Wer Wetzlar besucht, findet auch ohne Geocaching das
Lottehaus, den Dom, das Reichskammergericht, das Jerusalemhaus und
neuerdings die Leitz-Galerie (Letztere im Übrigen wirklich
empfehlenswert).
Meine Tour durch die Stadt zeigt andere Stationen,
Stationen die in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts für
einen Pennäler eine gewisse Bedeutung hatten.
Dazu habe ich einfach meine persönliche „Memory
Lane“ durch die Stadt abgeschritten und ein paar Fotos
gemacht.
Zwanzig Fotos sind es geworden, die Ihr an den
zwanzig angegebenen Stationen vorfindet. Zunächst ein paar
Infos, warum diese 20 Orte auf meiner „Memory Lane“
liegen:
A - Alter Friedhof
Das ist nun rein zufällig hier die Station A,
nicht etwa weil sie mir am wichtigsten ist. Bis etwa 1970 gab es
keinen Friedhof am Bismarckturm und alle Beerdigungen fanden hier
statt. Ich selbst war öfters hier, habe bei Beerdigungen das
Rauchfass geschwenkt und dafür jeweils 50 Pfennig vom Pfarrer
bekommen. Schokoladeneis oder Sparschwein? Das war die Frage!
B - Goethe-Schule (Gymnasium für Jungen)
Sexta, Quinta, Quarta: so hießen damals die
drei ersten Klassen auf dem Gymnasium. Diese drei Klassen habe ich in
diesem Gebäude absolviert, bevor die Goethe-Schule in das neue
Gebäude in der Frankfurter Straße umgezogen ist. Damals
wirkte das Halbrund des Schulgebäudes wie ein architektonisches
Meisterwerk. Der Bildausschnitt, den Ihr von hier seht, war damals
von jeder Seite bestens zu sehen.
C – Goldfischteich
Auf den Fußmarsch in die Stadt wurden wir
Kinder immer damit gelockt, dass wir hier die Goldfische füttern
durften. Gegenüber stand damals das Saalgebäude des
Wetzlarer Hofes. Dort erlebten wir als Teenies unsere Abschlussbälle
der Tanzschule Römer („Fritz Römer und Frau“ um
genau zu sein).
D - Schmal(st)es Haus
Dieses schmale Häuschen in der Pariser Gasse hat
mich schon immer fasziniert.
E - Lotte-Schule (Gymnasium für Mädchen)
Hier steht Ihr vor der Aula des ehemaligen Gymnasiums
für Mädchen, der Lotte-Schule (bis etwa 1965). Trotz der
getrennten Erziehung gab es ausreichend Möglichkeiten sich
jeweils dem anderen Geschlecht zu nähern, siehe u.a. Station K!
F - Der Landsknecht
Treffpunkt der Oberstufenschüler. Unser Jahrgang
war – meines Wissens – der erste Jahrgang auf der
Goethe-Schule, der ohne Abiturfeier auskam. Ich habe mein Abi
jedenfalls im Landsknecht ausgehändigt bekommen.
G - Die "Akro" (Akropolis)
Eltern sollten und wollten nichts davon wissen, wenn
ihre Sprösslinge in den 60er Jahren diese süßlich
duftende rauchgeschwängerte Kaschemme aufgesucht haben. Es war
übrigens die einzige Kneipe in Wetzlar, die auch die ganze Nacht
am 24. Dezember, am Heiligen Abend, geöffnet hatte.
H - Pfadfinder Stamm Barbarossa
Der konfessionelle Pfadfinderstamm Barbarossa hatte
hier sein Pfadfinderheim. Sicher praktischer und nützlicher als
das Heim des Stammes Greif (siehe Station P). Dennoch haben wir die
Greifs wegen Ihres Säuturm-Domizils beneidet.
I - Hauptwache
Damals wirklich Polizeistation! Als 18jähriger
musste ich mir hier mein erstes Radarfoto
(Geschwindigkeitsübertretung vier Wochen nach der
Führerscheinprüfung) anschauen, damals noch von hinten ohne
wirkliche Beweiskraft. Bin schließlich ohne Knöllchen
davon gekommen.
