Als der Streit um "alle Neune" schon mal tödlich endete
Ein schreckliches Beispiel dürfte das Ereignis vor langer Zeit bei Waldshut - Gaiß sein: Im Gewann Diggelholz, einem Waldstück oberhalb von Gaiß, steht zwischen jungen Buchengebüsch ein niedriges Sühnekreuz. Das einfache, aus Waldshuter Sandstein gehauene Mahnmal trägt die Jahreszahl 1796 mit dem Initialen "IT". Im Wald bei Gaiß gab es einmal - einen heute im Gestrüpp kaum noch erkennbaren - Kegelplatz mit Bahn und Aufstellfläche.
Es muss wohl, wie es auf dem Sühnekreuz steht, um 1796 gewesen sein, als der Müllerknecht "IT" aus Eschbach und ein Unteralpfener um eine Goldmünze - damals ein kleines Vermögen - gekegelt haben. Als der Eschbacher gewonnen hatte, war sein Gegner wohl überhaupt nicht damit einverstanden. Es kam zu einem heftigen Streit. Während des Handgemenges konnte sich der Müllerknecht jedoch losreißen und fliehen. Aber auf der gegenüberliegenden Talseite wurde er von seinem aufgebrachten Verfolger eingeholt und mit einem Kegel erschlagen.
Am Ort der Bluttat ist danach ein "Bildstöckle" errichtet worden, dass mit einem eingemeißelten Kegel an diesen tragischen Todschlag erinnern soll. Der Täter ist, bevor das Geschehen entdeckt wurde, sofort nach Unteralpfen heimgeeilt um ein Pferd zu satteln und damit zu flüchten. Er blieb spurlos verschwunden, man vermutet, dass er nach Amerika ausgewandert ist.
Sühnenkreuz
Währen des Zweiten Weltkrieg wurde das "Bildstöckle" bei Gaiß zum Wallfahrtsort. Es wurde vom Gestrüpp befreit und mit Blumen geschmückt. Fortan pilgerten Frauen aus Eschbach und Gaiß dorthin, um mit ihrer Fürbitte hier erhört zu werden, dass doch ihre Männer und Söhne heil zurückkommen mögen. Schon beim Anmarsch hatte man mit dem Rosenkranz zu beten angefangen. Bis heute ist der Platz um das Bildstöckle am Waldrand gepflegt und mit einer Sitzbank versehen.