Berühmte Nordhäuser der Neuzeit II. Traditional Geocache

Berühmte Nordhäuser der Neuzeit II.

(Foto: Stadverwaltung Nordhausen)

Peter Heiter

* 25.05.1943, Görlitz
† 18.09.2020, Nordhausen

Peter Heiter war von 1985 bis 1990 Oberbürgermeister von Nordhausen.

Peter Heiter wurde als Sohn des aus Nordhausen stammenden Kaufmanns Hermann Heiter in Görlitz geboren. Der Großvater war Pfarrer in Nordhausen. Nach der Flucht vor der Roten Armee kam die Familie 1945 nach Wansleben am See und zog 1956 nach Nordhausen. In der zehnten Klasse verließ Peter Heiter die Humboldt-Oberschule und machte eine Ausbildung zum Baumaschinisten.

Peter Heiter verstarb nach einer Krebserkrankung in der Nacht vom 18. zum 19. September 2020.

https://nordhausen-wiki.de/index.php?title=Peter_Heiter

(Artikel vom 23.09.2020)

Nordhausen trauert um den liberalen Genossen

(Autor: Kristin Müller)

Mit Peter Heiter verliert die Rolandstadt seinen Bürgermeister der spannenden 1980er-Jahre.

Es sei Peter Heiters Verdienst, dass der Petriturm am 4. April 1987 seine Spitze samt goldenem Kopf wiedererhält, sagt Gisela Hartmann, damals eine der führenden Oppositionellen in Nordhausen.
Foto: Bertold Niborn

Vor dem geistigen Auge sieht Manfred Schröter ihn noch einmal die Straße entlanggehen. Zur Mai-Kundgebung. Eiligen Schritts. Er lässt sich nicht mit dem Wagen fahren. Er geht. Wie die anderen.

„Peter Heiter hat nie den Boden unter den Füßen verloren“, sagt Schröter über seinen Vorgänger, der von 1985 bis 1990 die Stadt regierte.

Ein Mann mit SED-Parteibuch über fast vier Jahrzehnte, aber frei von ideologischem Starrsinn. Ein relativ liberaler Genosse, kein Scharfmacher: Das war Peter Heiter. In der Nacht zum vergangenen Samstag (Anm.: 19.09.2020) ist er wegen eines Krebsleidens gestorben. Mit 77 Jahren. Hochgeachtet.

Nordhausen bleibt die Erinnerung: an einen Politiker, der auch im Amt menschlich blieb, verbindlich im Auftreten, bürgernah, anständig. An einen Bürgermeister, der im Januar 1990 selbst zurücktritt, weil es, wie er meint, eine neutrale Person braucht, ohne SED-Vergangenheit. Am Runden Tisch schlägt er mit Gisela Hartmann eine der führenden Oppositionellen vom Neuen Forum als seine Nachfolgerin vor.

„Ich habe ihn stets als ein nicht militantes, sondern verträgliches Gegenüber erlebt“, sagt Hartmann. Ihm sei es um ein „faires Miteinander“ gegangen. Im Gegensatz zu manch anderen Genossen sei Peter Heiter nie jemand gewesen, der Christen Grenzen aufzeigen wollte.

Bemerkenswert: Heiters Großvater war einst Pfarrer in Nordhausen. Jener Stadt, die die Familie nach Jahren in Görlitz und Wansleben am See 1956 wieder zu ihrer Heimat macht. Hier lernt Peter Heiter Baumaschinist, beginnt er 1966 als einfacher Arbeiter in der Organisationsabteilung vom Rat des Kreises. Ein halbes Jahrzehnt später wird er persönlicher Referent vom Vorsitzenden des Rates, muss als solcher auch auf Eingaben der Bürger reagieren.

Das reale Leben, er verliert es nicht aus dem Blick: nicht als studierter Ökonom, der ab 1982 die Abteilung Wirtschaftspolitik der SED-Kreisleitung führt, und nicht als Bürgermeister ab 1985. Einmal monatlich macht sich das Stadtoberhaupt persönlich auf in die Wohnbezirke, hört beispielsweise von einem fehlenden Weg und besorgt die Betonplatten.

„Er hat für die Stadt getan, was ging. Nur war das damals nicht viel“, meint Barbara Rinke (SPD), Stadtchefin zwischen 1994 bis 2012. SED-Kreis- und -Bezirksleitung sind bis 1989 die entscheidenden Stellen. Und doch setzt der Bürgermeister Akzente: Schröter erinnert an die Einweihung des Gedenksteins zur Erinnerung und Mahnung an die Pogromnacht 1938 am 9. November 1988, bei der Heiter spricht. Er beginnt, erhaltenswerte Bausubstanz zu bewahren. Dass der Petriturm am 4. April 1987 seine Spitze mit dem goldenen Kopf wiederbekommt, ist ebenso Heiters Verdienst. Und: Unter ihm werden gewaltige Lücken im Zentrum geschlossen.

Wegbegleiter bescheinigen, er habe pragmatische Lösungen gesucht

„Er hatte sich nichts vorzuwerfen, gar nichts“, sagt Manfred Schröter, zu DDR-Zeiten schon Mitglied der CDU. Er weiß noch zu gut, wie am 31. Oktober 1989 rund 25.000 Menschen auf dem Bebelplatz demonstrieren und für den abwesenden Bürgermeister Heiter viel Spott ertönt, wegen einer – lange geplanten und selbst bezahlten – Mittelmeer-Kreuzfahrt. Später räumt Heiter ein, die politische Bewegung 1989 unterschätzt zu haben.

Die Wende in Nordhausen ist er bereit mitzugestalten. Gemeinsam mit der Opposition ringt er am Runden Tisch um Lösungen. Die Kommune am Leben zu erhalten, darum geht es ihm.

Sollte der Bürgermeister einmal vom Volk – und nicht von der Stadtverordnetenversammlung – gewählt werden, trete er wieder an, verspricht Peter Heiter nach seinem Rückzug Anfang 1990. Doch die Option eröffnet sich damals nicht. Für zwei Jahre wird er noch im selben Jahr zum Bauamtsleiter im Landratsamt berufen. Einem Jahr Arbeitslosigkeit folgt die Selbstständigkeit als Finanz- und Versicherungsmakler und die Geschäftsführung einer Bau GmbH, schließlich in den letzten vier Jahren vor Rentenantritt 2007 die Leitung eines Asylbewerberheims. Und auch auf diesem Posten, sagt der langjährige Nordhäuser Pfarrer Peter Kube, habe er „pragmatische Lösungen“ gesucht.

https://www.thueringer-allgemeine.de/regionen/nordhausen/nordhausen-trauert-um-den-liberalen-genossen-id230490686.html

(Artikel vom 24.09.2020)

In Trauer nimmt die Stadt Nordhausen Abschied vom ehemaligen Bürgermeister Peter Heiter, der im Alter von 77 Jahren verstorben ist.

„Wie so viele Nordhäuser habe ich Herrn Heiter immer als konstruktive, freundliche und verbindende Persönlichkeit kennen und schätzen gelernt“, so Oberbürgermeister Kai Buchmann (parteilos).
Peter Heiter blieb bis zuletzt ein am Stadtgeschehen interessierter Mensch.

(Text aus der Traueranzeige der Stadt Nordhausen, TA vom24.09.2020)

https://www.thueringer-allgemeine.de/regionen/nordhausen/nordhausen-trauert-um-peter-heiter-id230498526.html