Tristes Dasein im Krankenhaus-Gebüsch
Über Jahrzehnte erhob sich die fast zehn Meter hohe Christus-Statue auf dem Dach eines Krankenhauses in Recklinghausen. 1960 von Fidelis Bentele geschaffen, war sie das Wahrzeichen des Ortes.
Bei Renovierungsarbeiten im Krankenhaus entdeckte man im Inneren des Kunstwerks deutliche Rostspuren am eisernen Gerüst und das Monument wurde auf dem Gelände abgelegt und dort vergessen. Einige der Kupferplatten, welche der Christus-Statue ihre Gestalt gaben, kamen abhanden oder wurden beschädigt.
Umfangreiche Sanierung war notwendig
Aufgrund eines glücklichen Umstands fand die Statue, die an die berühmte Christus-Figur des Corcovado in Rio de Janeiro erinnert, ihren Weg nach Sankt Augustin und bekam dort ihren neuen Platz auf dem Gelände der Steyler Missionare am Rande der Hangelarer Heide.
Pater Konrad Liebscher, Missionsprokurator der Steyler, hatte es sich zur Aufgabe gemacht, diese für viele Menschen so bedeutsame Figur zu retten. Sein Vorhaben fand schnell Unterstützung. Die Stiftung des Krankenhauses und einige Privatpersonen, die die Statue als Symbol ansahen oder eine persönliche Beziehung dazu hatten, stellten die benötigten Mittel für den Umzug und die nötigen Restaurierungsarbeiten zur Verfügung.
Es gab viel Arbeit!
Besonders Uwe Salz, ein Dachdeckermeister einer Siegburger Firma, war gefordert. Er wurde damit beauftragt, die Figur wiederherzustellen. Zuletzt fehlte noch der linke Arm der Statue. Das Gerüst des Arms war sehr verrostet. Außerdem mussten einige neue Kupferplatten angebracht werden. Zu bedauern war auch, dass die idealen Nieten, die dafür notwendig waren, nicht mehr hergestellt wurden. Aus diesem Grund musste sich Uwe Salz etwas einfallen lassen.
Auferstehung
Im April 2009 bewegte sich die große Christus-Statue das erste Mal auf dem Gelände an der Hangelarer Heide. Mit viel Fingerspitzengefühl hob der Kranführer die tonnenschwere Skulptur von einem Lasttransporter in die Sankt Augustiner Luft und setzte den Koloss, der noch ohne Arme war, auf dem Sockel ab.
Zuvor wurde aus elf Kubikmetern Beton ein Fundament mit einem Sockel gegossen, der 1,50 Meter hoch, breit und tief ist. Der hellgraue Quader wurde dann mit dem eisernen Jesus bestückt, der an 16 Zugankern fest verschraubt wurde, damit er dem Wind der großen Fläche standhält. Entgegen der Erwartung blickt die Skulptur jedoch nicht auf das Haus der Steyler Missionare, sondern in die Ferne über Hangelarer Heide und Flughafen in Richtung Posttower.
Segen
Liebscher lächelte und sagte: "Wir Missionare segnen nicht uns selbst, sondern die Menschen in unserer Umgebung." Er fügte hinzu, dass Jesus allen Menschen gehöre. Missionsbischof Gaspard J. Mundla Mudiso SVD aus Kenge/Kongo segnete die Christus-Figur mit den einladend weit ausgebreiteten Armen kurz nach der Aufstellung.
Alle Menschen sind eingeladen, unter der Statue im Schatten der großen Bäume etwas Ruhe zu finden und den Blick über die Hangelarer Heide in die Ferne schweifen zu lassen. Sie werden hoffentlich sehr lange mit weit ausgebreiteten Armen hier empfangen.