#18 Grollborste

Gloso – Thor-Sau – Donner-Sau

Die Grollborste ist ein aggressives Ungeheuer in Gestalt eines riesigen Schweins: das Maul voller riesiger Hauer, Augen wie glühende Kohleklumpen und Funken schlagende Hufe. Sie – denn es handelt sich immer um eine Sau – läuft mit gekrümmtem Rücken und gesenktem Kopf herum, allzeit bereit zum Angriff, Wenn sie grunzt, erbebt die Erde. Ihre Rückenborsten sind rasierklingenscharf und erinnern stark an ein zackiges Sägeblatt.

Die Grollborste griff früher mit Vorliebe sogenannte Jahreswandler an. Dabei handelte es sich um Wanderer, die ein bestimmtes Ritual ausführten, um Auskünfte über das bevorstehende Jahr zu sammeln: Sie mussten allein und schweigend durch die Weihnachtsnacht wandern und durften unterwegs mit niemandem Kontakt aufnehmen oder reden. Dabei wurden die Jahreswandler ständig von allen möglichen Wesen bedrängt, die sich daran hindern wollten, darunter auch die Grollborste. Sie rannte zwischen den Beinen des Wandlers hindurch und versuchte, ihn mit ihren Borsten aufzuschlitzen.

Aber nicht immer ist die Grollborste in so mörderischer Absicht unterwegs. Manchmal begnügt sie sich damit, nachts durchs Land zu streifen und Wanderer oder Reisende, die zu so später Stunde unterwegs sind, zu erschrecken. Wer ihr nicht rechtzeitig ausweichen kann, der Sitzt, eher er sich’s versieht, auf ihrem borstigen Rücken. Nach einem wilden Albtraumritt schleudert sie das durchgewalkte und benommene Opfer dann brüsk in einen Graben.

Ihre Behausung wir auf Friedhöfen und unter Steinhügeln auf Äckern vermutet. In manchen Landstrichen opferte man der Grollborste früher bei der Ernte drei reife Kornähren und sagte: „Was die Grollborste nicht auf dem Acker bekommt, holt sie sich stattdessen aus der Scheune.“