Eigentlich ein ideales Thema für einen Mysterie. Aber wir wollen hier mal die Sucherei nach Informationen nicht überstrapazieren und es bei einem Tradi belassen. Zumal unser geschätzter Ortschronist Peter Dietrich erst letztes Jahr für uns recherchiert hat und diesen schönen Artikel zur Geschichte der Ziegelhütte verfasst hat:
Vor 100 Jahren wurde die ehemalige Ziegelbrennerei in Nußbaum ein Raub der Flammen
Da es kein Wasser gab, wollte ein Einwohner mit Stroh löschen
Neulingen-Nußbaum (pd). Bis um die Jahrhundertwende wurden in Nußbaum im Gewann „Ziegelhütte“ Ziegel gebrannt. Vor 100 Jahren (1918) hat das Ziegelwerk dann selbst gebrannt. Die bis etwa um die Jahrhundertwende hergestellten Biberschwanz-Ziegel waren in der Umgebung beliebt und bekannt. Nach dem Einstellen der Ziegelherstellung stand das Anwesen, welches aus Wohnhaus, Scheune und Brennerei bestand, leer und begann zu zerfallen.
Doch in einer Sonntagnacht wurde vom Dorf aus bemerkt, wie es in Flammen stand. Eine Feuerwehr gab es damals im Ort noch nicht, die wurde erst 20 Jahre später gegründet. Eilends spannte daher der 68-jährige Bürgermeister und Landwirt Jacob Sulzer (1850 bis 1925) seine Pferde vor die völlig veraltete Spritzenwägelchen und galoppierte in Richtung ehemaliger Ziegelbrennerei. Einige Bürger und Kinder folgten ihm. Dort angekommen rief er „Wasser marsch“. Doch es rührte sich nichts. Niemand hatte bis jetzt bemerkt, dass die Holz-Spritze ein Leck hatte und daher alles Wasser unterwegs auslief. In Folge wollte einer mit Stroh löschen und schrie: „Stopft doch Stroh in die Fensteröffnungen, damit das Feuer nicht durchkommen kann und es erstickt wird.“ Doch alle die dabeistanden vermochten nichts auszurichten und mussten mit ansehen, wie das ehemalige Ziegelwerk unwillkürlich bis auf die Grundmauern niederbrannte. Die anwesenden Buben hatten noch zuvor das Scheunentor ausgehängt, es auf das Gras gelegt und sich daraufgesetzt, um von hier aus dem nächtlichen Inferno zusehen zu können.
Es ist nicht bekannt seit wann die „Ziegelhütte“, wie das Ziegelwerk umgangssprachlich bezeichnet wurde, errichtet und in Betrieb genommen wurde. Jedoch bestand es auf jeden Fall 1819, weil in den Kirchenbüchern von Nußbaum die erste Geburt in der Ziegelei vom dritten Sohn des ersten Ziegelmeisters Jacob Tubach (1783 bis 1857) am 28. Dezember 1819 registriert wurde und wie sein Vater hieß. Es ist daher davon auszugehen, dass das Anwesen und der Beginn der Ziegelherstellung aus dieser Zeit stammen. Tubachs ältester Sohn Christoph (1807 bis 1872, als er an Typhus starb) übernahm die Ziegelbrennerei in zweiter Genration. Der letzte genannte Ziegler von Nußbaum war dessen vierter Sohn Johann, von insgesamt zwölf Kindern, der 1841 geboren wurde. Wann er starb, ist nicht bekannt. Wahrscheinlich um die Jahrhundertwende, als die Ziegelproduktion eingestellt wurde und wahrscheinlich auch nur drei Generationen bestanden hatte. Seine Ehefrau Elisabetha starb am 11. Januar 1910.
An die einstige „Ziegelhütte“, von der es leider kein Foto gibt, erinnert heute noch der gleichnamige Gewannname sowie das darunter liegende Gebiet „Unter der Ziegelhütte“. Auch der Ziegelbrunnen, welcher das Wasser für das Ziegelwerk lieferte, ist nicht mehr sichtbar, da er vollständig mit Dornen zugewachsen ist.
Das Anwesen soll nach Erbunstimmigkeiten jemand ein „Dorn im Auge“ gewesen sein, der für einen warmen Abbruch sorgte. Heute wäre es ganz bestimmt von hoher kultureller Bedeutung und wohl ein Museum geworden.
Der mal gerne zu einem Späßchen bereite Landwirt Wilhelm Lansche (1913 bis 1995) sagte manchmal im Bezug zur nicht mehr existenten Ziegelei: „Wenn Du zwei bis drei Ziegen hast, dann hast Du eine Ziegelei!“
Quelle: Peter Dietrich
Ja, eine Ziegelhütte braucht auch Wasser und es gibt die Ziegelquelle immer noch. Von Dornen verborgen sprudelt sie nach heftigem Regen nach wie vor. Sie wird überwiegend durch Oberflächenwasser gespeist, welches über die plattenartigen Gesteinsschichten zur Quelle geleitet wird.
Unter Dornen verborgene Ziegelquelle
Die Dose findet Ihr im Herzen des mächtigen Baumes in unmittelbarer Nähe der Ziegelquelle.
Bitte haltet Euch an die Wegpunkte und lauft nicht querfeldein über die Wiese. Vom 2. Wegpunkt aus, folgt Ihr auch dem Lauf des Ziegelbachs bis zur Ziegelquelle. 😉