J - Wochenmarkt am Brodschirm
Bis in die 1960er Jahre hinein war dieses riesige
Gelände, welches im Augenblick (ab 2024) neu bebaut wird, eine
einzige Freifläche, auf der regelmäßig der
Wochenmarkt mit unzähligen Ständen mit Produkten aus der
lokalen Landwirtschaft abgehalten wurde. In den 1970er Jahren wurde
hier das architektonisch umstrittene 'Stadthaus' hinbetoniert. Leider
oder glücklicherweise mit so vielen Baumängeln, dass es
2023-2024 abgerissen werden musste, um einer hoffentlich schöneren
Bebauung Platz zu machen.
K - Stone Age Club
Schon wieder eine Stätte des Schreckens aller
Eltern – soweit sie davon gewusst haben. Hinter dieser Tür
geht es nach rechts eine steile Steintreppe hinunter in ein
Kellergewölbe, wo Musik vom Typ „I am the god of hell
fire, and I bring you … fire“ die Boxen zum Bersten
brachte. Hier war es so eng, dass man den Kontakt zu seinem
Tanzpartner, seiner Tanzpartnerin gar nicht verlieren konnte. Man
musste einfach auf Fühlung gehen, weil die dunkle Beleuchtung
und die Rauchschwaden die optische Wahrnehmung extrem
beeinträchtigten.
L – Maggi-Hofmann
Pommes Frites gibt es ja nun nicht schon immer in
Deutschland. In Wetzlar gab es die ersten Fritten genau in diesem
Schnellimbiss bei Maggi-Hofmann. So hieß dieses Lokal im
Volksmund in den 60er Jahren, weil man auf der Straße nur dem
Maggi-Geruch folgen musste, um auf diese Schaschlik- und
Nierenspieß-Braterei zu stoßen. Logisch, dass hier die
ersten Wetzlarer Fritten im Straßenverkauf zu haben waren. Auf
dem Weg vom Freibad Domblick nach Hause schoben wir hier stets ein
paar Pfennige über den Tresen für eine fettige Spitztüte
mit Pommes und Ketchup.
M - Alte Lahnbrücke
Die Lahnbrücke ist seit einer Reihe von Jahren
luxussaniert. Gut so! In den 60er Jahren gab es statt der
Mauerbegrenzung der Fahrbahn nur ein Eisengeländer, an dessen
Außenseite ein Eisenrohr entlang lief, Durchmesser
schätzungsweise 30 cm. Die ganz „Mutigen“ sind über
das Geländer gestiegen, haben sich auf das Eisenrohr gestellt
und sind in die Lahn gesprungen. Ich war zwei Mal ganz „mutig“.
N - Freibad Domblick
Heißes Sommerwetter bedeutete Kampf um zwei
Quadratmeter Rasenfläche im Freibad Domblick. Auf dem Rasen und
im Wasser sah es hier aus wie in einer Pinguinkolonie: Voll, voll,
voll! (Seen in Kiesgruben gab es noch nicht und kaum eine Familie
hätte ein Auto gehabt, um dorthin zu fahren, falls es sie
gegeben hätte.) Von den angegeben Koordinaten aus schaut Ihr
durch ein Tor auf die Wiese, die am weitesten vom Eingang am
Karl-Kellner-Ring entfernt ist. Von hier hielten Mütter und
Väter ihre kleineren Kinder fern, weil hier die Teenies schon
mal im Bikini auf Schmusekurs gingen.
O - Die Schauburg
Hier seht Ihr noch ein paar Stufen, die vor einer
bemalten Mauer enden. Sie führten seinerzeit hinauf zur
„Schauburg“, dem drittgrößten Kino in Wetzlar.
Das Größte war das REX, das schönste das ROYAL in der
Bahnhofstrasse, in der Langgasse gab es das schon damals
heruntergekommene LICHTSPIELHAUS und schließlich in
Niedergirmes das TIVOLI. Meine Erinnerungen: Schauburg = „Bambi“,
Royal = „Winnetou“, Rex = „James Bond“,
Lichtspielhaus = „Jerry Cotton“ (mit dem Jaguar E-Type)
und ins Tivoli habe ich mich für „Die Wirtin von der Lahn“
geschlichen.
P - Pfadfinder Stamm Greif
Oben im obersten Stockwerk des Säuturms hatten
die Pfadfinder vom Stamm Greif ihr Pfadfinderheim. Neid!
