Küstendünen bestehen aus einem kleinteiligen Komplex verschiedener Lebensräume mit natürlicherweise sehr hoher raum-zeitlicher Dynamik. Sie bieten Pflanzen und Tieren entsprechend variierende Lebensbedingungen und sind durch die abnehmende Nähe zum Meer, ihre Entwicklungsgeschichte und spezifische in ihr lebende Pflanzen- und Tiergemeinschaften geprägt.
Strandhafer begünstigt die Ablagerung angewehten Sandes und wächst in den Ablagerungen mit empor.
Küstendünen sind Ablagerungen nahezu reinen Quarzsandes, der ursprünglich aus der Gesteinsverwitterung in Gebirgen stammt und mit den Flüssen ins Meer transportiert wurde. Meeresströmungen können mit Unterstützung stärkerer Winde Sand vom Meeresboden an die Küsten transportieren. Dort wirft die Brandung mäßig grobkörnigen Sand auf und vermischt ihn mit zerriebenen Muschelschalen, Pflanzen- und Tierleichen und anderem Getreibsel. Der oberflächlich schnell austrocknende Sand wird in der Folge landeinwärts geweht und lagert sich im Windschatten von Pflanzen ab, die im Sand wachsen.
Für die anschließende Dünenbildung entscheidend sind einige kräftige und gesellig wachsende Gräser als durchblasbare Hindernisse, in denen sich hinreichende Mengen an Sand ablagern und die in den sich ablagernden Sandschichten mit emporwachsen. Der sich ablagernde Sand sorgt dabei für Nachschub an wichtigen Nährstoffen. Denn zunächst enthält der Sand Kalk und Nährstoffe, die im Meerwasser gelöst oder mit Bruchstücken toter Organismen und Getreibsel eingemischt sind. Ohne erneute Umlagerung werden sie bald durch Regenwasser ausgewaschen, so dass Sanddünen schnell oberflächlich entkalkt und entbast werden und versauern.
Mehrere aufeinander folgende Spülsäume bieten Keimorte und Nährstoffe für Spülsaumarten. An der Ostsee auftretende Spülsäume werden typischerweise durch große Mengen abgerissener Blätter des Gewöhnlichen Seegrases (Zostera marina) gebildet, eine bis in 10 m Wassertiefe im Sediment wurzelnde Höhere Pflanze.
Im Vordergrund in Aufsandung und im Hintergrund in Absandung befindliche Weißdünen mit Strandhafer (Ammophila arenaria)
Die Stranddistel (Eryngium maritimum) als Pionierart auf Weißdünen.
Die Wiesen-Kuhschelle (Pulsatilla pratensis) als Besiedler konsolidierter Graudünen.
Küstendünen können nur dort entstehen, wo durch Meeresströmungen Sand angelandet wird und Wind mit einer Geschwindigkeit von mindestens 6 m/sec über nackte Sandflächen bläst, um den Sand weiter landeinwärts zu transportieren. Hinter den ersten Hindernissen, die Spülsaum und liegengebliebenes Getreibsel bilden, kommt Sand bereits zur Ablagerung und bietet Orte für die Ansiedlung ephemerer Spülsaumvegetation, die sich aus annuellen Nitrophyten zusammen setzt.
Die erste Bildung von Dünen vollzieht sich im Windschatten erster Pflanzen von Binsen-Quecke (Elymus farctus) und Strandroggen (Leymus arenarius), wo sich niedrige Primärdünen anhäufeln. Durch Ansiedlung des Standhafers (Ammophila arenaria) gehen diese in steilkuppige Weißdünen über, die sich zu einem Wall zusammenschließen und zu mehreren Metern Höhe anwachsen können. Durch zunehmende Vegetationsbedeckung wird der Sand in der Folge festgelegt und es sammelt sich darin organische Substanz an: Ein zunehmend humoser A-Horizont kennzeichnet die Weiterentwicklung im Zuge der Sukzession zur Graudüne. Infolge der Beruhigung des Sandes werden die oberen Sandlagen durch das Regenwasser schnell entkalkt und dann entbast. Diese bodenbildenden Prozesse leiten die weitere Entwicklung zur Braundüne ein, bei der zusätzlich zur Humusakkumulation sich neu bildende Tonminerale und Eisenoxide sich ansammeln, die den Oberboden bräunlich färben und bindiger machen.
