Geteiltes Kehl
Kehl. »Ab 16 Uhr ist ganz Kehl wieder frei«, titelte die Kehler Zeitung am 8. April 1953. Dieses Datum werde »als ein weiterer historischer Tag in die wechselvolle Geschichte der Stadt« eingehen.
Endlich, endlich war der Stacheldraht weg. Fast vier Jahre lang prägte er das Kehler Stadtbild; trennte den deutschen Teil Kehls von der französischen Besatzungszone. Am 28. Juli 1949 durften die ersten 91 Häuser wieder von evakuierten Kehlern bezogen werden. Peu à peu, Straße um Straße gaben die Besatzer Kehl in 42 Etappen frei. Am 8. April 1953 wurde der Stacheldraht im Stadtkern endgültig eingerollt.
Die Freigabe der Stadt wurde von den Kehlern nur schlicht gefeiert. »Wer Kehl einen Besuch abstattete, sah keine beflaggten Häuser und keine Girlanden in den Straßen«, berichtete die Kehler Zeitung. »Dieser 8. April war für die Kehler ein Arbeitstag wie jeder andere, aber man sah den Menschen doch an, daß sie von einer innerlichen Freude erfaßt waren, denn sie können nun selbst wieder das Schicksal ihrer Heimatstadt bestimmen.« Glocken läuteten. Mit einer Gedenkstunde im Rosengarten feierten die Kehler abends die Freigabe ihrer Stadt.
Schwere Aufbaujahre.
Kehl in den 50-er Jahren: Ein Sonderfall. Aufgrund der französischen Annektierung setzte der Wiederaufbau im Vergleich zu anderen deutschen Städten später ein. Das Jahrzehnt ist von bescheidenen Neuanfängen geprägt. Viele evakuierte Kehler fanden ihre Häuser verwahrlost und zerstört vor. Möbel und sonstige Einrichtungsgegenstände waren verschwunden. 1944 standen in Kehl noch 1 740 Wohngebäude. Davon waren rund 500 total zerstört, mehr als 300 Häuser zum Teil schwer beschädigt.
»Auf einer Fahrt durch das von den Franzosen geräumte Kehl bot die Stadt ein eigenartiges Bild«, schilderte die Kehler Zeitung am 9. April 1953. »Neben dem in einem bewundernswerten Wiederaufbau der letzten Jahre entstandenen Kehl kommt man im Westen in einen toten Stadtteil, der erst dieser Tage geräumt wurde. Handwerker sind in Kehl stark gefragt. Überall wird Tag und Nacht gearbeitet, um die Wohnungen möglichst bald wieder bezugsfertig zu machen.« Und weiter: »Die Kehler können nun wieder draußen am Rheinufer Spaziergänge unternehmen, denn seit Mittwoch ist Kehls Grenze wieder der Rhein.«
Ein halbes Jahrhundert später veranstalten 2004 Kehl und Straßburg mit dem »Garten der zwei Ufer« gemeinsam die erste grenzüberschreitende Landesgartenschau.
Genau hier auf dem Mittelstreifen der Kehler Hauptstrasse befand sich der Stacheldraht, der Kehl in Deutsche- und in französische Zone teilte. Kehl war damals die einzigste zwei Zonen Stadt Europas... lange vor der Teilung Berlins.
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Wer sich noch mehr zu dem Thema interessiert kann hier weiter lesen:
Kehl, die zweigeteilte Stadt ;
Zeitzeugen von der Rückkehr ins freie Kehl
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Im Hanauerland Museum vor euch findet ihr auch interessante Infos über diese Zeit.
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