Q - Freiluftbühne Rosengärtchen
„Durch diese hohle Gasse muss er kommen!“
hörte ich hier in der Schüler-Matinee des „Wilhelm
Tell“. Später war es dann aufregender: Alexis Corner oder
Klaus Doldinger habe ich noch in Erinnerung.
R - Musikschule Wetzlar
Eigentlich wollte ich Klavier lernen. Ein Klavier war
zu teuer und zu groß für unsere Hütte. Deshalb wurde
ich zur Geige gedrängt. Nach zwei Jahren mit kläglichen
Ergebnissen beendete ich meine Besuche in dieser Schule. Inzwischen
freue ich mich, wenn ich den Eleven der Musikschule Wetzlar als
Zuhörer hin und wieder lauschen darf.
S - Ernst Leitz GmbH
„Tor B“ steht hier vor dem heutigen
Leica-Gebäude. In den 60er Jahren war das hier der Haupteingang:
TOR 1 der Ernst Leitz GmbH. Durch dieses Tor und durch andere Tore
der Leitz-Werke in Wetzlar marschierten in der Blütezeit des
Unternehmens mehr als 6000 Arbeiter. Ich erinnere mich noch daran,
welche Aufregung in den 60er Jahren Flugblattverteiler der
Anti-Vietnam-Bewegung vor dem Tor verursachten.
T - Kreuzkirche
Morgens und abends
um 7 und um 19 Uhr läuten die Glocken der Kreuzkirche. Als die
Glocken (etwa um 1960) angeliefert wurden, standen sie hier unten an
den Koordinaten dieser Station und ich – halb so groß wie
die Glocken – davor: Beeindruckend!
Wie gesagt, an jeder Station habe ich ein Foto
geschossen. Die Koordinaten der Stationen liegen an der Stelle, von
wo das Foto gemacht wurde. Das Bild kann etwas zeigen, was von dort
nur wenige Zentimeter oder aber auch über hundert Meter weg ist.
Um am Ende die Dose finden zu können, solltet
Ihr wissen, welches Foto von welcher Station aus zu sehen ist. Jedes
Foto hat eine Nummer. Multipliziert die Foto-Nummer mit dem
Buchstabenwert der Station, z.B. Buchstabenwert der Station
Goldfischteich C ist 3 und wenn dort das Bild mit der Nummer 21 zu
sehen wäre, berechnet Ihr C = 3*21 = 63. (Richtig: Das Bild
Nummer 21 gibt es gar nicht. Aber um das Prinzip zu erklären,
sollte es reichen.)
So erhaltet Ihr 20 Werte für die Buchstaben A
bis T:
Diese Werte benötigt Ihr zum Berechnen der
Koordinaten des Finals. Doch lasst Euch Zeit! Die Stationen laufen
nicht davon. Wenn Ihr es auf mehrere Tage verteilt, um alles
zusammenzutragen, ist das auch in Ordnung.
(Die Stationen brauchen nicht in einer bestimmten
Reihenfolge angelaufen zu werden. Ich empfehle lediglich, die Station
T „Kreuzkirche“ zum Schluss zu besuchen, weil dort in der
Nähe auch die Dose liegt.)
Final
Das Final liegt
etwas abseits des Stadtzentrums, vor allem, weil in der Stadt
zwischen all den vorhandenen Caches und deren Stationen keine gute
Location unter der korrekten Abstandswahrung aufzutreiben war.
Zum Thema „Memory
Lane Wetzlar“ passt die nun gewählte Stelle allemal: Hier
haben wir uns als Kinder herumgetrieben, Erdhöhlen gegraben,
Baumhäuser gebaut oder die Wiesen abgefackelt, ohne uns vom
Flurhüter erwischen zu lassen.
Die Dose liegt
hier:
N 50° 32.X E 008° 30.Y
mit
Z=A+B+C+D+E+F+G+H+I+J+K+L+M+N+O+P-Q-R-S-T
X=Z+E+F-S
Y=Z+E+I
Wenn Ihr alles richtig gemacht habt, dann erhaltet
Ihr hier noch ein schönes Spoilerbild, damit das Suchen leicht
fällt:
Wenn trotz akribischer Vorarbeiten der Geochecker
nicht grün zeigen will, dann schickt mir Eure Berechnung, damit
ich Euch auf die Sprünge helfen kann.
Viel Spass und: Eigenen Stift mitbringen!