Die Vegetation ist auf den Primär- und Weißdünen noch lückig und arm an Arten. Auf den Primärdünen kann neben Binsen-Quecke (Elymus farctus) und Strandroggen (Leymus arenarius) auch die Salzmiere (Honckenya peploides) bei der Befestigung des Sandes mitwirken. Zu diesen salztoleranten Arten (Halophyten) gesellt sich der Standhafer (Ammophila arenaria) erst hinzu, wenn sich genug Wurzelraum oberhalb des Einflussbereichs salzigen Grundwassers gebildet hat, da er nur geringe Salzkonzentrationen im Wurzelraum toleriert. In den sich aufhäufenden Weißdünen treten zum Standhafer wenige neue Arten hinzu, die ebenfalls nur schwach salztolerant sind, wie Baltischer Strandhafer (X Ammocalamagrostis baltica), Strand-Platterbse (Lathyrus japonicus ssp. maritimus) und Stranddistel (Eryngium maritimum). Die genannten Arten tolerieren die starke mechanische Beanspruchung durch den Wind und vorübergehenden Salzeintrag. Zeitweilige Sandüberwehungen sind dagegen nicht nur geduldet, sondern erforderlich, da sie den Pflanzen wichtige Nährstoffschübe liefern, die essenziell für ein fortgesetztes Wachstum sind.
An den meerferneren Standorten der Graudüne fehlt dieser Sand- und Nährstoffnachschub bereits weitgehend, so dass zur genannten Humusakkumulation und Auswaschung von Basen auch Nährstoffverarmung hinzutritt. Dennoch nimmt hier die Artenzahl zu, indem sich weitere Pioniergrasarten wie Dünen-Rot-Schwingel (Festuca rubra ssp. arenaria) und Land-Reitras (Calamagrostis epigejos) und anspruchslosere, z. T. xeromorphe Landpflanzen ansiedeln. Unter letzteren sind Dünen-Schaf-Schwingel (Festuca polesica), Wiesen-Kuhschelle (Pulsatilla pratensis) und Echter Wundklee (Anthyllis vulneraria), von dem die Unterart A. v. ssp. maritima (Hagen) Corb. beschrieben wurde, die charakteristischerweise Dünen der Ostseeküste besiedelt, deren taxonomische Differenzierung sich jedoch nicht aufrechterhalten ließ.
Ältere bodenverarmte Dünenstandorte, die ab und an eine nochmalige Bodenverwundung erfahren, werden von Magerkeitsspezialisten und Säurezeigern (Acidophyten) wie Krähenbeere (Empetrum nigrum) und Besenheide (Calluna vulgaris) sowie bei häufiger Bodenverwundung Silbergras (Corynephorus canescens) besiedelt, die bereits die Braundüne und den Übergang zu acidophytischer Binnenlandvegetation charakterisieren. Auch Baumgehölze können bald in feuchteren Dünentälchen Fuß fassen, im südlichen Ostseeraum insbesondere die Wald-Kiefer (Pinus sylvestris), aber auch die Hänge-Birke (Betula pendula) und die Stiel-Eiche (Quercus robur).
In etwas geschützten Leelagen der Weißdünen und im Graudünenbereich können sich auch Dünengebüsche schnell einstellen, die aus Kriech-Weide (Salix repens) und Sanddorn (Hippophae rhamnoides) aufgebaut werden und Anschluss zu süßem Grundwasser im Wurzelraum anzeigen. Sie stehen damit auch in ökologischer Verbindung mit der Vegetation immer feuchter Dünentälchen, in denen typischerweise die Baltische Binse (Juncus balticus) anzutreffen ist.