Allgemeines
In der Weichseleiszeit wurden in den nicht vergletscherten Gebieten, vor allem im Bereich der vegetationsfreien Sanderflächen und Urstromtäler, Sand und Schluff vom Wind erodiert und umgelagert. Während der Sand meist über kürzere Entfernungen transportiert wurde, gelangte der Schluff erst am Rande der Mittelgebirge zur Ablagerung. Auch bei den Boberger Dünen handelt es sich um gegen Ende der Weichseleiszeit auf den trockenliegenden Sandflächen des Elbe-Urstromtales aufgewehte Dünen, die bis in die jüngste Zeit äolisch umgelagert wurden.

Dünen und Flugsand aus dem Elbtal
Nach Ende der letzten Eiszeit vor etwa 10.000 Jahren blies Wind den Sand aus dem Elbtal parallel zum Fluss auf und so wurde der Sand immer mehr Richtung Südosten in das Landesinnere verfrachtet und dort zu Dünen aufgeweht. Nach und nach setzten sich diese an den Ufern und im Überschwemmungsbereich der Elbe ab. Binnendünen entstanden und bei regelmäßigen Herbststürmen bewegten sich die Dünen stetig weiter und Wanderdünen entstanden. Man nehme einfach mal den trockenen Sand in die Hand und fühlt, wie fein seine Körner sind. Wenn man ihn in die Höhe wirft, fällt er nicht „wie ein Stein“ nach unten, sondern fliegt selbst bei leichtem Wind ein wenig davon. So ist er auch hier her gekommen. Bis vor circa 4.500 Jahren war das hier 14 Kilometer breite Elbtal eine sandige Ebene, durchzogen von vielen kleinen Flussarmen. Bei kräftigem Südwestwind flog feiner Sand nach Norden und häufte sich vor der Geestkante zu Dünen auf oder lagerte sich als Sandschicht auf der Hochfläche ab. Vor 150 Jahren gab es hier eine Düne, die mit Heidekraut, Gras und einigen Bäumen bewachsen war. Wahrscheinlich weideten Schafe auf der Düne. Der Bauer des nahe gelegenen Schafshofs nutzte die guten Böden der anschließenden Marsch zum Anbau von Getreide oder als Weide für Kühe oder Pferde. Zum Schutz vor der Düne pflanzte er am Feldrain eine Reihe Eichen.
Entstehung von Sanddünen
Grundsätzlich ist die Entstehung von Dünen von mehreren Faktoren abhängig, die im Zusammenspiel den Prozess zur Düne bilden. Dazu gehört die Sandzufuhr, die Windstärke und Richtung sowie vor Ort befindliche Bedeckung von Vegetation. Der Wind sorgt dafür, dass sich der Sand immer mehr auftürmt und die Düne schichtweise erhöht. Man unterscheidet dabei zwischen der flachen Luvseite, dem Wind zugewandte Seite und dem steilen Leehang, der windabgewandten Seite. Vorhandene Vegetation sorgt dabei dafür, dass sich der Sand dort ablagert und nach und nach fest verankert. Eine Düne entsteht.
Was ist Flugsand?
"Flugsand bezeichnet man vom Wind transportiertes Material von mikroskopisch kleinen Sandkorngrößen. Die vom Wind geschaffene Verfrachtung von Sandkörnern wird auch als äolischer Sandtransport bezeichnet. Die ständig stattfindenden Kollisionen zwischen den Körnern verursachen dabei die typische Mattierung äolischer Sandkörner, die durch unzählige, mikroskopisch kleine Schlagmarken auf den Kornoberflächen bedingt ist. Bei nachlassender Transportkraft kommt es zur äolischen Akkumulation, dem durch Wind stattfindenden Ablagerungsprozess des Flugsandes. Mit zunehmender Entfernung vom Auswehungsgebiet und abnehmenden Korngrößen (Schluff) geht Flugsand in Sandlöss und schließlich Löss über. Überwiegend kommen die Flugsande in Form von deckenartigen Ablagerungen vor; man spricht daher vielfach auch von Flugsanddecken. Regelrechte Dünen mit deutlich ausgebildeten Leehängen sind seltener; sie treten bevorzugt in der Umgebung der großen Flusstäler und am Rande der Urstromtäler auf." (https://www.spektrum.de/lexikon/geographie/flugsand/2556)
Saltation und Reptation
"Bei der Entstehung von Dünen und der Erklärung von Wanderdünen spricht man in diesem Zusammenhang von Saltation und Reptation. Unter Saltation versteht man den Sandtransport durch Wind, wobei die Sandkörner durch das Zusammenwirken von a) impakt auftreffenden Körnern, b) Windschub, c) Windsog und d) Auftrieb von der Sandoberfläche aufgenommen und dann mit der Windströmung auf parabelförmigen Flugbahnen transportiert werden. Die Wolke der saltierenden Körner (Saltationswolke) erreicht Höhen von 1-2 m, teilweise aber auch von bis zu 3 m über der Sandoberfläche. Die Sprunghöhe und -weite hängt dabei ab von Windgeschwindigkeit, Turbulenz, Korngröße und Kornform, aber auch von der Wirkung elektrostatischer Kräfte in der Saltationswolke sowie der Elastizität bzw. Weichheit des Untergrundes: über hartem, grobkörnigem Untergrund oder festgerütteltem, deflatiertem Sand springen Körner wesentlich weiter als über weichem, frisch akkumuliertem Sand.
Ein weitere Art der Fortbewegung, die in Zusammenhang mit der Saltation steht, ist die Reptation. Reptation ist die kriechende, oft ruckartige, äolische Vorwärtsbewegung von Sandkörnern auf der Boden- oder Dünenoberfläche. Die nötige Bewegungsenergie stammt von in Saltation transportierten, kleineren Sandkörnern und wird durch deren fortwährenden Aufprall auf die liegenden Körner übertragen, die für den Saltationstransport zu groß bzw. zu schwer sind. Ein entscheidender, aber bisher vernachlässigter Faktor ist der Einfluss elektrostatischer Kräfte auf die Reptation, da durch die fortwährenden Korn-Korn-Kontakte mittels Reibung elektrostatische Aufladung entsteht. Sie kann das Weiterrücken der reptierenden Körner trotz aufprallender saltierender Körner verhindern, sodass die groben Körner Zitterbewegungen von mehreren Millimetern Amplitude und sogar dem Wind entgegen gerichtete Bewegungen ausführen können." (https://www.spektrum.de/lexikon/geographie/saltation/6818)
