experiment ist Friedrich aus Potsdam angereist, er ist einer der Mitbegründer des Internationalen Breitendienstes.“ Friedrich streicht über seinen wirren Vollbart und rückt die randlose Brille zurecht. “Verehrter Tycho, ich erlaube mir zu widersprechen, sogar in Rom experimentiert ein Jesuitenpater an diesem Nachweis. Es sind vielmehr Männer wie Sie, die den wissenschaftlichen Fortschritt blockieren!“ „Was für ein Unsinn!“, entgegnet Tycho aufgebracht. „Diese Jesuiten in Rom bereiten mir doch nur Ärger! Früher habe ich mich aus geringeren Anlässen duelliert, bedauerlicherweise bin ich jetzt zu alt dafür.“
„Lasst gut sein“, beruhigt Johann die beiden. „ Helft mir lieber die schwere Kiste nach oben in den Kirchturm zu tragen. Und bitte vorsichtig, meine Herren.“ Bedächtig öffnet er die Kiste und entnimmt ihr eine silbern glänzende Kugel. “Ich habe mir neue Kugeln aus Blei, Zinn und ein wenig Zink gießen lassen. Sie ließen sich sehr gut drehen und schleifen und sind deswegen schöner als die vorigen.“
„Bringen wir es hinter uns, bevor ich es mir anders überlege“, Tycho schlägt Johann ungeduldig auf die Schulter. Dabei fällt die Kugel aus Johanns Hand und rollt die Straße hinunter. „Es sind noch genug Kugeln übrig, nun zeige mir endlich deine wissenschaftliche Sensation!“, kommentiert Tycho den Vorfall und geht entschlossen die Stufen zum Hauptportal hoch.
Die Turmuhr schlägt acht und hinter den drei Herren fällt die schwere Kirchentür krachend ins Schloss.

Diese Geschichte ist nicht komplett meiner Fantasie entsprungen. Tatsächlich hat Johann ein Experiment in einer Hamburger Kirche durchgeführt, jedoch hat er wohl niemals seine beiden Begleiter getroffen.

Aber wo ist die silberne Kugel hingerollt? An den Koordinaten des Fragezeichens befindet sie sich selbstverständlich nicht.

Findet heraus, vor welcher Kirche sich die drei Herren getroffen haben und ermittelt (z. B. mit Hilfe von Google Earth) die ungefähren Koordinaten der Kirchturmspitze.
Nun rundet die Nachkommastellen der Minuten auf volle Minuten auf.
(Beispiel: N 54° 46,726 E 10° 02,221 wird zu: N 54° 47,000 E 10° 03,000)

Zu den Minuten der Nordkoordinate des Kirchturms addiert ihr:

\(\frac{A+(3*F)-11}{(B+D)*C}\)

und zu den Minuten der Ostkoordinate des Kirchturms:

\(\frac{D+G+(E*F)-(2*B)}{5*C*E}\)

Prüfe Deine Lösung


Die Formeln könnt ihr berechnen, wenn ihr folgende Fragen beantwortet habt:

A
Wandelt die Nachnamen der drei Herren in Zahlen um (A=1, B=2,…) und bildet die Summe. (Tipp: Die drei sind sich in Wirklichkeit nie begegnet, ihre Lebenszeit überschneidet sich höchstens um 3 Jahre.)

B
Tycho verlor bei einem Duell ein Stück eines Körperteils und trug seitdem der Überlieferung nach eine Prothese. Um welchen Körperteil handelt es sich? Wandelt die Antwort in Zahlen um (A=1, B=2,…) und bildet die Summe.

C und D
Johanns Versuchsergebnis bestätigte zwar seine Theorie, es war aber zu ungenau. Gegenwärtig beobachtet die Nachfolgeorganisation des von Friedrich mitbegründeten Dienstes diese mittlerweile nachgewiesene Tatsache und legt kleine Korrekturen fest. Dies geschah zuletzt 2012.
C
1972 wurde die erste Korrektur vorgenommen, wieviele Korrekturen wurden bis einschließlich 2012 durchgeführt? 1972 zählt mit!
D
Im Jahr 2012 wurde die vorläufig letzte Korrektur mit dieser kleinen Maßeinheit durchgeführt. Um wieviele dieser Maßeinheiten unterscheidet sich das Jahr 2012 vom Jahr 2011? Bildet die iterierte Quersumme (solange die Quersumme bilden, bis eine einstellige Zahl entsteht).

E
Die Tatsache, die Johann nachweisen wollte hat Auswirkungen auf die Form eines bekannten Objektes. Ihre Achsen hat Friedrich mit 2 Zahlen beschrieben. Hier ist die größere gefragt (in Metern), bildet die iterierte Quersumme.

F
Heutzutage wird eine ähnliche Figur verwendet, auch von Geocaching.com. Wie groß ist der Unterschied zu der von Friedrich ermittelten oben gefragten Zahl (in Metern)?

G
Johanns Versuchsobjekt bewegt die Menschheit. Wie schnell sind wir hier in Hamburg? (km/h)
Verwendet für eure Berechnung die Zahlen r=6370 und 53° ;-) und rundet das Ergebnis auf.


Beim Einmessen des Finals sprangen die Koordinaten wild hin und her. Wenn es zu muggelig ist, beachtet den Hint.
 

Änderungen:

15.10.2023: Neuer Standort fürs Final, neue Formel