Den Heiligabend 2015 haben wir bei Verwandten verbracht, und daher nicht mitbekommen, was sich in dieser Nacht in unserem Garten abgespielt hat. Als ich am Morgen des 1. Weihnachtstages auf die Terrasse gehen wollte, um für die gefiederten und befellten Freunde Futter auszulegen, traute ich meinen verschlafenen Augen nicht.
Die alten, grauen Zellen waren zwar noch nicht richtig warmgelaufen, formulierten aber sofort zwei naheliegende Fragen: "Wer hat sich hier nächtens künstlerisch betätigt, und was will uns dieses Gemälde sagen?"
"Haben hier die Nachbarskinder ein neues Hüpfspiel kreiert, indem sie die gerade in der Schule gelernten Buchstaben und Ziffern bunt durcheinander gewürfelt zu Papier, beziehungsweise zu Stein gebracht haben? Es wäre ja schön, wenn sich Kinder heutzutage noch auf diese Weise outdoor betätigten, statt stundenlang auf Smartphones, Tablets und Bildschirme zu starren.
Oder stammt diese Nachricht von kleinen, grünen Marsmännchen, die den Erdbewohnern einen Gegenbesuch abstatten wollten? Seitdem die Menschen ferngesteuerte Fahrzeuge auf fremden Planeten herumfahren lassen, halte ich das nicht mehr für völlig ausgeschlossen. Ihre Botschaft könnte bedeuten, dass wir ihren Lebensraum in Ruhe lassen sollen, es reicht doch wenn wir unseren eigenen zerstören.
Vielleicht hatten wir sogar Besuch von den drei Weisen aus dem Morgenland, die, statt dem Stern zu folgen, sich blind auf ihr nagelneues Navigationsgerät verlassen haben?" Dann könnte es sich hier um eine Formel handeln, mit der sie den Weg nach Bethlehem neu berechnet haben. Falls das der Fall war, hätten sie ruhig etwas Gold hier lassen können, Weihrauch und Myrrhe haben wir selbst."
Während ich über diese und zig andere Fragen sinnierte, hatte Frau Timoleague auch den Weg aus dem Bett gefunden, und ich zeigte ihr die schöne Bescherung: "Hast du vielleicht eine Ahnung, wer das wohl gewesen sein, und was das bedeuten könnte?" Nachdem sie die Hinterlassenschaft ein paar Minuten betrachtet hatte, schlug sie mir halb zärtlich, halb schmerzhaft auf die Schulter, und sagte in einem Tonfall, den ich nicht richtig einordnen konnte: "Was habe ich doch bloß einen lieben, aber leider auch dummen Mann geheiratet. Du als selbsternannter Rätselexperte verstehst nicht was dort steht? Das ist doch nicht schwierig zu übersetzen!"
Sprach's und verschwand in der Küche, um ihren Pflichten als Hausfrau und Katzenmutter nachzukommen. So blieb ich noch ein Stündchen ratlos auf der Terrasse stehen, bis der leise rieselnde Schnee das Gemälde und mich vollkommen bedeckte.
Okay, der letzte Satz legt die Vermutung nahe, dass sich diese Geschichte nicht ganz so zugetragen hat. Tatsache ist dagegen, dass die dem Rätsel zugrunde liegende Idee nicht von uns, sondern von einem leider seit Jahren nicht mehr aktiven Cacher stammt. Wir finden den Lösungsweg so genial einfach, deshalb wollen wir euch nun das Rätsel in leicht abgewandelter Form präsentieren. Wir haben übrigens über fünf Jahre daran herumgedoktort, natürlich nicht kontinuierlich, aber vor jedem Urlaub haben wir es wieder aus der Schublade geholt, und uns ein Stündchen damit beschäftigt. Selbst als uns der Lösungsweg prinzipiell bekannt war, hat es noch eine Weile gedauert, bis Frau Timoleague es endlich geknackt hatte.
Wahrscheinlich schaffen das einige Experten unter euch in zehn Minuten, wir wünschen Allen viel Spaß und Erfolg beim Rätseln.
timoleague
PS. Urkunden gibt es dieses Mal nicht, dafür warten auf die Treppchenjäger tolle Events.
Der Erstfinder darf im Frühjahr das am oberen Bildrand zu sehende Geländer neu streichen, der Zweitplatzierte im Anschluss den Kärcher schwingen und die Terrasse reinigen, und der Drittplatzierte immerhin noch die im Herbst gefallenen Blätter wieder an die Bäume und Sträucher tackern.