Diese Dose ist Tante Mimi gewidmet - einer meiner vielen Großtanten.
Sie war tatsächlich nur eine von Vielen. Eine alte Frau, die man ein, zweimal im Jahr sah und zu der man als Kind nicht wirklich eine Beziehung aufbauen konnte, weil sie sehr wortkarg und nicht besonders herzlich war. Deswegen sind mir auch nur zwei Dinge in Erinnerung geblieben: Zum einen die Perücke, die sie immer trug und die suggerierte, sie habe noch volle, dunkelbraune Haare. Das andere ist eine Anekdote, die ich selber nicht erlebt habe, sondern nur mein Vater und über die wir uns in der Familie noch heute beömmeln können.
Tante Mimi war wie gesagt eine sehr wortkarge Person und es konnten Geburtstagsfeiern vergehen, an denen sie auf dem Sofa gesessen und außer "`Guten Tag'' und "`Auf Wiedersehen'' nichts gesagt hatte. Nun war sie eines Tages bei meinen Großeltern zu Besuch gewesen - in ihrem Elternhaus. Und die Familienfeier verlief in beredtem Schweigen wie das bei der puckeligen Verwandtschaft immer der Fall war. Und von ihrem Platz auf der Couch betrachtete sie den gefühlt 50'000 Jahre alten Wohnzimmerschrank, der seit gefühlten 250'000 Jahren an seinem Platz neben der Wanduhr stand, die vermutlich bereits vor dem Urknall getickt hatte. Langsam hob Tante Mimi den Finger und sagte mit tadelndem Unterton zu ihrer Schwester: "`Lisbeth! Da oben liegt etwas, was da nicht hingehört!''
Tante Mimi ist seit mindestens 20 Jahren tot, aber diesen Satz vergesse ich nie.