Mittelalterliche Straßen waren keine strikt linear verlaufenden Fahrtrassen. Es waren Wegebündel, die zusammen über eine beachtliche Fläche hinweg verliefen und einander ergänzten: War eine Strecke unpassierbar, wurde eine andere verwendet. Die Hohlwege, die hier in Salzenforst zu sehen sind, gehören zu dem System von Wegen, die zu der nach Bautzen führenden bedeutenden mittelalterlichen Handelsstraße (via regia) gehören, die von Frankfurt am Main über Erfurt und Leipzig kommend über Bautzen nach Breslau führte. Im ihrem weiteren Verlauf verband diese Straße das am Atlantischen Ozean gelegene spanische Santiago de Compostela mit dem ukrainischen Kiew, wo Anschluss an weitere wichtige Handelsstrassen bestand.
Hohlwege sind Produkte der Erosion. Erdmaterial wurde im Laufe der Zeit ausgeschleppt. Das Phänomen der Hohlwegbildung lässt sich bei Ameisenstraßen und bei menschlichen Trampelpfaden ebenso beobachten, wie bei den metertiefen Hohlwegen. Durch Fußgänger, Lasttiere und ein-, zwei- und mehrrädrige Fahrzeuge wird das Material im Lauf der Zeit in solchen Größenordnungen abtransportiert, dass die Sohlen der Wege immer tiefer gelegt werden.
Das hier in Salzenforst erhaltene Hohlwegbündel zeigt, dass auch auf kleinen Raum durchaus mehrere tiefe Hohlwege nebeneinander entstehen können, wenn Hindernisse beispielsweise kleinräumig umfahren werden.
Das Salzenforster Hohlwegbündel ist eines der wenigen heute noch erhaltenen Relikte der Altstraße via regia. Oft sind die Hohlwegreste andernorts verfüllt und eingeebnet, wo sie über heutige landwirtschaftliche Nutzflächen verliefen. Andernorts verlaufen heutige, asphaltierte Verkehrswege durch Hohlwegrelikte.
Südöstlich von Salzenforst erreicht der weitere Verlauf der Straße Bautzen.